Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ayuso; Az; Azale; Azalĕa; Azaleïn; Äzani; Azāra; Azarolbaum; Azeglio

192

Ayuso - Azeglio.

schränkte das Wahlrecht ebenfalls auf die Höchstbesteuerten. Nur in Gemeinden von nicht über 60 Einwohnern sollte das Wahlrecht allen zustehen; in Gemeinden von 300 Seelen sollten 60 Wähler sein und die Hälfte der Einwohnerzahl über 60; bei 1000 Seelen 130 Wähler und ein Drittel der Einwohnerzahl über 300; bei 5000 Seelen 413 Wähler und ein Drittel der Zahl über 1000 u. s. f. Generale, pensionierte Offiziere und alle, welche einen freien wissenschaftlichen Erwerb treiben, sollten ohne Rücksicht auf ihre Steuersumme Wähler sein. Dieses unter Mitwirkung Christinens und unter französischem Einfluß entworfene Gesetz wurde von den aus Moderados bestehenden Cortes angenommen und trat in Kraft, erlitt auch später keine wesentliche Abänderung. Vgl. Spanien, Geschichte.

Ayuso, Francisco Garcia, span. Gelehrter, geb. 1846, wandte sich nach Absolvierung theologischer Studien im Eskorial der Sprachwissenschaft zu. Um das Arabische zu erlernen, lebte er eine Zeitlang in Marokko, begab sich 1868 zum Studium der Orientalia nach München, 1876 nach Wien und hat dann in Madrid eine Academia de lenguas gegründet, deren Zweck ist, das Interesse für fremde Kultur in Spanien wach zu halten. Außer einer arabischen Grammatik und zahlreichen Übersetzungen aus dem Indischen und Deutschen hat A. veröffentlicht: "Estudio de la filologia" (ins Französische übersetzt von de Castro, Par. 1884); "Los pueblos Iranios y Zoroastro"; "Ensayo critico de gramática comparada" und "Iran".

Az., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für F. Azara (s. d.).

Azale, s. Krapp.

Azalĕa L. (Azalie, Felsenstrauch), Gattung aus der Familie der Erikaceen, Sträucher mit ganzen, verkehrt eirunden und lanzettförmigen, gewimperten, abfallenden oder dauernden Blättern, großen, meist schön gefärbten, einzeln oder in Büscheln und Doldentrauben stehenden, trichterförmigen Blüten, meist im nördlichen Amerika und Asien heimisch. A. indica L., ein niedriger, reichverzweigter Strauch mit immergrünen, lanzettlichen Blättern und roten Blüten, wird mit mehreren andern Arten seit alter Zeit in China als Zierpflanze kultiviert und kam von dort nach andern Ländern Asiens und nach Europa. Gegenwärtig findet man bei uns Tausende von Varietäten und Blendlingen, die wahrscheinlich auf vier Arten zurückzuführen sind und in Bezug auf Blütenreichtum, Glanz und Farbenpracht der Blumen von keiner andern Pflanzenart übertroffen werden. Sie bilden im Frühjahr den größten Schmuck der Gewächshäuser und können auch im Zimmer mit Erfolg kultiviert werden. A. pontica L., 1-2 m hoher Strauch mit lanzettlichen, weich behaarten, abfallenden Blättern und großen, goldgelben, wohlriechenden, in ansehnlichen Enddoldentrauben stehenden Blüten, ist in den Ländern am Schwarzen Meer einheimisch und kommt in vielen orange, blaßgelb, weiß und rot blühenden Varietäten in unsern Gärten vor. Er ist stark narkotisch-giftig, und der Genuß des aus den Blüten von Bienen gesammelten Honigs soll Betäubung und selbst Raserei zur Folge haben, was schon die 10,000 Griechen, die unter Xenophons Anführung jenen berühmten Rückzug aus Asien machten, erfuhren. Auch Wild und Schafe starben nach dem Genuß der Blatt- und Blütenknospen. Durch Kultur und Kreuzung mit andern ähnlichen Arten, namentlich mit A. chinensis Lodd. aus China, A. mollis Blme. aus Japan, A. nudiflora L. aus Kanada und A. calendulacea Mich. aus Virginia und Carolina, sind eine große Anzahl Varietäten und Hybriden mit dunkelgelben, rötlichen, ziegelroten, rosenroten und weißen Blüten erzielt worden, welche bei uns im Freien aushalten und nur in rauhen Lagen leichte Bedeckung erfordern.

Azaleïn, s. Anilin.

Äzani (Aizanoi), altgriech. Stadt in Phrygien (Kleinasien), am Rhyndakos, südwestlich von Kotyäon (jetzt Kutahia). Unter ihren Ruinen (beim heutigen Tschawdir-Hissar) zeichnen sich der prächtige Zeustempel im ionischen Stil und ein Theater aus.

Azāra, 1) José Nicolo de, span. Diplomat und Kunstkenner, geb. 1731 zu Barbunales bei Balbastro in Aragonien, studierte zu Huesca und Salamanca und ward 1765 Resident, später wirklicher Gesandter in Rom. Glanzpunkte seiner 33jährigen Thätigkeit daselbst sind seine Beihilfe zur Aufhebung des Jesuitenordens unter Clemens XIV. (1773), seine Opposition gegen die Reaktionspläne Pius' VI., die Vermittelung der päpstlichen Streitigkeiten mit Joseph II. (1783) sowie mit Neapel und die Abschließung des Waffenstillstandes zu Bologna (1796). Dabei schützte A. Künstler und Gelehrte. Für Mengs erwirkte er in Madrid die Erlaubnis, seinen Jahrgehalt in Rom verzehren zu dürfen. Nach Proklamierung der römischen Republik (1798) begab sich A. nach Florenz und von da als Botschafter nach Paris. Dort erhielt er das gute Einverständnis zwischen Spanien und Frankreich. Im J. 1803 seines Postens entsetzt, starb er 26. Jan. 1804 in Paris. In der Litteratur machte sich A. bekannt durch die Herausgabe der Werke seines Freundes Mengs nebst Biographie (Parma 1780, 2 Bde.), durch die Übersetzung von Bowles Werken über Spanien ("Introduccion a la historia natural y geografia fisica del regno de España etc.", Madr. 1775), durch die prächtig ausgestattete und mit trefflichen Anmerkungen versehene Übersetzung von Middletons "Leben Ciceros" (das. 1792, 4 Bde.), durch eine Lobschrift auf Karl III. u. a.

2) Don Felix de, Naturforscher, geb. 18. Mai 1746 in Aragonien, bereiste 1781-1801 Südamerika und schrieb: "Voyage dans l'Amérique méridionale" (Par. 1809, 4 Bde. mit Atlas). Er starb 1811.

Azarolbaum, s. Crataegus.

Azeglio (spr. adselljo), 1) Roberto Taparelli, Marchese d', ital. Kunsthistoriker, geb. 2. Okt. 1790 zu Turin, machte in Siena schönwissenschaftliche Studien und begab sich 1809 nach Paris, wo er zum Auditeur im Staatsrat ernannt wurde. Später als Kriegskommissar zu Lauenburg in Deutschland angestellt, kehrte er 1813 nach Piemont zurück, wo er sich seiner Neigung zur Malerei hingab, mußte aber, in die piemontesische Revolution von 1821 verwickelt, nach Frankreich flüchten und machte dort kunstgeschichtliche Studien, bis er 1833 nach Piemont zurückgerufen ward, wo ihn König Karl Albert zum Direktor der Pinakothek zu Turin ernannte. An den liberalen Reformen in Piemont (1847) nahm er lebhaften Anteil, wurde zum Senator ernannt, zog sich aber später vom öffentlichen Leben zurück und starb 24. Dez. 1862 in Turin. Unter seinen kunstgeschichtlichen Werken verdienen die "Studj storici e archeologici sulle arti del disegno" (Flor. 1862) als ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Malerkunst besondere Hervorhebung. Ein andres Werk, die "Ritratti d'uomini illustri dipinti da illustri artefici estratti dall' antica raccolta dei Reali di Savoia", erschien nach seinem Tod (Flor. 1863). - Sein