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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bailen; Bailey; Bailiff; Baillage; Bailleul; Bailli; Baillie

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Bailen - Baillie.

schen. Die Resultate dieser wichtigen Expedition, durch welche die Einmündung des Binuë (fälschlich Tschadda) in den Niger festgestellt wurde, sind niedergelegt in dem Werk "Narrative of an exploring voyage up the rivers Kwora and Binue" (Lond. 1856). Von Eifer für die Wissenschaften getrieben und aus Humanität ging B. 1857 abermals nach dem Niger, in dessen Uferländern er, nachdem das Schiff bei Rabba gescheitert war, sieben Jahre lang mit größtem Erfolg für die Herstellung eines geordneten Handelsverkehrs, die Abschaffung des Sklavenhandels und die Bereicherung der geographischen Wissenschaften thätig war. Von Lukodscha, seiner Niederlassung am Niger, gegenüber der Mündung des Binuë, machte er verschiedene für die Geographie sehr ersprießliche Reisen, unter andern nach Kano, und sammelte einen reichen Schatz von Nachrichten über einen bedeutenden Teil des Sudân. Nachdem ihn ein englisches Schiff von seiner Station abgeholt, um ihn in die Heimat zurückzubringen, starb er unterwegs in Sierra Leone 30. Nov. 1864.

Bailen, Bezirksstadt in der span. Provinz Jaen, in olivenreichem Hügelgelände, Knotenpunkt der Straßen von Madrid nach Granada und Sevilla, zum Bleiminendistrikt von Linares gehörig, mit Bleibergbau, Bleigießereien, Thonwarenerzeugung und (1878) 10,041 Einw. B. ist historisch denkwürdig durch die Kapitulation des französischen Generals Dupont de l'Etang 23. Juli 1808, infolge deren sich der letztere mit 8000 Mann ergab, die französischen Generale Wedel und Dufoure aber mit 10,000 sich zur Räumung Andalusiens zur See verpflichteten. Die Umgegend von B. liefert eine der schönsten Pferderassen von Andalusien.

Bailey (spr. behli), 1) John, schott. Landwirt, baute gegen Ende des 18. Jahrh. den ersten Pflug nach richtigen mathematischen Grundsätzen, der durch Thaer auch in Deutschland eingeführt wurde. Seine Schrift "Der bestmöglichste Pflug" (deutsch, Berl. 1805) war eine der Hauptgrundlagen der neuern landwirtschaftlichen Mechanik.

2) Philip James, engl. Dichter, geb. 22. April 1816 zu Nottingham, wo sein Vater Thomas B. (gest. 1856) den "Nottingham Mercury" redigierte, studierte in Glasgow Jurisprudenz und wurde 1840 Rechtsanwalt. Aber eine bedeutende poetische Anlage trieb ihn, sich mehr der Dichtung zu widmen, und so vollendete er im 20. Jahr seinen "Festus" (Lond. 1839, 10. Aufl. 1877), eine lyrisch-dramatische Bearbeitung der Faustsage, welche allgemein den größten Anklang fand. Elf Jahre später folgte das Gedicht "The angel world" (1850), welches er in spätern Ausgaben des "Festus" mit diesem vereinigte. Aber letzteres wie auch die Dichtungen: "The mystic" (1855) und "The universal hymn" (1867) sprachen die Lesewelt viel weniger an. Noch ist das satirische Werk "The age; politics, poetry and criticism" (1858) zu erwähnen. Auf noch anderm Feld hat sich B. versucht in "The international policy of the great powers" (1861). Gegenwärtig lebt der Dichter in seiner Vaterstadt.

Bailiff (engl., spr. behlif), s. Bailli.

Baillage (franz., spr. bajahsch), Amt oder Bezirk eines Bailli (Ballei).

Bailleul (spr. bajöll), Stadt im franz. Departement Nord, Arrondissement Hazebrouck, an einem Nebenfluß der Lys und an der Französischen Nordbahn gelegen, hat (1876) 8180 Einw., ein Collège und bedeutende Fabrikation von Bier, Leder, Spitzen, Leinwand und Seife.

Bailli (franz., spr. bajih; engl. Bailiff, lat. Bajulus oder Ballivus, ital. Baïlo, griech. Bajŭlos), im allgemeinen s. v. w. Vorsteher. Am griechischen Kaiserhof zu Konstantinopel hieß der Oberaufseher der kaiserlichen Kinder Bajulos. Denselben Titel scheint daselbst auch der Vorsteher der fremden Kaufleute geführt zu haben, den die Venezianer zu ernennen hatten, und von dem der Titel Baïlo (s. d.) auf den venezianischen Gesandten daselbst übergegangen sein mag. Die acht Großwürdenträger des Johanniterordens (s. d.), welche den Geheimen Rat bildeten, hießen Ballivi conventuales. In Frankreich waren die königlichen Baillis früher zugleich Anführer des Heerbanns, Domänenverwalter und Richter in dem ihnen zugewiesenen Bezirk; später enthob man den königlichen B. der beiden letztern Funktionen, weshalb er nun B. d'épée hieß. Später waren die Baillis nur noch Unterrichter, häufig ungebildete Menschen und daher auf der Bühne stehende Figuren beamtlicher Anmaßung und Bestechlichkeit. In England bezeichnete man seit Wilhelm I. mit dem Namen Bailiff die Vorsteher der Grafschaften (ballivae). Die jetzigen englischen Bailiffs sind eine Art Gerichtsdiener, und nur in einigen Städten führt der oberste Beamte noch den Titel Bailiff, wie auch Rentmeister großer Landgüter so genannt werden.

Baillie (spr. behli), 1) Matthew, Arzt und Anatom, geb. 27. Okt. 1761 zu Shotts in der schottischen Grafschaft Lanark als Sohn eines schottischen Geistlichen, Neffe und Schüler der berühmten Anatomen John und William Hunter, studierte in London Medizin und ward schon in seinem 20. Jahr Demonstrator der Anatomie. Er eröffnete seit 1785 mit Cruikshank den ersten anatomischen Kursus, ward 1787 Arzt am St. George-Hospital und starb 23. Sept. 1823. Von seinen Schriften nennen wir: "The morbid human anatomy of some of the most important parts of the human body" (Lond. 1793, neue Aufl. 1833; deutsch von Sömmerring, 2. Aufl., Berl. 1820); "A series of engravings accompanied with explanations which are intended to illustrate the morbid anatomy of the human body" (Lond. 1799-1812, 10 Hefte); "Lectures and observations on medicine" (das. 1825; deutsch, Leipz. 1827). Seine kleinern Schriften gab Wardrop heraus (Lond. 1825, 2 Bde.).

2) Joanna, engl. Dichterin, geb. 1762 zu Bothwell bei Glasgow, Schwester des vorigen, widmete sich mit Erfolg der dramatischen Dichtung. Ihr erstes Werk: "A series of plays, in which it is attempted to delineate the stronger passions of the mind" (Lond. 1798), war mehr eine Reihenfolge psychologischer und moralisierender Dialoge als wirklicher Dramen; doch fanden die schöne, etwas altertümelnde Sprache und der Adel der Weltanschauung solchen Beifall, daß das Werk 1802 und 1812 durch einen 2. und 3. Band fortgesetzt wurde. Daneben erschienen: "Miscellaneous plays" (Lond. 1804) und später "Dramas" (1836, 3 Bde.). Die Tragödie "The family legend" (1810) entlehnte ihren Stoff den schottischen Hochlanden und erfreute sich der Empfehlung W. Scotts, zu dem die Dichterin seit 1806 in näherer Beziehung stand. Doch fehlte es ihren Dramen an nachhaltigem Beifall. Außer ihnen veröffentlichte sie: "Metrical legends of exalted characters" (1821), "Poetic miscellanies" (1823, mit Beiträgen von W. Scott, Felicia Hemans u. a.) und in hohem Alter die durch frischen Humor und lebendige Einfachheit ausgezeichneten lyrischen "Fugitive verses" (1840); außerdem das apologetisch-christologische "View of the general tenor of the New Testament" (1831). Den größten Teil