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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bapaume; Baphĭa; Baphŏmet; Baphometzeichen; Bapten; Baptisĭa; Baptisma; Baptismus; Baptisten

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Bapaume - Baptisten.

sind noch außer kleinern Gedichten, Epopöen, Balladen etc. die "Veillées politiques et morales" (1811), in Youngs Manier; der Roman "Duranti, ou la ligue en province" (1828, 4 Bde.); "Légendes, ballades et fabliaux" (1829) und das letzte und beste, die poetische Übersetzung des Buches Hiob, die er vollendete, als er schon blind war. Er starb 1854.

Bapaume (spr. bapohm), Festung im franz. Departement Pas de Calais, Arrondissement Arras, in wasserarmer Gegend an der Nordbahn gelegen, hat ein altes Schloß, (1876) 3190 Einw. und Fabrikation von Baumwollstoffen, Öl, Seife und Chemikalien. - Am 2. und 3. Jan. 1871 fanden bei B. blutige Kämpfe zwischen der zur Deckung der Belagerung von Péronne aufgestellten deutschen Observationsarmee und der französischen Nordarmee unter Faidherbe statt. Am 2. wies die 30. preußische Brigade bei Sapignies von Mittag bis Abend alle Angriffe überlegener feindlicher Massen ab und machte dabei 250 Gefangene. Am 3. behauptete sich die vereinigte 15. Division unter General v. Kummer, in den Flanken unterstützt von den Detachements des Prinzen Albrecht Sohn und des Grafen Gröben, in neunstündigem Kampf gegen die ganze Nordarmee. Die Preußen verloren 1020 Mann und 46 Offiziere, die Franzosen 2070 Mann und 53 Offiziere. Der Feind gab hierauf den Versuch, Péronne zu entsetzen, auf und trat in der Nacht zum 4. Jan. den Rückzug nach Arras und Douai an unter fortgesetzten Angriffen der verfolgenden preußischen Reiterei.

Baphĭa Afz., Gattung aus der Familie der Cäsalpiniaceen, Bäume oder Sträucher im tropischen Afrika und auf Madagaskar, mit gefiederten Blättern, meist endständigen Blütentrauben mit gelben oder weißen Blüten und abgeplatteten, geraden oder sichelförmig gekrümmten, lederartigen Schoten. B. nitida Lodd., ein 1216 m hoher Baum auf der Küste von Sierra Leone, liefert das Camwood (Cambalholz, Barwood), welches zum Rotfärben und in der Kunsttischlerei benutzt wird.

Baphŏmet, angebliches Symbol der Tempelherren (s. d.), welches diese nach der Angabe ihrer Gegner angebetet oder bei der Aufnahme geküßt haben sollen. Nach der gewöhnlichen Annahme war es ein Menschenkopf aus edlem Metall, welcher für das Idol des Untergottes, der neben dem wahren himmlischen Gotte die körperliche Welt leite und deren Freuden erteile, angesehen wurde.

Baphometzeichen, s. Fylfoot.

Bapten, s. Kotys.

Baptisĭa Vent., Gattung aus der Familie der Papilionaceen, nord amerikanische Stauden mit dreizähligen, selten einfachen Blättern, in den Blattwinkeln stehenden oder endständigen Blütentrauben und bauchigen, vielsamigen Hülsen. B. australis R. Br. (Sophora australis L.), mit schön heller oder dunkler blauen Blüten in langen Trauben, in Virginia und Carolina, wird nebst einigen andern Arten häufig in Gärten gezogen. Von B. tinctoria R. Br. (Sophora tinctoria L.), mit gelben Blüten, in Carolina, Kanada, an Hügeln und in Wäldern, wird die Wurzel arzneilich benutzt. Aus dem Kraut bereitet man einen indigoartigen Farbstoff (wild Indigo).

Baptisma (Baptismus, griech.), Eintauchen ins Wasser, Taufe (s. d.).

Baptismus (griech.), Lehre der Baptisten; Baptismus Christi, am 6. Januar, weil die Kirche an diesem Tag auch der Taufe Christi gedenkt, in einigen Diözesen jedoch erst 13. Januar, der Oktave von Epiphania, besonders gefeiert.

Baptisten (griech.), gemeinsamer Name für alle diejenigen christlichen Sekten, welche die Kindertaufe verwerfen und nur Erwachsene durch Untertauchen taufen. Ihr Vaterland ist England, wo zuerst 1618 B. als besondere Kirchengemeinschaft erwähnt werden. Dagegen stellen sie eine genetische Verbindung mit den deutschen Wiedertäufern in Abrede. In der That hängt der englische Baptismus vielmehr mit der Richtung der Independenten (s. d.) zusammen. 1689 erlangten die B. unter Wilhelm III. durch die Toleranzakte gleiche Duldung wie die übrigen Dissenters. Jedoch schon 1691 erfolgte eine Spaltung in die General- und die Partikular- (calvinistischen) B. Jene folgen hinsichtlich der Lehre von der Gnadenwahl der arminianischen Lehrweise, während diese an den Beschlüssen der Dordrechter Synode festhalten. 1639 verpflanzte Roger Williams, der Begründer des Staats Rhode-Island, den Baptismus nach Nordamerika. Auch hier zerfielen sie in streng calvinistische Regular Baptists und in arminianisch denkende Free Will Baptists. Aber auch diese beiden nordamerikanischen Hauptparteien zersplitterten sich im 18. Jahrh. in mehrere kleinere Denominationen, als da sind: die B. der sechs Grundsätze (Six Principles Baptists), welche jedes Glaubensbekenntnis, außer den Hebr. 6, 12 angeführten Fundamentalsätzen, verwerfen; die Campbelliten, auch "Jünger Christi" genannt, welche nur das als Glaubensvorschrift anerkennen, wofür sich ein ausdrückliches "So spricht der Herr" anführen läßt; die aus B. und Presbyterianern hervorgegangenen Christen (Christian Connexion), welche die Lehren von der Dreieinigkeit, von Hölle und Teufel verwerfen, der Taufe u. Ehe die göttliche Anordnung absprechen; die 1708 in Deutschland entstandenen, 1719 nach Nordamerika übergesiedelten Tunkers, welche nur das Untertauchen der Täuflinge in einen Fluß oder Teich für schriftgemäß halten und von den "Vollkommenen" Enthaltung von allen "weltförmigen" Genüssen und Beschäftigungen fordern, auch außer Taufe und Abendmahl die Fußwaschung, die Letzte Ölung und den Bruderkuß als Sakramente haben; die Hard Shell Baptists, welche alle kirchlichen Vereine, Missionen etc. verwerfen, u. a. Gemeinsam ist allen B., daß ihre independentistische Gemeindeverfassung auf dem Grundsatz freiwilliger Vereinigung beruht; alle haben daher auch mehr oder minder strenge Kirchenzucht mit Ausschließung aus der Gemeinde. Bedeutend ist die Thätigkeit der meisten B. in allen Richtungen der äußern und der innern Mission sowie auch für die Negeremanzipation. Neuerdings haben die B. auch auf dem europäischen Kontinent Eingang gesucht und gefunden. Die erste Baptistengemeinde in Deutschland wurde 1834 von dem Kaufmann Oncken in Hamburg gegründet. Die deutschen B. nannten sich im Gegensatz zu der "Allerweltskirche", in der Wiedergeborne und Nichtwiedergeborne unterschiedslos durcheinander gewürfelt seien, und gegen die polizeilich privilegierte Staatskirche, welche sie als "Babel" bezeichneten, die Gemeinde der getauften Christen. Anfangs in Mecklenburg, Preußen, Kurhessen, Nassau hart verfolgt, erfuhren sie auf Fürsprache der Evangelischen Allianz seit 1854 mildere Behandlung, namentlich in Preußen; wirkliche Duldung wurde ihnen hier aber erst seit 1858 zu teil, und auf Grund des Gesetzes vom 5. Juli 1875 konnten sogar einzelne Gemeinden Korporationsrechte erwerben (Barmen und Berlin). Größere Gemeinden bestehen in Hamburg, Stuttgart und Bremen. Bekannte Namen von B. sind: der Schotte Haldane, der