Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Balbriggan; Balbuena; Balbus; Balch; Balchasch; Baldachin; Baldamus

282

Balbriggan - Baldamus.

des Francisco de Enrico 1510 gegen Darien anschloß. Durch einen Aufstand erhielt er die oberste Gewalt in der neuen Kolonie. Dunkle Nachrichten, welche ihm ein Kazike von einem nahen westlichen Goldland brachte, bewogen ihn 1513 zu einer südwestlichen Entdeckungsreise. Nach unsäglichen Mühseligkeiten und Gefahren erblickte er 25. Sept. von einem Berg des Isthmus von Panama die Südsee, von deren Küstenländern er im Namen des Königs von Spanien Besitz ergriff. In Anerkennung seines Verdienstes ernannte ihn der spanische Hof zum Admiral des Südmeers. Intrigen verschafften aber fast gleichzeitig dem Pedrarias Davila den Befehl über die von B. eroberten Landstriche. B. unterwarf sich 1514 dem neuen Gouverneur und unternahm in untergeordneter Stellung noch mehrere glückliche Expeditionen in das Innere des neuen Weltteils. Allein der Neid und Haß Pedrarias Davilas ruhten nicht eher, als bis B., der Rebellion angeklagt, mit Verletzung aller rechtlichen Formen 1517 zu Santa Maria enthauptet ward.

Balbriggan, Hafenstadt in der irischen Grafschaft Dublin, mit (1881) 2443 Einw. und berühmter Strumpfwirkerei.

Balbuena, Don Bernardo de, span. Dichter, geb. 1568 zu Val de Peñas in der Provinz Mancha, kam jung nach Mexiko, wo er seine theologischen Studien machte und bereits mit 17 Jahren als Dichter Ruf hatte. Das Mutterland hat er mehrmals besucht, seine meiste Zeit aber in Jamaica zugebracht, wo er eine Pfründe besaß, und in Puerto Rico, zu dessen Bischof er 1620 ernannt wurde. Er starb hier 1627. Seine Hauptwerke sind die drei epischen Dichtungen: "El siglo de oro" ("Das goldene Zeitalter", Madr. 1608, 2. Ausg. 1821), eine Schäfernovelle in Prosa und Versen, die namentlich mehrere trefflich gelungene Eklogen enthält; "La grandeza mejicana" ("Die Größe Mexikos", Mexiko 1609), eine poetische Beschreibung dieser Stadt, und "El Bernardo, ó la victoria de Roncesvalles", Epos von ungefähr 45,000 Versen, das die Geschichte des Bernardo del Carpio in fast Ariostschem Geist behandelt (Madr. 1624, neue Ausg. 1808), abgekürzt in Quintanas "Musa épica", Bd. 2 (das. 1833).

Balbus, M. Nonius, Name zweier vornehmer Römer (Vater und Sohn), deren ausgezeichnete Reiterstatuen in der Basilika zu Herculaneum gefunden wurden (jetzt im Museum zu Neapel); (s. Tafel "Bildhauerkunst IV", Fig. 11).

Balch, Stadt im südlichen Turkistan, seit 1850 wieder zu Afghanistan gehörig, liegt in der Ebene vor dem Nordabhang des Hindukuschgebirges, der Gegend des alten Baktrien. B. hat seine wichtige Bedeutung als Kreuzung für die Karawanen nach und von Afghanistan und China an Nachbarorte abgeben müssen, ist aber geschichtlich denkwürdig als die Wiege der Lehre Zoroasters, dessen Religion unter den Parsen der Gegenwart fortlebt. In der Keilinschrift des Dareios heißt der Ort Bhachtris oder Bhachtaris, im Zendavesta Bachdhi; die Alten nennen ihn Baktra. Später wurde B. eine Hauptstätte des buddhistischen Glaubens. Von der Herrlichkeit des alten Baktra ist jetzt jegliche Spur verschwunden; seit der Verwüstung durch Dschengischan (1220) konnte es sich nicht wieder zu der frühern Macht erheben. Die Ruinen sollen mehrere Meilen im Umfang haben; ob sich Ziegel mit Keilinschrift darunter finden, ist noch zweifelhaft. Im nahen Mazarascherif starb 21. Febr. 1879 der Emir von Afghanistan, Schir Ali, als Flüchtling. Vgl. Spiegel, Eranische Altertumskunde, Bd. 1 (Leipz. 1871).

Balchasch (bei den Chinesen Sihai, "Westmeer", bei den Kirgisen Tengis, "Meer", genannt), Binnensee Asiens, am Ostende der Kirgisensteppe, zwischen 73½-79½° östl. L. v. Gr. und 44-47° nördl. Br., seit 1867 die Grenze zwischen den russischen Gouvernements Westsibirien und Turkistan bildend, erstreckt sich von NO. nach WSW. etwa 520 km und bedeckt einen Flächenraum von 21,805 qkm (396 QM.). Die Breite des Westendes beträgt 82 km, die des Ostendes nur 7-15 km, seine größte Tiefe 19 m; sie nimmt nordwärts zu, südwärts ab. Seine Meereshöhe beträgt 238 m. Das Wasser ist klar, aber bittersalzig und ungenießbar. Die Schiffahrt auf dem See ist der heftigen Windstöße wegen gefährlich. Von Ende November bis Anfang April friert er zu; die Kälte erreicht -25° C. Der Hauptzufluß kommt dem B. am Südostende zu im Ilifluß, der sich wie alle andern Zuflüsse in einem schilfigen Delta ergießt, aber hinter diesem Delta fahrbar wird. Nur der Nordrand bietet feste Umrisse dar; der südliche Ufersaum dagegen bildet ein Labyrinth von Sandhügeln, die in Halbinsel- und Inselform den Wasserspiegel überragen, sowie von Buchten und Wasserzungen, die sich ins Land hinein erstrecken. Dieser Uferstrich ist mit Rohrwald von einer Höhe bis zu 5 m bestanden und der Aufenthalt zahlreicher Schwärme von Wasservögeln und stechenden Mücken; auch Schweine finden sich daselbst. Eine 260 km breite Niederung von ödem, lehmigem, bisweilen sandigem, stellenweise auch salzigem Steppenboden dehnt sich zwischen dem See und den Vorbergen des Alatau aus. Sie ist fast gänzlich von Vegetation entblößt; nur Saksaulsträucher, einige Sandpflanzen und Salzkräuter kommen stellenweise vor. Kirgisen bringen den Winter am Seeufer zu, durch das Schilfdickicht notdürftig gegen die Schneestürme geschützt; Ende Mai ziehen sie wieder den Bergweiden des Alatau zu. Östlich vom B. liegen die Reste seiner ehemaligen Fortsetzung, die Seen Sassik Kul ("stinkendes Wasser") und Ala Kul ("bunter See") mit der kleinen Insel Aral Tube und einem Flächeninhalt von 1707 qkm (170 QM.). Noch in historischer Zeit haben B. und Ala Kul ein einziges Becken gebildet; die Umgebungen des letztern zeigen deutliche Spuren jüngsten Austrocknens. S. Karte "Zentralasien". Vgl. Spörer, Die Seenzone des B. (in "Petermanns Mitteilungen" 1868).

Baldachin (franz. Baldaquin, ital. Baldacchino), eine verzierte, von Säulen getragene oder auch an der Wand befestigte Decke über einem Thron, einem Bett, einer Kanzel etc.; auch ein auf vier Stangen getragener viereckiger Schirm von Seide, Brokat oder andern reichen Stoffen. Man trug früher einen solchen B. häufig bei feierlichen Aufzügen über fürstlichen und andern vornehmen Personen; jetzt kommt er in Europa nur noch bei den Prozessionen der katholischen Kirche vor, wo der die Monstranz tragende Geistliche unter demselben geht. Das Wort wie die Sache stammen aus dem Orient, wo die Herrscher und Vornehmen teils aus Rücksicht auf die heißen Sonnenstrahlen, teils zum Zeichen ihres Ansehens sich selten anders als unter einem oft von den Großen des Volks getragenen B. zeigen. - In der Architektur ist B. ein kleines, von Konsolen getragenes Dach über Kanzeln oder Statuen, vorzugsweise in der Gotik, wo es eine Art nach drei Seiten offener Nischen bildet und außen an Türmen und Strebepfeilern, im Innern an Säulenpfeilern angebracht wird.

Baldamus, August Karl Eduard, Ornitholog, geb. 18. April 1812 zu Giersleben bei Aschersleben, studierte seit 1833 in Berlin Theologie, ward 1836