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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bankerott; Bankert; Bankett; Bankgeld; Bankier

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Bankerott - Bankier.

rentschulden 274,7 Mill., Depositen mit Kündigungsfrist 24,4 Mill., Kreditbillets 417 Mill., Wechsel 103 Mill., Lombard 56,7, Forderungen an den Staat 404 Mill. Rub. Von den bedeutendern Mobiliarbanken sind zu nennen: in Petersburg die Diskontobank (10 Mill. Rub. Kapital), die Internationale Handelsbank (13 Mill. Rub.), die Handelsbank der Wolga-Kama (8,35 Mill. Rub.), die Bank für den auswärtigen Handel (20 Mill. Rub.); in Moskau die Privathandelsbank (5 Mill. Rub.), die Diskontobank (4 Mill. Rub.); in Riga die Rigaer Handelsbank (3 Mill. Rub.). Sie alle liefern günstige Resultate. Eine Art Hypothekenbank ist die Russische Zentralbodenkreditbank in Petersburg, die ihre Aufgabe darin sieht, Pfandbriefe der russischen Bodenkreditanstalten zu kaufen und zu beleihen. In Polen ist eine staatliche Notenbank vorhanden mit einem Kapital von 8 Mill. Rub. neben einigen ansehnlichen Mobiliarbanken.

[Vereinigte Staaten von Nordamerika.] Das heutige Zettelbankwesen der Union beruht in der Hauptsache auf den beiden Bundesgesetzen vom 25. Febr. 1863 und vom 3. Juni 1864. Durch diese Gesetze wurden die zahlreich vorhandenen Notenbanken gezwungen, eine veränderte Organisation anzunehmen. Weil die Existenz der Zettelbanken auf Bundesgesetz beruht, heißen sie Nationalbanken. Im Oktober 1883 bestanden 2501 Nationalbanken. Dieselben erhalten die Noten, die sie ausgeben, vom Schatzamt und zwar für je 100 Dollar Bonds der Union 90 Doll. Noten. Im Oktober 1883 betrug ihr Notenumlauf 510,5 Mill. Doll. Die B. sind zugleich die wichtigsten Depositenbanken. Im Oktober 1883 hatten sie 1063,6 Mill. Doll. Depositen. Ihr Kapital betrug 509,7, ihre Reserve 142, ihre verzinslichen Anlagen 1309,2 Mill. Doll. Ihre Bedeutung im Vergleich mit den noch sonst vorhandenen Depositenbanken, die entweder auf Konzessionen der Einzelstaaten beruhen, oder einfache Privatunternehmungen sind, läßt sich nur bis 1883 verfolgen, weil mit diesem Jahr die allgemeine Verpflichtung sämtlicher Bankanstalten, ihren Status der Regierung bekannt zu geben, aufgehört hat. Im November 1882 waren in der ganzen Union 7448 Bankanstalten mit 717,3 Mill. Doll. Kapital und 2902,5 Mill. Doll. Depositen vorhanden, von welch letztern die Nationalbanken fast 39 Proz. erhielten. Es betrugen in Millionen Dollar:

Jahr Nationalbanken Staatsbanken, Privatbankiers etc. Sparkassen mit Kapital Sparkassen ohne Kapital Im ganzen

Zahl Kapital Depositen Zahl Kapital Depositen Zahl Kapital Depositen Zahl Depositen Zahl der Anstalten Kapital Depositen

Mai 1876 2091 500,4 713,5 3803 214,0 486,0 26 5,0 37,2 691 844,6 6611 719,4 2075,3

1877 2078 481,0 768,2 3709 218,6 470,5 26 4,9 38,2 676 843,2 6579 704,5 2120,1

1878 2056 470,4 677,2 3799 202,2 413,3 23 3,2 26,2 668 803,3 6450 675,8 1920,0

1879 2048 455,3 713,4 3639 197,0 397,0 29 4,2 36,1 644 747,1 6360 656,5 1893,5

1880 2076 455,9 900,8 3798 190,1 501,5 29 4,0 34,6 629 783,0 6532 650,0 2219,9

1881 2115 460,2 1039,9 4016 206,5 627,5 36 4,2 37,6 629 862,3 6796 670,9 2667,3

1882 2239 477,2 1131,7 4403 231,0 747,6 38 3,9 41,3 622 929,8 7302 712,1 2850,4

Nov. 1882 2308 484,9 1119,8 4473 228,4 779,0 42 4,0 43,5 625 950,2 7448 717,3 2902,5

Ziemlich vereinzelt steht eine Hypothekenbank ohne größere Bedeutung, die United States Mortgage Company in New York (1871 errichtet, Kapital 1 Mill. Doll.). Die Gesetzgebung der Vereinigten Staaten ist Vorbild geworden für das System der Notenbanken in Japan.

Litteratur. O. Hübner, Die B. (Leipz. 1854, 2 Tle.); M. Wirth, Handbuch des Bankwesens (3. Aufl., Köln 1883); Schraut, Die Organisation des Kredits (Leipz. 1882); A. Wagner, System der Zettelbankpolitik (Freiburg i. Br. 1883); Tooke und Newmarch, History of prices (Lond. 1838-57, 6 Bde.; deutsch von Asher, Dresd. 1858-62, 2 Bde.); Gilbart, History, principles and practice of banking (neue Ausg., Lond. 1881, 2 Bde.); Bagehot, Lombard-Street (7. Aufl., das. 1878; deutsch: "Der Weltmarkt des Geldes in den Londoner Bankhäusern", Berl. 1875); Macleod, Theory and practice of banking (4. Aufl., Lond. 1883, 2 Bde.); Derselbe, Elements of banking (3. Aufl., das. 1878); Coquelin, Le crédit et les banques (3. Aufl., Par. 1876); Courcelle-Séneuil, Traité des opérations de banque (6. Aufl., das. 1876); Courtois, Manuel des fonds publics et des sociétés par actions (8. Aufl., das. 1883).

Bankerott, s. Bankrott.

Bankert (Bánkart), uneheliches Kind, s. Bastard.

Bankett, Gastgelag, Schmaus; bankettieren, ein B. halten. Früher, namentlich noch im 17. Jahrh., verstand man unter B. feierliche Mahlzeiten mit kirchlichem Charakter sowie die feierliche Tafel des Königs bei versammeltem Hof und angesichts des Volks.

Bankett (franz. Banquette), Auftritt hinter der Brustwehr, auf dem die Soldaten stehend über die Brustwehr wegschießen. B. heißt auch die Bank auf dem Verdeck eines Wagens, endlich ein Hindernis auf der Steeplechasebahn, ein Erdaufwurf, dessen obere Fläche breit genug ist, um das Pferd im Sprung mit den Beinen aufsetzen zu lassen.

Bankgeld (Bankvaluta), die als Einheit angenommene Rechnungsmünze, in welcher eine Bank ihre Rechnung führt. S. Banken (Girobanken).

Bankier (franz. Banquier, engl. Banker, ital. Banchiere), ein Kaufmann, welcher Geld-, Kredit- und Effektengeschäfte macht. Die kleinern Bankfirmen befassen sich mit dem Umtausch von Geldsorten, übernehmen Kreditvermittelungen gegen Unterpfand oder Bürgschaft, welchen Dienst die größern dem Handel und der Industrie dadurch leisten, daß sie gegen Provision als Wechselbürgen (per aval) eintreten oder Wechsel diskontieren und an größere Banken weiter begeben, welche nur solche Wechsel annehmen, die wenigstens zwei oder drei gute Unterschriften tragen. Weiter besorgt der B. Empfang und Ablieferung von Geldsummen im Auftrag andrer, Zahlungen und Einkassierungen für fremde, insbesondere laufende Rechnung (Kontokorrent), Annahme von verzinslichen und unverzinslichen Depositen, Ausleihen von Geld gegen Sicherheit, Ein- und Verkauf von Münzmetallen und Effekten aller Art, Trassieren und Remittieren von Wechseln für eigne und fremde Rechnung etc. Die großen Bankierhäuser, welche über bedeutende Kapitalien verfügen, befassen sich mit größern Finanzoperationen, einige mit der Emission von Anleihen für Staaten, Gemeinden und Gesellschaften, Gründung von Aktienunternehmungen etc. Oft bilden mehrere Bankiers ein