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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bardiet - Barea.

Ephraem hat Bruchstücke von seinen Hymnen gegen die Ketzer aufbewahrt, und es sollen dieselben durch ihre Mystik und Poesie wie durch ihre wechselnden Singweisen viel zur Verbreitung seiner Lehren beigetragen haben. Das im syrischen Original erhaltene "Buch über die Gesetze der Länder" rührt zwar nicht von ihm, aber aus seiner Schule her. Sein Sohn Harmonius suchte das System seines Vaters ebenfalls durch Hymnen weiter zu verbreiten. Vgl. Hilgenfeld, B., der letzte Gnostiker (Leipz. 1864); Merx, B. von Edessa (Halle 1863).

Bardiet, s. Barden.

Bardiglio (spr. -dilljo), sehr harter, weißer und rötlicher Marmor im Florentinischen.

Bardija, s. Smerdes. ^[richtig: Smerdis.]

Bardili, Christoph Gottfried, deutscher Philosoph, geb. 28. Mai 1761 zu Blaubeuren, ward 1786 Repetent am theologischen Stift zu Tübingen, 1790 Professor am dortigen Gymnasium und Hofrat; starb daselbst 1808. B. ist der Begründer des von Reinhold so genannten "rationalen Realismus", durch welchen dem Idealismus der Fichteschen Wissenschaftslehre mittels Ergänzung durch realistische Elemente abgeholfen und eine ähnliche Vereinigung der Logik und Ontologie wie durch Schellings Naturphilosophie herbeigeführt werden sollte. Seine bedeutendste, gegen die Kantsche Vernunftkritik gerichtete und zugleich sein eignes System enthaltende Schrift: "Grundriß der ersten Logik" (Stuttg. 1800), bezeichnete B. auf dem Titel als eine medicina mentis "hauptsächlich für Deutschlands kritische Philosophie". Er erklärte darin das Denken für ein Rechnen, welches wie dieses in einer unendlichen Wiederholung des Einen als des Einen und desselben im Vielen bestehe, und wollte aus dieser Identität des Denkens als Denkens und der Anwendung desselben auf die Mannigfaltigkeit des Stoffs alles mögliche Reale (Mineral, Pflanze, Tier, Mensch, Gott) durch eine fortschreitende Steigerung nach Art der mathematischen Potenzen (b¹+b²+b³) ableiten. Seine dunkle und trockne Darstellungsweise vermochte sich ungeachtet der Lobsprüche Reinholds, welcher Schellings Naturphilosophie nur als "Karikatur" der Bardilischen Leistungen betrachtete, nicht gegen diese zu behaupten. Bardilis übrige wichtigste Schriften sind: "Sophylus, oder Sittlichkeit und Natur als Fundament der Weltweisheit" (Stuttg. 1794); "Allgemeine praktische Philosophie" (das. 1795); "Über die Gesetze der Ideenassociation" (Tübing. 1796); "Briefe über den Ursprung der Metaphysik" (Altona 1798); "Philosophische Elementarlehre" (Landsh. 1802, 2 Hefte); "Beiträge zur Beurteilung des gegenwärtigen Zustandes der Vernunftlehre" (das. 1803); Bardilis und Reinholds "Briefwechsel über das Wesen der Philosophie und das Unwesen der Spekulation" (Münch. 1804).

Bardone (Viola di b.), s. Baryton.

Bardonecchia (spr. -nekkia; franz. Bardonnèche), Ort in der ital. Provinz Turin, Kreis Susa, nordwestlich von Oulx, im Thal gleichen Namens prächtig gelegen, 1318 m ü. M., mit einem alten Römerturm und (1881) 780 Einw. B. ist südlicher Ausgangspunkt des Mont Cenis-Tunnels.

Bardot (franz., spr. -dö), figürlich s. v. w. Sündenbock, Packesel, Stichblatt.

Bardoux (spr. -duh), Agénor, franz. Staatsmann, geb. 15. Jan. 1829 zu Bourges von protestantischen Eltern, studierte die Rechte, ward Advokat in Clermont und beschäftigte sich viel mit rechtswissenschaftlichen Studien, über welche er auch eine Reihe von Aufsätzen veröffentlichte. 1870 ward er Maire von Clermont und 1871 in die Nationalversammlung gewählt, wo er sich dem linken Zentrum anschloß und durch seine Talente bald eine hervorragende Rolle spielte. 1875 war er kurze Zeit Unterstaatssekretär im Justizministerium. 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, ward er Präsident des linken Zentrums und war 13. Dez. 1877 bis 4. Febr. 1879 Unterrichtsminister. Mit großer Entschiedenheit trat er für die Republik und liberale Grundsätze auf, befürwortete aber ein schonendes Verfahren gegen die Kirche und brachte daher 1879 einen Gegenentwurf gegen die Ferryschen Unterrichtsgesetze ein, der aber abgelehnt wurde. Er schrieb: "Les légistes et leur influence sur la société française" (Par. 1877), "Dix années de vie politique" (1882) und unter dem Namen A. Brady ein Bändchen Gedichte: "Loin du monde" (1857).

Bardowiek, Marktflecken im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Lüneburg, an der Ilmenau und der Hannover-Harburger Eisenbahn, mit einer großen Domkirche im gotischen Stil und (1880) 1700 Einw., die Gemüsebau und Sämereihandel treiben. - B., dessen Name an den alten Bardengau erinnert, war schon zu Karls d. Gr. Zeit, der hier eine Kirche erbaute, ein wichtiger Platz für den Grenzhandel nach dem Slawenland. Bischofsitz ist es nie gewesen, doch bestand daselbst ein Dom- und Kollegiatstift. Unter Otto d. Gr. kam B. an das Haus der Billunger; als es jedoch unter Herzog Bernhard von Sachsen seinem alten Herrn, dem aus der Verbannung zurückkehrenden Heinrich dem Löwen, 1189 die Thore verschloß, ward die Stadt 29. Okt. erstürmt und völlig zerstört; nur Dom und Stift blieben als Überreste ihrer vormaligen Größe stehen. Auf den Dom setzte Heinrich die noch vorhandene Inschrift: "Vestigium leonis" ("Spur des Löwen"). 1529 wurde daselbst der protestantische Gottesdienst eingeführt, doch nahm das Stift erst 1543 die evangelische Lehre an.

Bardsey (spr. bardsi), Insel, dem steilen Vorgebirge Braich y pwll gegenüber, in Carnarvonshire (Wales), 3 km lang, mit Leuchthaus, Abteiruine und 60 Bewohnern. Die Insel galt zur Zeit der Druiden, die hier ihre großen Mysterien feierten, für heilig.

Bardstown (spr. -taun), Städtchen im nordamerikan. Staat Kentucky (Grafschaft Nelson), 55 km südöstlich von Louisville, mit katholischem Seminar und College und (1880) 1803 Einw.

Bardwan (Burdwan), Division im britisch-ostind. Gouvernement Niederbengalen, im NO. von Kalkutta, 33073 qkm (600,6 QM.) mit (1881) 7,393,954 Einw., ist in seinen östlichen Teilen eine der fruchtbarsten und am dichtesten bevölkerten Gegenden Indiens, die Reis, Zucker, Indigo, Baumwolle, Ölsaat, Tabak in Menge hervorbringt; der Westen ist steriler und weniger dicht bevölkert. Zwei Linien der East India-Eisenbahn durchziehen das Land. Die gleichnamige Hauptstadt liegt 28,3 m ü. M. am Vereinigungspunkt beider Bahnlinien und hat (1881) 34,080 Einw. (23,683 Hindu, 10,263 Mohammedaner).

Barea (amharisch, s. v. w. Sklaven), eine Völkerschaft im nördlichen Abessinien, welche von Barka an westwärts bis zum Lebi ihre Wohnsitze hat und von den Beni Amer im N. und O. begrenzt wird. Ihre Abkunft ist bis jetzt nicht ermittelt; aus ihren frühern Wohnsitzen in Bogos und Takun wurden sie durch die Geezvölker (Abessinier) vertrieben. Ihre körperlichen Eigentümlichkeiten sind eine markierte, oft adlerartig gebogene Nase, ein großer Mund ohne aufgeworfene Lippen, eine gelb bis schwarz nüancierte Hautfarbe, weiches, bisweilen ans Rote streifendes Haar. Ihre