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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baer; Bär

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Bär - Baer.

fein behaart, oben rötlich aschgrau, unten gelblichweiß; er bewohnt Neusüdwales, lebt paarweise fast ausschließlich auf Bäumen, langsam, aber sehr sicher kletternd und sich von jungen Blättern und Schößlingen nährend; er ist ein halb nächtliches Tier, stumpfsinnig und friedlich, leicht zu fangen und wird seines Fleisches halber gejagt. Die Eingebornen klettern ihm auf den Bäumen nach und erschlagen ihn. In der Gefangenschaft wird er bald sehr zahm.

Bär, Bezeichnung einer Reihe von Schmetterlingen aus verschiedenen Gattungen der Familie der Cheloniarier (Cheloniariae), deren Raupen (Bärenraupen) wie Bären dicht mit langen Haaren bedeckt sind, von sehr verschiedenen niedrigen Pflanzen leben, überwintern und im Frühjahr sich einspinnen. Der braune B. (Arctia Caja L., s. Tafel "Schmetterlinge I") ist 38-54 mm breit, der Vorderleib und die Oberflügel sind braun, letztere mit weißgelben Strömen, die Unterflügel und der Hinterleib mennigerot, schwarz gefleckt; fliegt im Juni bis August, in Europa bis Lappland. Die Puppe liegt in einem losen Gespinst aus den Haaren der Raupe an der Erde unter dürrem Laub. Der schwarze B. (A. villica L.), 38-50 mm breit, am Vorderleib und den Oberflügeln samtschwarz, blaßgelb gefleckt, am Hinterleib und den Unterflügeln hochgelb mit schwarzer Zeichnung; fliegt im Juni und Juli, in Europa bis Schweden. Der Purpurbär (A. purpurea L.), 34-40 mm breit, auf den Oberflügeln gelb, schwarz gefleckt, auf den Unterflügeln rot, gelb gesäumt, schwarz gefleckt; fliegt im Juni und Juli. Der englische B. (A. Hebe L.), 35-46 mm breit, am Hinterleib und den Unterflügeln karminrot, schwarz gezeichnet, auf den Oberflügeln schwarz mit weißen, gelb gerandeten Bändern; fliegt im Juni und Juli, in Mitteleuropa. Der Augsburger B. (Callimorpha matronula L.), 58-65 mm breit, auf den braunen Oberflügeln mit einer Reihe gelber Randflecke, auf den gelben Unterflügeln schwarz gebändert und gefleckt, am Leib rot mit schwarzen Flecken; fliegt im Juni und Juli, in Deutschland und Frankreich, sehr selten.

Bär (Bärin), zwei Sternbilder am nördlichen Himmel. Der Große B. (Ursa major), zwischen 120-207° Rektaszension und 30-72° nördlicher Deklination, besteht nach Heis aus 227 dem bloßen Auge sichtbaren Sternen. Darunter sind 7 besonders ausgezeichnet und unter dem Namen des Wagens bekannt; 6 von ihnen sind zweiter, einer dritter Größe; 4 stellen in Form eines länglichen, ungleichseitigen Vierecks den hintern Leib des Bären (die Räder des Wagens), 3 in gekrümmter Linie den Schwanz des Bären (Deichsel des Wagens) dar. Der Stern am Ende des Schwanzes heißt Benethnasch, der mittelste Schwanzstern Mizar, über welchem in 11¾' Entfernung, einem scharfen Auge wohl unterscheidbar, ein kleiner Stern, Alkor oder das Reiterchen, steht; der vorderste Schwanzstern ist Alioth, der oberste und von dem Schwanz entfernteste Rückenstern Dubhe. Außerdem sind im Sternbild noch 3 Sterne dritter Größe, die ein längliches Dreieck bilden und der Brust und einer Vordertatze angehören. Nach der griechischen Mythe wurde Kallisto (s. d.), nachdem sie vom Zeus den Arkas geboren hatte, von der Hera in eine Bärin verwandelt, dann von Zeus unter die Sterne versetzt. Im Altertum hießen die 7 Hauptsterne auch Septentriones und Boves Icarii, bei den Arabern die 4 Rumpfsterne Nasch ("Bahre") und die Schwanzsterne Benethnasch, ("Töchter der Bahre", d. h. Leidtragende), und daher führt der äußerste Stern, der eigentlich Elkaid ("Statthalter") hieß, seinen jetzigen Namen. Der hebräische Name des Sternbildes ist Asch ("Bahre"). Der Kleine B. (Ursa minor), zwischen 210-270° gerader Aufsteigung (wenn man den Polarstern nicht berücksichtigt) und vom 67.° nördlicher Abweichung bis über den Nordpol hinaus ausgedehnt, enthält nach Heis 54 dem bloßen Auge sichtbare Sterne, von denen 7 ebenso gestellt sind wie die Hauptsterne des Großen Bären, nur daß beide Sternbilder die Schwänze nach entgegengesetzter Richtung haben. Von den 7 Hauptsternen sind die 2 letzten Schwanzsterne von 2. (bis 3.) Größe; der äußerste von beiden ist der Polarstern, welcher 1⅓° vom Nordpol entfernt ist; der oberste Rückenstern ist 2., und die übrigen sind 4. Größe. Zwischem ^[richtig: Zwischen] dem Großen und Kleinen Bären windet sich der Schwanz des Sternbildes des Drachen durch. (S. Karte bei Art. "Fixsterne".)

Baer, Karl Ernst von, Naturforscher, geb. 17. (29.) Febr. 1792 in Esthland auf Piep, dem Gut seines Vaters, studierte 1810-14 in Dorpat Medizin, ging dann nach Deutschland und ward durch Döllinger zu Würzburg für das Studium der Zootomie gewonnen. Im J. 1817 wurde er unter Burdach Prosektor an der Universität zu Königsberg, 1819 außerordentlicher und 1822 ordentlicher Professor der Zootomie und gründete das dortige zoologische Museum; 1826 wurde er auch Direktor des anatomischen Theaters. 1829 folgte er einem Ruf nach Petersburg als Mitglied der kaiserlichen Akademie und Professor der Zootomie, kehrte aber schon 1830 nach Königsberg zurück, um 1834 einem abermaligen Ruf nach Petersburg zu folgen. 1837 bereiste er Lappland und Nowaja Semlja, und 1851-56 untersuchte er die Fischereien am Peipussee, in der Ostsee und im Kaspischen Meer und veröffentlichte darüber ein vierbändiges Werk (Petersb. 1857-59). 1861 fand auf seine und Rud. Wagners Veranlassung eine Zusammenkunft von Anthropologen in Göttingen statt (Bericht von B. und Rud. Wagner, Leipz. 1861). 1862 nahm er seinen Abschied als Akademiker, wurde aber zum Ehrenmitglied erwählt. Er starb 28. Nov. 1876 in Dorpat. B. hat sich um die Zootomie, namentlich aber um die Entwickelungsgeschichte der Tiere große Verdienste erworben. Von seinen zahlreichen Schriften nennen wir: "De fossilibus mammalium reliquiis in Prussia adjacentibusque regionibus repertis" (Königsb. 1823); "Vorlesungen über Anthropologie, für den Selbstunterricht bearbeitet" (das. 1824, Bd. 1; unvollendet geblieben); "De ovi mammalium et hominis genesi" (Leipz. 1827); "Untersuchungen über die Gefäßverbindungen zwischen Mutter und Frucht in den Säugetieren" (das. 1828); "Über Entwickelungsgeschichte der Tiere, Beobachtung und Reflexion" (Königsb. 1828-37, 2 Bde.; unvollendet); "Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der Fische, nebst einem Anhang über die Schwimmblase" (Leipz. 1835); "Über doppelleibige Mißgeburten oder organische Verdoppelungen in Wirbeltieren" (Petersb. 1846); "Historische Fragen, mit Hilfe der Naturwissenschaften beantwortet" (das. 1874); "Studien auf dem Gebiet der Naturwissenschaften" (das. 1874); "Über die Homerischen Lokalitäten in der Odyssee" (Braunschw. 1877). In seinen "Reden und kleinen Aufsätzen" (Petersb. 1864-77, 3 Bde.) trat er in eine gewisse Opposition zur Darwinschen Theorie. Außerdem war B. Mitarbeiter von Panders "Beiträgen zur Naturkunde" und von Burdachs "Physiologie". Aus den Schriften der Petersburger Akademie sind besonders abgedruckt die