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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baden

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Baden (Klima, Areal und Bevölkerung).

Gegenden Badens tragen besondere Namen. Die bekanntesten sind: der Hegau, westlich vom Unter- und Bodensee bis in die Schweiz; der Klettgau, von der untern Wutach bis gegen Schaffhausen (größtenteils schweizerisch); die Baar (das sich an den Schwarzwald anschließende Hochplateau im Quellgebiet der Donau); das Hauensteinerland (am Südabhang des Schwarzwaldes zum Rheinthal); das Markgräflerland (von Basel bis gegen Freiburg); der Breisgau (von der Höhe des Schwarzwaldes zum Rhein mit Freiburg als Mittelpunkt); die Ortenau (die weitere Umgegend von Offenburg bis gegen Bühl, Gengenbach und Lahr); das Hanauerland (um Kehl); die Haardt (nördlich und südlich von Karlsruhe); die Pfalz (die Rheinebene nördlich der Haardt nebst dem begleitenden Hügel- und Bergland begreifend und in der bayrischen und hessischen Pfalz sich fortsetzend); der Kraichgau (das Hügelland östlich der Pfalz); die Bergstraße (der westliche Abhang des Odenwaldes von Heidelberg bis Darmstadt); das Bauland (die Gegend östlich vom Neckar um Buchen, Adelsheim und Boxberg). Im allgemeinen unterscheidet man zwischen Oberland und Unterland, welche etwa zwischen Oos und Kinzig sich scheiden. Den südöstlichen Landesteil jenseit der Baar und des Randen bezeichnet man kurzweg als Seegegend.

Für die klimatischen und Vegetationsverhältnisse ist vor allem die Höhenlage über dem Meer maßgebend. Die Höhen einiger Berggipfel sind oben angegeben; die Höhe der Ebenen, Thäler und Hochplateaus läßt sich nach derjenigen einiger charakteristischen Punkte ermessen: Rhein bei Mannheim 94 m, bei Kehl 142 m, bei Basel 252 m, Bodensee 400 m; Main bei Wertheim 136 m, Buchen im Bauland 338 m, Pforzheim 281 m, Freiburg 270 m, Schopfheim 370 m, Triberg 636 m, Villingen 705 m, Neustadt im Schwarzwald 828 m, Meßkirch im Bodensee-Hügelland 607 m. Im allgemeinen ist das Klima mild; naturgemäß aber bietet es zwischen der Rheinebene und den tiefen und geschützten Thälern des Mains und Neckar einer- und den Höhen des Schwarz- und Odenwaldes anderseits bedeutende Verschiedenheiten. Die Mitteltemperatur des Jahrs ist am höchsten in Mannheim (+10,88° C.), sodann folgen Freiburg (+10,87), Heidelberg (+10,74), Karlsruhe (+10,29); im allgemeinen ist sie in der Rheinebene auf etwa 10½, in den übrigen Thälern und im Hügelland zu 9½-10½° anzunehmen. Höchenschwand auf dem südlichen Schwarzwald hat +6,46, Villingen +6,77. Den heißesten Sommer hat Mannheim mit +19,90, den wenigst heißen Höchenschwand mit +14,56, den kältesten Winter Villingen mit -2,08, den mildesten Heidelberg mit +2,23 aufzuweisen. Während am westlichen Saum des Schwarz- und des Odenwaldes Kastanien und Mandeln reifen, erheben sich die Kuppen des Schwarzwaldes über die Grenze des Baumwuchses und schwindet der Schnee von den höchsten derselben nur auf kurze Sommermonate. Die kältesten Gegenden sind jedoch keineswegs die höchsten Teile des Schwarzwaldes, sondern die gegen die wärmern Luftströmungen von W. abgeschlossene Hochebene der Baar, wo Villingen neben der genannten tiefen mittlern Wintertemperatur häufig unter 25° C. fallende Minima zeigt.

Areal und Bevölkerung.

Der Flächeninhalt Badens beträgt (ohne den Anteil am Bodensee) 15,081 qkm (273,9 QM.). Die Volkszahl, welche sich 1815 auf nur 993,414 Seelen belief, ist 1875 auf 1,507,179, 1880 auf 1,570,254 Einw. gestiegen. Von 1816 bis 1880 hat sich dieselbe um 58,1 Proz., auf das Jahr um 0,88 Proz., vermehrt. - Für die innere Verwaltung ist B. in 4 landeskommissarische Distrikte eingeteilt, welche in 11 Kreise mit 52 Amtsbezirken zerfallen.

Distrikte Kreise Fläche Bevölkerung

QKil. QM. 1875 1880

Konstanz Konstanz 1864 33,8 127545 131394

Villingen 1067 19,4 68399 70629

Waldshut 1238 22,5 80508 80309

Freiburg Freiburg 2186 39,7 199630 206720

Lörrach 960 17,4 91489 92363

Offenburg 1593 28,9 150374 155138

Karlsruhe Baden 1045 19,0 129457 134530

Karlsruhe 1527 27,8 258216 272443

Mannheim Mannheim 465 8,4 112338 124121

Heidelberg 969 17,6 136648 143386

Mosbach 2167 39,4 152575 159221

Zusammen: 15081 273,9 1507179 1570254

Die Zahl der in B. befindlichen Ausländer war 1880: 97,147 (6,2 Proz. der Bevölkerung), davon 83,732 Angehörige andrer Bundesstaaten, 13,415 Reichsausländer. Die im Ausland befindlichen Badener können für Europa auf 95,000 geschätzt werden; in Amerika sind etwa 160,000 in B. geborne Personen. Die überseeische Auswanderung nimmt bald zu, bald ab; von 1840 bis 1880 führte sie etwa 210,000 Menschen fort (in den Jahren 1880-1883 war sie erheblich, durchschnittlich 11,000 im Jahr; sie ist aber bereits wieder im Abnehmen begriffen). Die Dichtigkeit der Bevölkerung betrug 1880: 104 Einw. auf 1 qkm, so daß B., wenn man von den Hansestädten absieht, hierin den siebenten Rang unter den Staaten des Deutschen Reichs einnimmt und überhaupt zu den bevölkertsten Ländern Europas gehört. Hinsichtlich des Geschlechts gibt es 765,310 männliche, 804,944 weibliche Einwohner oder auf 1000 männliche 1052 weibliche. Von den Personen über 14 Jahren waren:

Männer Frauen

ledig 223836 223774

verheiratet 257438 257664

verwitwet 27503 62358

geschieden 272 553

Die Bewegung der Bevölkerung betreffend, so beträgt im Durchschnitt des Jahrzehnts 1874-83 die jährliche Zahl der Gebornen 57,601 (davon 1904 Totgeborne), der Gestorbenen 42,675, der Eheschlüsse 11,330 und der Eheauflösungen durch Tod des einen Eheteils 9308, durch Ehescheidung 73. In der nördlichen Landeshälfte sowie in der ganzen Rheinebene wohnt die Bevölkerung fast ausschließlich in geschlossenen Dörfern und Städten zusammen, während im Schwarzwald, südlich der Oos und in der Bodenseegegend die Zahl der kleinern Wohnplätze (Weiler, Höfe etc.) sehr erheblich ist. Ein großer Teil der Gemeinden des mittlern Schwarzwaldes ist vollkommen in einzelne Gehöfte und Häuser aufgelöst. Die Zahl aller Wohnorte beträgt 7697, davon 114 Städte, 1609 Dörfer, 1733 Weiler, 642 Gruppen von Höfen und Häusern, 3599 einzelne Höfe und Häuser. Es bestanden 1880: 322,110 Haushaltungen, welche sich auf 212,767 bewohnte Gebäude verteilten. Die Zahl der Gemeinden ist 1583. Die Stadtgemeinden hatten 1880: 492,056, die Landgemeinden 1,078,198 Einw.; 5 Städte hatten mehr als 20,000 Einw., nämlich Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Heidelberg und Pforzheim. Der Religion nach sind von den Einwohnern 992,938 (62 Proz.) Katholiken, 545,854 (35 Proz.)