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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barcelōna; Barcelonanuß; Barcelonēta; Barcelonnette; Barchane; Barchent; Barches; Barchfeld; Barclay

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Barcelona - Barclay.

lagert und nach tapferm Widerstand erobert. Da B. wegen der Festungswerke nicht vergrößert werden konnte, der Handel und die Bevölkerung des Orts aber stets wuchsen, so gestattete der Marquis de la Minas, Generalkapitän von Katalonien, 1752 die Erbauung der Vorstadt Barceloneta. Nachdem 1809 die Franzosen unter General Duhesme die Stadt mit List in ihre Gewalt bekommen hatten, bildete B. den Stützpunkt der französischen Armee in Katalonien. Erst Anfang 1814 wurde es von den Franzosen geräumt. Große Verheerungen richtete 1821 das gelbe Fieber in B. an. Bei der französischen Okkupation Spaniens 1823 hielt sich B. am längsten und ergab sich erst auf Befehl Ferdinands VII. Nach dem karlistischen Aufstand der Agraviados traf B. wie ganz Katalonien seit 1827 die blutige Strenge des Generalkapitäns Grafen d'Espagna, bis die Königin ihn im November 1832 absetzte. Der Bürgerkrieg der folgenden Zeit machte auch B. zum Schauplatz häufiger Volksaufstände und Empörungen, namentlich 1835 und 1836, wobei selbst republikanische Tendenzen sich kundgaben. Als 29. Juni 1840 die Königin-Regentin sich nach B. begeben hatte und Espartero ihr 16. Juli folgte, um seine Regentschaftsübernahme mit ihr zu vereinbaren, brach auf die Kunde von der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen 21. Juli ein Aufstand aus, bis durch Esparteros Truppen die Ruhe wiederhergestellt ward. Neue Unruhen entstanden im Juli und Oktober 1841, besonders aber 13. Nov. 1842 wegen der beabsichtigten Einführung der Konskription. Am 15. Nov. kam es zum Straßenkampf zwischen Volk und Garnison, so daß letztere das Feld räumen und sich in das Fort Montjuich zurückziehen mußte, worauf Espartero die Stadt 3. Dez. förmlich bombardieren ließ und 15. Dez. zur Übergabe zwang. Neue Unruhen im Juni 1843 führten zur Einführung einer Zentraljunta, 2. Sept. zu abermaligem Straßenkampf mit dem Militär und 4. und 7. Sept. wieder zur Beschießung der Stadt von der Citadelle aus. Doch unterwarf sie sich erst im November. Infolge des O'Donnellschen Staatsstreichs 1856 brach ein progressistischer Aufstand aus, der vom 18. bis 20. Juli dauerte und mit blutiger Gewalt unterdrückt werden mußte. Anfang 1874 fand auch in B. eine föderalistische Bewegung statt.

Barcelōna, bis zu der neuen Konstitution von 1881 ein besonderer Staat, seitdem aber eine der drei Secessiones des 1881 neugebildeten Großstaats Bermudez der südamerikan. Republik Venezuela (s. Karte "Peru etc."), umfaßt 39,490 qkm (717,2 QM.) mit (1881) 123,828 Einw. Im N. zieht eine niedrige Küstenkordillere nahe am Karibischen Meer hin; südlicher nehmen unermeßliche Llanos den größten Teil des Gebiets ein, aus denen zahllose Herden von Rindvieh, Pferden, Schafen und Eseln ihren Unterhalt finden. Der Landbau ist auf die nördlichen Teile beschränkt und liefert Mais, Reis, Kakao, Zucker, Kaffee, Tabak. Das Klima ist heiß, aber gesund (die mittlere Jahrestemperatur in den Llanos übersteigt 25° C.). Vor der Küste, die sich durch gute Reeden und Ankerplätze auszeichnet, liegen die unbewohnten Inselchen Tortuga, Orchillo, Los Roques, weiter hinaus die wegen ihrer reichen Guanolager wichtige Isla de Aves (Bird Island). - Die gleichnamige Hauptstadt (Nueva B.) liegt in einer weiten Ebene am Neveri, 2,5 km vom Meer, und hat (1883) 11,424 Einw., zur Hälfte Weiße. Der Handel ist bedeutend, war es jedoch früher noch mehr, als die Stadt Hauptsitz des Schleichhandels mit den westindischen Häfen war. Der Neverifluß ist für Küstenfahrer bis zur Stadt fahrbar; größere Schiffe, welche die Verbindung mit St. Thomas, Curassao, Trinidad unterhalten, ankern vor der Mündung des Flusses in der Bucht Ensenada de B., welche den Haupthafen der Provinz bildet. B. wurde 1634 von Don Juan Urpin am Fuß des Cerro Santo gegründet, 1671 an ihren jetzigen Ort verlegt, dann bald von den Indianern zerstört und erst 1736 wiederhergestellt.

Barcelonanuß, s. Haselstrauch.

Barcelonēta, Vorstadt von Barcelona (s. d.).

Barcelonnette (spr. bars'lŏnett), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederalpen, rechts am Ubaye, an der ehemals wichtigen Straße über den Col de l'Argentière, in einem schönen, weidenreichen Thal am Fuß der Alpen (1140 m ü. M.), mit einem Collège, einer Normalschule und (1880) 2037 Einw., welche Hutfabrikation, Tuch- und Seidenweberei treiben. B. wurde 1231 von Raimund Berengar, Grafen von Provence, dessen Ahnen von Barcelona stammten, gegründet.

Barchane (pers.), Reisezelt; Packsattel.

Barchent (Parchend, franz. Futaine, engl. Fustian), fest gewebte, drei- oder vierschäftige Köperzeuge aus reiner Baumwolle oder mit leinener Kette, sind entweder auf beiden Seiten glatt oder auf der einen gerauht. Der glatte B. hat entweder einen vierschäftigen Köper, wie der Croisé, und daher zwei rechte Seiten (beidrechter B.), ist aber gröber und von dichterm Gewebe als der Croisé, oder er hat einen vierschäftigen einseitigen Köper (Futterbarchent, Bettbarchent, Inlett, Bettdrell). Der Atlasbarchent ist fünfbindig und atlasartig geköpert. Der rauhe B. ist drei- bis vier- oder fünfbindig und zwar so geköpert, daß auf einer Seite ⅔, ¾ oder ⅘ des groben und weichen Eintrags flott liegen. Dieser wird entweder schon auf dem Stuhl oder nach der Bleiche durch Aufkratzen mit Kardendisteln oder feinen Eisendrahtkratzen mit Handarbeit oder mittels einer Rauhmaschine rauh gemacht. Der B. erhält dadurch eine mehr oder weniger langfaserige, flaum- oder wollartige Oberfläche, welche bei den starken, zu Winterkleidern dienenden Stoffen auch noch tuchartig geschoren wird (Baumwollmolton, englisches Leder); dieser rauhe B. dient auch zu Wachstuch. Schnürbarchent zeigt auf der rechten Seite nur Eintrag, auf der linken ein leinwandartiges Gewebe mit schmalen, flachen Längsrippen; Pikeebarchent erscheint wie mit würfeligen oder andern geradlinigen Figuren gesteppt. Die Barchentweberei war früher bedeutender als jetzt, seitdem für Unterkleider, Futter und Überzüge mehr gewirkte und leicht gewebte baumwollene und halbwollene Zeuge in Gebrauch gekommen sind; sie findet sich vertreten in mehreren Orten Schwabens, Bayerns, in Böhmen, Mähren, Niederösterreich und in Sachsen.

Barches (Berches, hebr.), "Segensbrot" zum Sabbat, die aus feinem Weizenmehl bestehenden geflochtenen und mit Mohn bestreuten Weißbrote.

Barchfeld, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Schmalkalden, an der Werra (243 m ü. M.), hat ein Schloß (Wilhelmsburg) und (1880) 1851 Einw. Nach B. benennt sich die landgräfliche Linie Hessen-Philippsthal-B.

Barclay (spr. barklä), 1) Alexander, engl. Dichter und Prosaist, geboren um 1480, studierte in Oxford und ward Priester am Kollegium zu Ottery in Devonshire, in welcher Stellung er ein allegorisches Gedicht: "The castle of labour" (Lond. 1506), veröffentlichte und 1508 (nach lateinischen und französischen Über-^[folgende Seite]