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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ball; Ballaarat; Ballade; Ballad-opera; Ballagi; Ballanche

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Ball - Ballanche.

verlangt, seit etwa 40 Jahren wurde es bei Militärs Mode, in der Dienstuniform zu erscheinen, später beim Zivil in Pantalons, obwohl noch in Schuhen und Strümpfen. Die Tänze richten sich nach der Nationalsitte und der Mode; sie sind jetzt meist Polonäse, rascher Walzer, Kotillon, Masurek, Kontertänze (Française, Quadrille à la cour), Polka; in früherer Zeit waren Menuett, Ekossäse, Angläse, Quadrille, Tempete u. a. häufiger als jetzt.

Ball, in der Weidmannssprache das Anschlagen der Jagdhunde.

Ball, Thomas, nordamerikan. Bildhauer, geb. 3. Juni 1819 zu Charlestown (Massachusetts), widmete sich anfangs der Malerei und insbesondere dem Porträt, sodann der Bildhauerei. Zu diesem Zweck ging er nach Italien, wo er sich als Schüler seines Landsmannes Hiram Powers von 1854 bis 1856 in dieser Kunst ausbildete. Nach Amerika zurückgekehrt, schuf er die bronzene Reiterstatue Washingtons für Boston. 1865 ließ er sich in Florenz nieder und begann eine vielseitige Thätigkeit in monumentalen Porträtstatuen, allegorischen und Genrewerken und Büsten, die von lebendiger, oft anmutiger Auffassung und gründlicher Durchbildung sind. Seine Hauptwerke sind die kolossale Marmorstatue des Schauspielers Forrest als Coriolan, das Befreiungsdenkmal der Neger für Washington (Lincoln, einem Sklaven die Fesseln abnehmend), ein Grabmonument für Boston und die Idealstatue einer Eva.

Ballaarat, zweitgrößte Stadt der britisch-austral. Kolonie Victoria, Grafschaft Grenville, im Knotenpunkt von vier Eisenbahnen, ist Sitz eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs, hat 1 Hospital, 1 Waisenhaus, 1 Gebäranstalt, öffentliche Bäder, 40 Kirchen, 2 öffentliche Bibliotheken von 12,500 und 13,000 Bänden, 2 Colleges, 4 Realschulen, Theater, 19 Banken. Die Stadt zerfällt in B.-East und B.-West mit zusammen (1881) 37,260 Einw., welche Brauerei, Eisengießerei, Wollmanufakturen u. a., namentlich aber Goldgräberei betreiben, welcher die Stadt (1851) ihre Entstehung und ihren schnellen Aufschwung verdankt (hier wurde der 2217 Unzen schwere Goldklumpen "Welcome Nugget" gefunden). In der jüngsten Zeit hat dieselbe mehr und mehr abgenommen, doch waren Anfang 1883 immer noch 8729 Goldgräber (1259 Chinesen) beschäftigt. Die Umgegend ist dicht mit Farmen übersäet und berühmt durch ihre vorzügliche Schafzucht. In der Geschichte der Kolonie hat B. eine traurige Berühmtheit erlangt durch den Kampf, den hier 1854 die durch eine ihnen auferlegte Goldsteuer erbitterten Goldgräber gegen das Militär bestanden, welches die von jenen errichteten hölzernen Verschanzungen erst nach starkem Verlust auf beiden Seiten nehmen konnte.

Ballade (ital. ballata, von ballare, "tanzen"), diejenige epische Dichtung, welche der dramatischen, wie die ihr verwandte Romanze (s. d.) der lyrischen Poesie am nächsten steht. Dieselbe entstand in Italien und Frankreich ursprünglich als "Tanzlied" (daher ihr Name), das die im Tanz pantomimisch dargestellte Handlung (meist Liebeshandlung) mit Worten begleitete. In England und Schottland erscheint sie als dramatisiertes oder dialogisiertes "Heldenlied", das eine Begebenheit aus der Vergangenheit als gegenwärtig und eben vor sich gehend darstellt. Von der letztern Gattung sind die sogen. "Border-ballads", welche Kämpfe und Ereignisse aus der Grenzmark zwischen England und Schottland besingen, später von Percy (1765) u. a. gesammelt und zum Teil durch Herder ("Dein Schwert, wie ist's von Blut so rot, Edward?") dem deutschen Volk zugänglich gemacht wurden. Aus diesen ist gegen das Ende des 18. Jahrh. die moderne deutsche B. herausgewachsen, welche in Goethe ("Erlkönig", "Was hör' ich draußen vor dem Thor?"), Schiller ("Ritter Toggenburg"), besonders aber in Uhland ("Das Schloß am Meer"), Heine ("Die beiden Grenadiere", "Belsazar", "Lorelei"), Zedlitz ("Nächtliche Heerschau"), Ebert ("Schwerting, der Sachsenherzog") u. v. a. glänzende Blüten trieb.

Ballad-opera, bei den Engländern eine Oper, die sich in der Hauptsache aus Volksliedern zusammensetzt. Das erste Beispiel einer solchen war John Gays "Bettleroper" (1727).

Ballagi (deutsch Bloch), Moritz, ungar. Sprachforscher und Schriftsteller, 18. März 1815 im Zempliner Komitat als Jude geboren, machte seit 1835 zu Pápa und Pest, 1839 in Paris seine Studien und begann, um seine Glaubensgenossen zu magyarisieren, eine ungarische Bibelübersetzung mit Noten, von welcher die Bücher Mosis und Josua (Pest 1840-43) erschienen. Ihr folgten ein "Lehrbuch der hebräischen Sprache" (2. Aufl. 1872) und "Bibliai tanulmányok" ("Biblische Studien", 1865) nach. Von der ungarischen Akademie zum Mitglied ernannt, ging B. 1843 nach Deutschland, trat hier zum Protestantismus über und studierte in Tübingen Theologie, worauf er 1844 als Professor an das evangelische Lyceum zu Szarvas berufen wurde. Hier wirkte er bis zur Revolution, während welcher er als Sekretär Görgeis, dann als solcher im Kriegsministerium diente. Seit 1851 Professor der Theologie zu Pest, gründete er hier 1858 die "Protestantische Kirchen- und Schulzeitung", die fortan das Hauptorgan der freiern Kirchenrichtung für Ungarn ward. Im gleichen Sinn schrieb er: "Die Protestantenfrage in Ungarn und die Politik Österreichs" (Hamb. 1860) und (in magyarischer Sprache) "Der Kampf des Protestantismus gegen den Ultramontanismus" (1864). Nachdem der Widerruf des Patents (15. Mai 1860) errungen war, galt sein Kampf dem engherzigen Konfessionalismus, gegen den er in der Schrift "Tájékozas" ("Zur Orientierung", 1863) auftrat. Die größten Verdienste aber hat sich B. um die magyarische Sprache erworben, namentlich durch die Werke: "Ausführliche theoretisch-praktische Grammatik der ungarischen Sprache" (8. Aufl., Pest 1880); "Vollständiges Wörterbuch der ungarischen und deutschen Sprache" (5. Aufl., das. 1882); "Ergänzungswörterbuch" (das. 1846, 2 Bde.); "Sammlung ungarischer Sprichwörter etc." (magyarisch, 2. Aufl., das. 1855, 2 Bde.).

Ballanche (spr. -lāngsch), Pierre Simon, franz. Schriftsteller, geb. 4. Aug. 1776 zu Lyon, war zuerst in dem Geschäft seines Vaters thätig, der eine Buchdruckerei besaß. Trotz schwerer Krankheiten (in seinem 18. Jahr wurde er trepaniert) studierte er aufs eifrigste und veröffentlichte 1802 die Schrift "Du sentiment", einen Versuch über Ästhetik vom christlichen Standpunkt, sowie 1808 "Fragments", elegische Ergüsse über seine Jugend und eine unglückliche Liebe. Aber bekannt als Schriftsteller wurde er erst in Paris, wo er 1814 seinen festen Wohnsitz nahm und mit Mad. Récamier, Mad. de Staël, Chateaubriand, Nodier, C. Jordan u. a. in freundschaftliche Verbindung trat, von allen wegen seines Charakters und seiner Talente hochgeschätzt. Seit 1842 Mitglied der Akademie, starb er in Paris 12. Juni 1847. Seine spätern, in einer vortrefflichen Prosa geschriebenen Werke zeigen eine wunderbare Mischung von Geschichtsphilosophie, Mystik und Sozialismus und beziehen sich alle auf eine und dieselbe Idee: die soziale Wiedergeburt, indem er in ihnen seine aus seinem