Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Balggeschwulst; Balhari; Balhorn; Bali

287

Balggeschwulst - Bali.

innern Naht öffnet, wo auch inwendig die Samen befestigt sind. Meist stehen die Balgfrüchte in einer Blüte zu mehreren beisammen, in der Regel quirlförmig, wie bei den Helleboreen (s. Figur) etc. Am nächsten verwandt ist die B. der ebenfalls aus einem Karpell gebildeten Hülse (s. d.).

Balggeschwulst, ein von einem Körperteil gebildeter häutiger, allseitig geschlossener, meist kugelförmiger Sack oder Balg, welcher mit einer bald flüssigen, bald breiigen Substanz erfüllt ist. Der lateinische Name Cyste umfaßt außer der B. noch Säcke ähnlichen Baues, welche von Blasenwürmern (Finnen, Echinokokkus) herrühren. Balggeschwülste werden fast in allen Organen und Geweben des Körpers beobachtet, in gewissen Organen freilich viel häufiger als in manchen andern. Ihre Größe schwankt von dem Umfang eines Hirsekorns und darunter bis zur Größe einer Kegelkugel und darüber. Zuweilen kommt nur eine B. bei einem Individuum vor, häufig sind aber eine ganze Masse von Cysten in nur einem Organ oder gleichzeitig in mehreren Organen vorhanden. 1) Viele Balggeschwülste entstehen durch Umwandlung normaler geschlossener Hohlräume des Körpers, welche durch abnorme Flüssigkeitsansammlung ausgedehnt werden, sogen. Sekretionscysten. So können Schleimbeutel und Sehnenscheiden zu wasserhaltigen Säcken sich umbilden, welche dann als Hygroma oder Wassergeschwulst, als Ganglien, Überbein etc. bezeichnet werden. Durch übermäßige Wasseransammlung in der Scheidenhaut der Hode entsteht die sogen. Hydrocele oder der Wasserbruch, durch Ansammlung von gallertigem oder wässerigem Inhalt in den geschlossenen Drüsenblasen der Schilddrüse der Cystenkropf, durch dieselbe Erkrankung des Eierstocks die oft kolossal großen Ovarialgeschwülste. 2) Andre Balggeschwülste entstehen durch abnorme Ausdehnung bestehender Kanäle nach Verschluß ihres Ausführungsganges, sogen. Retentionscysten, z. B. die Sackwassersuchten der Gallenblase, der Nieren, Eileiter, der Gebärmutter etc. Alle diese Cysten enthalten anfänglich das schleimige Absonderungsprodukt der Schleimhaut, allein später wird der Schleim resorbiert und durch ein größeres Volumen von Wasser ersetzt, wobei der Cystenbalg den ursprünglichen Charakter der Schleimhaut allmählich einbüßt. 3) Cysten können auch aus Blutergüssen hervorgehen (sogen. apoplektische Cysten). Sie kommen dadurch zu stande, daß im Umfang eines Blutergusses eine entzündliche Bindegewebswucherung stattfindet, welche nach Aufsaugung des ergossenen Bluts als ein wasserhaltiger Balg sich darstellt. Solche apoplektische Cysten kommen namentlich im Gehirn vor. Von manchen Balggeschwülsten kennt man die Entstehungsweise noch gar nicht. Einige Formen sind angeboren, z. B. die Hydrorhachis und der Hydrops renum cysticus. - Dermoidcysten sind Balggeschwülste, deren dicker Balg nach Art der äußern Haut oder einer Schleimhaut gebildet ist. Der Cystenbalg besteht hier gewissermaßen aus einem Stück Haut, welches kugelförmig geschlossen ist, und wobei die Innenfläche der Cyste der Hautoberfläche entspricht. Diese Dermoidcysten sind meist die Folge eines Fehlers der ersten Bildung, sie entstehen ihrer Anlage nach schon in den ersten Monaten des Embryonallebens und sind besonders dadurch merkwürdig, daß ihr Inhalt aus einer an der innern Oberfläche der Cyste produzierten Masse von Epithelzellen, Fett, Öl etc. besteht. Der Cystenbalg enthält nämlich auch Hautdrüsen, welche Talg und Schweiß absondern, die sich im Cystenraum anhäufen. Manche Dermoidcysten enthalten daneben auch Haare und Zähne, welche ebenfalls in und auf dem Cystenbalg sich entwickelt haben. Dergleichen Cysten werden bis faustgroß, oft bleiben sie kleiner; sie kommen vorzugsweise in und unter der äußern Haut und in den Eierstöcken, jedoch auch, obschon selten, in andern Organen vor. Die Balggeschwülste gehören zu den gutartigen Geschwülsten. Ihre Folgen sind abhängig von der Größe und Zahl, in der sie auftreten, von der Bedeutung der Organe, in welchen sie sitzen, von der Schnelligkeit ihres Wachstums etc. und bestehen wesentlich in dem Druck, welchen die B. auf ihre Umgebung ausübt. Die Cysten können sich auch entzünden und werden manchmal der Sitz von Blutergüssen. Infolge dieser Veränderungen kann später eine freiwillige Schrumpfung und vollständige Verödung der Cysten eintreten. Die größte praktische Wichtigkeit haben die großen Cystengeschwülste der Eierstöcke (s. d.). Das sicherste Mittel zur Beseitigung der Balggeschwülste ist stets, wo es nur einigermaßen angeht, die Ausrottung derselben mit dem Messer (vgl. Ovariotomie). Andre Balggeschwülste verlangen wegen der Nachbarschaft großer Gefäße und wegen der Gefahr, welche durch Verletzung der letztern entstehen könnte, andre Operationsmethoden. Diese sind die Entleerung des Inhalts durch die Punktion, welche mittels des Trokars geschieht (s. Aufstechen); doch führt diese Operation allein selten zu einem erwünschten Erfolg. Man hat deshalb nach Entleerung des Inhalts verschiedene Mittel, besonders verdünnte Jodtinktur, eingespritzt, welche die Wandungen der Cysten reizen, dadurch eine Entzündung und schließlich die Verödung veranlassen.

Balhari, ostind. Stadt, s. Bellari.

Balhorn, s. Ballhorn.

Bali (Simalu, Hoginsel), eine der Kleinen Sundainseln, an der Ostseite von Java, von diesem durch die schmale Balistraße getrennt, östlich durch die Lombokstraße von der Insel Lombok geschieden, hat eine dreieckige Form und mit der kleinen, südöstlich gelegenen, 182 qkm (3,3 QM.) großen Insel Pandita ein Areal von 5396 qkm (98 QM.). In der geologischen Bildung, der Fruchtbarkeit und reichlichen Bewässerung des Bodens, der Tier- und Pflanzenwelt gleicht sie dem östlichen Java. Sie enthält einzelne vulkanische Berggruppen, sicher zwei, vielleicht drei. Im Nordteil erhebt sich die Gruppe des Gunung Agung (Balipik) zu 3452 m Höhe, mit dem noch thätigen Vulkan Batur; ein zweites vulkanisches System im W. der Insel ist der Batukan (2400 m). Die Landstriche zwischen diesen Berggruppen sind hügelig. Das Klima gleicht dem von Ostjava und ist im ganzen gesund. Als Hauptprodukte des für Ackerbau vorzüglich geeigneten und wohlkultivierten Landes sind zu nennen: Reis und Mais, Baumwolle, Tabak, Palmzucker, Kaffee und Indigo. Hauptausfuhrartikel ist Reis. Die Bevölkerung, deren Zahl auf etwa 700,000 geschätzt wird, ist ebenfalls mit der von Java stammverwandt, jedoch von kräftigerm Körperbau und durch stark ausgeprägten Sinn für Freiheit und Unabhängigkeit ausgezeichnet. Die Balinesen (s. Tafel "Asiatische Völker", Fig. 21: Frau von B.) sind stolz und entschieden, offen, betriebsam, dienstbar und treu gegen ihren Herrn, aber auch jähzornig und zur Rachsucht geneigt. Ihre Sprache ist im ganzen die javanische, hat sich aber durch die Abgeschlossenheit der Insel reiner und unvermischter erhalten. Besonders merkwürdig ist B. in religiöser Beziehung, insofern sich daselbst der Brahmanismus