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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bädeker; Badekraut; Badekur; Baden

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Bädeker - Baden (Großherzogtum).

Bädeker, Karl, Buchhändler, geb. 1801 zu Essen an der Ruhr, wo bereits sein Vater seit 1797 eine Buchhandlung und Buchdruckerei besaß, begründete 1827 eine eigne Buchhandlung in Koblenz und starb hier 4. Okt. 1859. B. hat sich durch eine Anzahl trefflicher Reisehandbücher Ruf erworben. Dieselben wurden ursprünglich nach dem Vorbild der vom Engländer Murray herausgegebenen abgefaßt, erhielten aber in den vielen neuen Auflagen, die sie erlebten, eine Gestalt, in der sie, sowohl was praktische Brauchbarkeit als Gründlichkeit betrifft, ihr einstiges Muster weit überflügelt haben. Gegenwärtiger Inhaber des Geschäfts, das 1872 nach Leipzig verlegt wurde, ist Karl Bädekers Sohn Fritz B. (geb. 1844).

Badekraut, s. Levisticum.

Badekur, s. Bad und Klimatische Kurorte.

Baden, Großherzogtum (hierzu die Karte "Baden"), der Volkszahl nach der fünfte Staat des Deutschen Reichs, im schönsten, volkreichsten und bestbebauten Teil von Süddeutschland, zwischen 7° 31' u. 9° 51' östl. L. v. Gr. sowie zwischen 47° 32' u. 49° 46' nördl. Br. gelegen, im N. an den bayrischen Regierungsbezirk Unterfranken und an Hessen, im W., wo, wie größtenteils auch im S., der Rhein die Grenze bildet, an die bayrische Pfalz und das Elsaß, im S. an die Schweizer Kantone Basel, Aargau, Zürich, Schaffhausen und Thurgau, im O. an Württemberg und Hohenzollern grenzend, bildet nahezu ein geschlossenes Ganze, indem es nur einige unbedeutende Exklaven hat und nur unbedeutende fremde Gebietsteile einschließt. Bei einer Gesamtlänge der Grenzen von 1531 km beträgt die Rheingrenze 415 km. Die größte Breite hat B. im S. mit 143 km, dann verengert es sich bei Rastatt bis auf 18 km und erweitert sich darauf wieder gegen N. bis zu 91 km.

Physische Beschaffenheit.

B. gehört größtenteils zum süddeutschen Berg- und Hügelland, zum kleinern Teil zur oberrheinischen Tiefebene (etwa 44 Proz. gebirgig, 40 Proz. hügelig, 16 Proz. eben). Das vornehmste Gebirge ist der Schwarzwald (s. d.), welcher die südliche Hälfte des Landes, mit Ausnahme der Rheinebene und des südöstlichen Gebiets, einnimmt und sich über die Ostgrenze auch noch nach Württemberg ausdehnt; B. besitzt davon den höhern und größern Teil (ungefähr vier Fünftel). Seine größten Höhen erreicht er im südlichen Teil im Feldberg mit 1495 m und im Belchen mit 1415 m; im mittlern Teil erhebt er sich im Kandel bis zu 1243 m, im nördlichen Teil in der Hornisgrinde bis zu 1166 m. Unmittelbar an den nördlichen Schwarzwald schließt sich ein Hügelland an (Pfinz- und Kraichgauer oder Neckarhügelland), das sich bis zum Königstuhl bei Heidelberg fortsetzt und nach N. zum Odenwald (s. d.) hinführt, der längs des Neckar und der Nordgrenze bis gegen die Tauber hinzieht, überwiegend nach Hessen und Bayern gehört, aber seinen höchsten Punkt (den Katzenbuckel, 628 m) in B. hat. Die längs seines westlichen Fußes sich hinziehende Bergstraße (s. d.) liegt gleichfalls größtenteils in Hessen, nur ihr südlicher Teil in B. Das Hügelland setzt sich östlich über den Neckar als sogen. Bauland zur Tauber und zum fränkischen Hügelland fort. Noch sind an Bodenerhebungen zu nennen: der Kaiserstuhl (s. d.) in der oberrheinischen Tiefebene bei Breisach, die südwestlichen Teile des Deutschen Jura mit dem Hohen Randen (914 m) und den Kegelbergen des Hegaus (s. Jura) sowie der Bergzug nördlich vom Bodensee, der im Heiligenberg (870 m) seinen höchsten Punkt erreicht. Der geognostischen Formation nach herrschen im Schwarzwald Granit und Gneis vor, jedoch besteht auch ein großer Teil aus Buntsandstein, ein geringerer aus Thonschiefer, Rotliegendem und Porphyr; gegen die Rheinebene lagert an seinem Fuß der Löß. Der Odenwald gehört wesentlich dem Granit und dem Buntsandstein an. Das nördliche Hügelland besteht hauptsächlich aus Muschelkalk und Keuper; dem Schwarzwald lagert sich südöstlich der Jura mit der nach ihm benannten Formation vor, worauf weiter östlich das Bodenseebecken sich mit tertiären Gebilden (Molasse) ausfüllt. Kaiserstuhl und die Höhen des Hegaus sind vulkanischen Ursprunges. - An Gewässern ist B. überaus reich. Hauptfluß ist der Rhein, der im S. großenteils und im W. fast ausschließlich die Grenze bildet. Zu seinem Gebiet gehören die meisten Flüsse des Landes, darunter die wichtigsten: die zum Bodensee fließende Seefelder Aach, Stockach und Radolfzeller Aach, dann die Biber, Wutach (mit Schlücht), die obere Alb und Murg, Wehr, Wiese, Kander, Möhlin (mit Neunmagen), Elz (mit Dreisam, Wilder Wutach und Glotter), Kinzig (mit Schiltach, Wolfach, Gutach, Schutter), Rench (mit Lierbach), Acher, die untere Murg (mit Oos), die Alb, Pfinz, Saalbach, Kraichbach, Leimbach, der Neckar (mit Kocher, Jagst, Elzbach, Itterbach, Steinach auf dem rechten, Enz nebst Würm und Nagold sowie Elsenz auf dem linken Ufer) und die Weschnitz. Der Main berührt im NO. die Grenze und empfängt dort die Tauber, zu ihm fließen auch die Erfa und Morre. Die Donau (s. d.) gehört mit ihren beiden Quellflüssen, der Brege und Brigach, die sich unterhalb Donaueschingen vereinigen, und mit den Zuflüssen Aitrach und Ablach nach B. Von Seen ist vor allen der Bodensee zu nennen, von dem der nördliche Teil des Unter- oder Zellersees mit der Insel Reichenau und ein Teil des Obersees, namentlich der Überlinger See mit der Insel Mainau, zu B. gerechnet werden. In der Nähe des Bodensees liegen der Mindel- und der Ilmensee. Von den kleinern Seen des Schwarzwaldes sind der Mummelsee (s. d.) an der Hornisgrinde, der Feldsee (s. d.), der 2 km lange, 849 m hoch gelegene Titisee, der 3 km lange, 912 m hoch gelegene Schluchsee die bekanntesten. Schiffbare Kanäle fehlen, dagegen hat B. in der mit Frankreich und Bayern ausgeführten Rheinkorrektion ein großartiges Werk des Wasserbaues aufzuweisen, durch welches viele Tausend Hektar der Kultur gewonnen sind. Auch an andern Flüssen (Neckar, Kinzig, Elz etc.) sind bedeutende Regulierungen vorgenommen. Unter den Thälern ist vor allen die "oberrheinische Tiefebene" (s. d.) zu nennen, welche zwischen Schwarzwald, Pfinz, Kraichgauer Hügelland und Odenwald einer- und Vogesen und Haardtgebirge anderseits sich von Basel bis zum Taunus erstreckt. Der nach B. gehörende Teil zieht sich, nur von den zwischen Istein und Schliengen an den Rhein hart herantretenden Höhen und vom Kaiserstuhl unterbrochen, längs des Rheins als ein verhältnismäßig schmaler, nirgends über 15 km breiter Streifen hin. Die wichtigsten übrigen Thäler Badens sind: das Donauthal, das obere Rheinthal zwischen Schaffhausen und Basel, die meist wildromantischen Thäler des südlichen Schwarzwaldabhanges (namentlich Wutach-, Schlucht-, Alb- und Wehrathal), das anmutige und gewerbreiche Wiesethal, das Münsterthal, das Dreisam- und das sich daran schließende enge Höllenthal, das Elzthal, das Kinzigthal mit seinen Nebenthälern, das an Naturschönheiten und Bädern reiche Renchthal, das liebliche Oosthal mit Baden, das langgestreckte Murgthal, das Enzthal, das schöne Neckarthal, das weinreiche Tauberthal. - Einzelne