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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baëza; Bafel; Bäffchen; Baffetas; Baffin; Baffinsbai; Baffinsland; Baffomet; Bafing; Bag; Bagage; Bagasse; Bagatelle; Bagatellsachen

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Baeza - Bagatellsachen.

daß dieselbe praktisch im großen ausgeführt werden kann. Im Lauf dieser Untersuchungen hat B. das Indol, Oxindol und Dioxindol dargestellt und den Zusammenhang dieser Körper sowie des Isatins mit dem Indigblau aufgeklärt. Er führte auch die Benutzung des Zinkstaubes als Reduktionsmittel ein und entdeckte das Skatol. In seinem Laboratorium stellten Grabe und Liebermann das Alizarin aus Anthracen dar, und Fischer entdeckte das Bittermandelölgrün.

Baëza, Bezirksstadt in der span. Provinz Jaen, auf dem zwischen Guadalquivir und Guadalimar sich erhebenden Bergrücken Loma de Ubeda 600 m ü. M. gelegen, nahe der Eisenbahn Madrid-Cordova, sehr alt, aber herabgekommen, hat mehrere Kirchen, darunter die Kathedrale, und ehemalige Klöster, meist mit gotischen Türmen versehen, ein Seminar als Überrest der vormaligen Universität (1533 gestiftet) und (1878) 14,377 Einw., die vornehmlich Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und Wein, dann Gerberei betreiben. B. (Beatia) war bereits zur Römerzeit ein ansehnlicher Ort, später Residenz mehrerer maurischer Kalifen und Könige, die 1228 von Ferdinand III. vertrieben wurden. Damals soll die Stadt über 150,000 Einw. gezählt haben. B. ist Geburtsort des Künstlers Becerra.

Bafel, s. v. w. Ausschuß, schlechte Ware.

Bäffchen, s. Beffchen.

Baffetas (Baftas), ostind. weiße Kattune von verschiedener Feinheit (die besten aus Surate), werden zum Teil in Europa bedruckt.

Baffin, William, engl. Seefahrer, geb. 1584, nahm als Steuermann unter den Kapitänen James Hall (1612), Hudson, Thomas, Button, Gibbins und Bylot (1615 und 1616) an mehreren Reisen zur Entdeckung einer Durchfahrt durch die Davisstraße an der Nordküste Amerikas vorbei in den Stillen Ozean teil, gelangte 1616 bis zum Smithsund unter dem 78.° nördl. Br., beobachtete hier die größte damals bekannte westliche Abweichung der Magnetnadel von 56' und suchte dann vergebens die gewünschte Durchfahrt. Auf seine Autorität hin nahm man nördlich von der Davisstraße eine große Bai an, die seinen Namen erhielt (s. Baffinsbai). B. war einer der gründlichst gebildeten Seefahrer seiner Zeit, der erste, welcher auf der See Längenbestimmungen durch Monddurchgänge machte. Sein Schiffsjournal wurde vollständig von Rundall ("Voyages towards the North West", Lond. 1849) veröffentlicht. Die Erklärung Baffins, daß eine nordwestliche Durchfahrt nicht vorhanden sei, war die Ursache, daß die zuletzt von ihm durchforschten Seestriche zwei volle Jahrhunderte (bis 1818) nicht wieder besucht wurden. Der Entdecker selbst aber zog sich dadurch, daß er jede Hoffnung auf eine Durchfahrt abschnitt, den Haß aller Liebhaber der Nordwestfahrten zu, so daß seine Verdienste erst in neuester Zeit vollständig anerkannt wurden. B. fand seinen Tod 1622 bei der Eroberung von Ormus durch die Engländer u. Perser.

Baffinsbai (richtiger Baffinsmeer, s. Karte "Nordpolarländer"), ein Teil des nördlichen Polarmeers, der sich zwischen Grönland im O. und den nördlich von der Hudsonbai gelegenen Inselmassen im W. als ein breiter Kanal von der Diskobai und Homebai an in nordwestlicher Richtung ausdehnt bis zum 78.° nördl. Br., wo er in den Smithsund übergeht. Südwärts steht die B. durch die Davisstraße mit dem Atlantischen Ozean, westwärts durch den Jones- und Lancastersund mit dem westlichen arktischen Inselmeer in Verbindung; im N. führt der Smithsund in das Kanebassin. Die Ufer sind steil und felsig; ihre seltsamen Felsformationen werden "Monuments" genannt. Entdeckt wurde die B. 1562 von Bears, benannt jedoch nach Baffin (s. d.), der sie 1616 befuhr und untersuchte und, da er sie, soweit er kam, überall mit Land umgeben fand, für eine Bai erklärte. Erst Kapitän Parry gelang es 1819, durch den Lancastersund in die Bariowstraße und durch diese in den Melvillesund einzudringen.

Baffinsland, s. Nordpolarländer.

Baffomet, s. Baphomet.

Bafing (auch Baleo, "schwarzer Fluß"), einer der Hauptquellströme des Senegal, entspringt in Futa Dschallon in der Nachbarschaft der Stadt Timbo, läuft anfangs westlich, dann nordwestlich und zuletzt 556 km weit in nördlicher Richtung, nimmt von O. her den andern Quellstrom des Senegal, den Kokoro oder Ba Wulima, auf, durchbricht, große Katarakte bildend, das Felsengebirge und fließt dann, nach NW. sich wendend, tief und dunkel dahin, bis er nach seiner Vereinigung mit dem Faleme, dem dritten großen Quellstrom, oberhalb des Forts Bakel den Namen Senegal (s. d.) annimmt.

Bag (engl., spr. bägg), Sack, auch ein Ballen Baumwolle, = 120 kg.

Bagage (franz., spr. -gahsch), Reisegepäck überhaupt; besonders verstand man früher unter B. die für die Schlagfertigkeit einer Armee erforderlichen Bedürfnisse an Lebensmitteln, Munition, Bekleidungsstücken etc., die der Armee auf Fahrzeugen oder Tragtieren nachgeführt wurden. Nach der heutigen Organisation hat man zwischen B. und Train zu unterscheiden. Während im weitern Sinn zu letzterm alle die zu selbständigen Truppenteilen formierten Fahrzeuge gehören, z. B. Munitions-, Proviantkolonnen, Sanitätsdetachements etc., zählen zur B. die unmittelbar den Truppen angehörenden Fahrzeuge (Truppenfahrzeuge). Sie werden in eine erste und zweite Staffel oder in die kleine und große B. formiert. Zur ersten Staffel gehören alle Fahrzeuge mit den Gefechtsbedürfnissen der Truppen, also die Medizinkarren und Patronen- oder Munitionswagen, die deshalb bei Kriegsmärschen den Truppen unmittelbar angeschlossen sein müssen, um bei eintretendem Gefecht sofort zur Hand zu sein; die zweite Staffel besteht vorzugsweise aus den Packwagen, Vorratswagen, Feldschmieden, Verpflegungs- und Marketenderwagen. Sie werden divisionsweise, bei der Artillerie abteilungsweise vereinigt von einem Offizier in größerm Abstand den Truppen nachgeführt und kehren erst nach Beendigung des Marsches zu ihren Truppenteilen zurück. Strengste Ordnung in Führung dieser B. ist zur Vermeidung von Straßensperrungen geboten. Seit der französischen Revolution ist nach dem Vorgang der Franzosen, besonders Napoleons I., die B. bei allen europäischen Heeren sehr verringert und die Beweglichkeit der Truppen dadurch nicht wenig gefördert worden.

Bagasse, s. Zucker.

Bagatelle (franz.), unbedeutende Sache, Kleinigkeit, Spielerei, Tand; auch eine geringfügige Rechtssache (s. Bagatellsachen).

Bagatellsachen (Causae minutae), solche Zivilrechtsstreitigkeiten, bei welchen die Geringfügigkeit des Streitgegenstandes mit der für den gewöhnlichen, ordentlichen Prozeß eingeführten Behandlungsweise und dem regelmäßig dabei stattfindenden Aufwand an Zeit und Kosten im Mißverhältnis stehen würde. Es ist daher für diese Rechtssachen ein einfacheres und schleunigeres gerichtliches Verfahren (Bagatellprozeß) angeordnet; so namentlich im deutschen Gerichtsverfassungsgesetz für die-^[folgende Seite]