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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bagger; Baggerprahm; Baggesen

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Bagger - Baggesen.

pumpenbagger) sind hauptsächlich für weichere Bodenarten (Schlamm, Sand, auch Thon) und wegen ihrer großen Leistungsfähigkeit bis jetzt ausschließlich zur Reinigung von Hafen und ähnlichen Arbeiten von großer Ausdehnung im Gebrauch. Sie bestehen aus einer bis zum Boden einerseits und bis über das Schiff anderseits reichenden Rohrleitung, in welche eine Zentrifugalpumpe (Kreiselpumpe) eingeschaltet ist, welche das Wasser vom Boden des Hafens etc. mit bedeutender Geschwindigkeit in dem Rohr aufwärts bewegt; dabei werden die vom Boden durch ein besonderes, in der Nähe der Rohrmündung liegendes Rührwerk losgelösten Erdteile mit dem Wasser vermischt und mitgerissen. Das Mischungsverhältnis von Bodenmaterial und Wasser ist hier im günstigsten Fall wie 1:2. Fig. 4 zeigt einen Zentrifugalpumpenbagger: S das Schiff, B das Saugrohr mit dem Saugkopf C, K Kette zum Senken und Heben des untern Saugrohrteils, D das Rührwerk, durch die Welle A gedreht, E Zentrifugalpumpe, H Druckrohr zur Weiterbeförderung des Wasser- und Schlammgemisches.

5) Kolbenpumpenbagger, ebenfalls für Hafenanlagen etc., sind den Zentrifugalpumpenbaggern ähnlich eingerichtet; jedoch ist der arbeitende Teil eine Kolbenpumpe.

Bei den Baggerungen, besonders zu dem unter 3) angeführten Zweck, bedarf man zur Fortschaffung der Baggererde besonderer Vorrichtungen. Es geschieht dieselbe gewöhnlich durch Prahme (Baggerprahme, Baggerpontons), d. h. Schiffe, die unter die Schuttrinne der B. gefahren und angefüllt, dann beiseite gefahren und entleert werden. Das Entleeren wird häufig mit Schaufeln oder Karren vorgenommen, ist dann aber sehr kostspielig. Statt dessen kann man besondere Baggermaschinen zum Entleeren der Prahme anwenden, aber man verwendet auch Prahme mit Boden- oder Seitenklappen, wozu geneigte Seiten- oder Bodenflächen und besondere wasserdichte Lufträume für die Tragfähigkeit des Prahms vorhanden sein müssen; beim Öffnen der Klappen fällt das Baggergut heraus. Wenn seitliche Ablagerung gestattet ist, wird die Erde zur Vermeidung von Prahmen wohl mittels Kreiselpumpe durch ein gelenkiges Rohr oder mit einer als Kette ohne Ende konstruierten beweglichen Rinne oder mit langer, feststehender Schuttrinne direkt vom B. aus ans Land befördert.

Schon die ältesten Kulturvölker haben baggerartige Werkzeuge zur Anwendung gebracht, doch traten Baggermaschinen erst auf, als sich das Bedürfnis geltend machte, im Interesse der Schiffahrt Fluß- und Hafenvertiefungen vorzunehmen, wozu die bis dahin gebrauchten Geräte nicht ausreichten. Die erste Baggermaschine soll von Varantius 1591 erbaut worden sein und zwar in Form eines Stielbaggers, der von einem durch Menschen bewegten Laufrad aus betrieben wurde. Im 17. Jahrh. fanden Modder-molen mit Pferdebetrieb (Schaufelkettenbagger) schon in Holland Anwendung, im 18. Jahrh. Eimerradbagger und Eimerkettenbagger. Bedeutende konstruktive Verbesserungen erhielten die B. seit der Anwendung der Dampfkraft zu ihrem Betrieb. 1796 ist der erste durch Dampf betriebene B. (Stielbagger) in England erbaut worden. In Deutschland und Frankreich kamen erst mit dem Jahr 1840 durch Dampf betriebene B. in Gebrauch. Kolbenpumpenbagger kamen zuerst 1859 (beim Hafen von St.-Nazaire) und Kreiselpumpenbagger zuerst in Amerika, dann 1869 in England zur Anwendung. Vgl. Malézieux, Travaux publics des États-Unis d'Amérique (Par. 1873); Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 4 (Braunschw. 1875); "Deutsches Bauhandbuch", Bd. 3 (Berl. 1879); Klasen, Handbuch der Fundierungsmethoden (Leipz. 1879); Weißbach, Ingenieur- und Maschinenmechanik, 3. Teil, 2. Abt. (2. Aufl., Braunschw. 1880); Hagen, Sammlung ausgeführter Dampfbagger, Baggerprahme etc., Heft 1 (Berl. 1881).

Bagger, Carl, dän. Dichter, geb. 10. Mai 1807, studierte seit 1826 in Kopenhagen, lebte dann daselbst, bis er 1836 nach Odense kam, wo er die Zeitschrift "Fyens Stiftsavis" redigierte und schon 25. Okt. 1846 starb. Seine trefflichen Anlagen, die infolge unglücklicher Lebensverhältnisse nicht zur vollen Entwickelung kamen, zeigen sich am glänzendsten in einigen seiner durch Originalität und Frische ausgezeichneten Jugendgedichte, wenn dieselben auch von einem gewissen rhetorischen Schwulst nicht immer freizusprechen sind. Sein Hauptwerk ist die nach französischen Vorbildern verfaßte Erzählung "Min Broders Levned" ("Meines Bruders Leben", 1835; deutsch von Reuscher, Berl. 1847), worin der Verfasser zum Teil sein eignes Leben schildert. Seine "Samlede Værker" erschienen in 2 Bänden (Kopenh. 1867).

Baggerprahm (Baggerponton), s. Bagger.

Baggesen, Jens, dän. und deutscher Dichter, geb. 15. Febr. 1764 zu Korsör auf Seeland, wo sein Vater Kornschreiber war, studierte in Kopenhagen und veröffentlichte 1785 seine ersten dichterischen Versuche: "Komische Erzählungen" (deutsch 1792) sowie Oden und Lieder, die durch ihre Formschönheit allgemeinere Aufmerksamkeit erregten und ihm Zutritt in die vornehmsten Kreise verschafften. Im Umgang mit Voß in Eutin studierte er die deutsche Metrik, bereiste dann mit Unterstützung des kunstsinnigen Herzogs von Augustenburg Deutschland, die Schweiz, Frankreich und England, vermählte sich in Bern mit einer Enkelin des Dichters Haller und kehrte mit ihr im Spätsommer 1790 über Paris nach Kopenhagen zurück. Auf dieser Reise war er in ein freundschaftliches Verhältnis zu dem Philosophen Reinhold in Jena getreten und hatte außer andern litterarischen Größen auch Schiller kennen gelernt. Im J. 1793 reiste er in Begleitung Fernows nach Italien, wurde nach seiner Rückkehr 1796 zum Propst sowie zwei Jahre später zum Schulpräpositus und Theaterdirektor ernannt, legte aber diese Ämter, die seiner Natur wenig zusagten, bald wieder nieder und siedelte 1800 nach Paris über, wo er sich fast ununterbrochen bis 1811 aufhielt. In diesem Jahr wurde er zum Professor der dänischen

^[Abb.: Fig. 4. Zentrifugalpumpenbagger.]