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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barmherzige Brüder; Barmherzige Schwestern; Barmherzigkeit; Barmouth; Barmstedt; Bärn; Barnăbas; Barnabiten; Barnard

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Barmherzige Brüder - Barnard.

und platinaplattierte Kupferbleche, Zündhütchen, Maschinen, Dampfkessel, Orgeln und Pianofortes, Buntpapier, Glaceekarton etc.; B. hat 1 ansehnliche Bierbrauerei, 1 Wasser- und 2 Gasleitungen und Pferdebahnverbindung mit Elberfeld. Der Warenexport erstreckt sich über alle zivilisierten Länder der Erde und ist besonders wichtig nach Nordamerika, leidet in einzelnen Artikeln freilich durch die Ungunst der Verhältnisse, welchen der Barmer aber durch Einführung neuer Artikel zu begegnen weiß (zur Zeit spitzenähnliche Agrements). Der jährliche Import von roher Baumwolle und baumwollenen Garnen beträgt über 1½ Mill. kg. B. besitzt an Bildungsinstituten 1 Gymnasium, 1 Realgymnasium, 1 Gewerbe-, 1 Realschule, 3 höhere Töchterschulen, ferner die Rheinische Missionsgesellschaft mit Missionshaus und Missionsseminar und ethnographischer Sammlung, einen Verein für Kunst mit Gemäldegalerie, für Kunst und Gewerbe mit Fortbildungsschulen. Mit dem anstoßenden Elberfeld zählte B. 1880: 189,479 Einw. B. bildet einen Stadtkreis, ist Sitz eines Amtsgerichts nebst Kammer für Handelssachen, einer Handelskammer, einer Reichsbankstelle, des Barmer Bankvereins und andrer Bankinstitute, eines amerikanischen Konsuls; die städtischen Behörden bestehen aus 1 Oberbürgermeister, 4 Beigeordneten und 30 Stadtverordneten. - B. ist eine junge Stadt, die zwar schon im 11. Jahrh. in einem Heberegister des Klosters Werden genannt wird, aber erst durch die Industrie zur Größe gelangte. 1450 legte daselbst Wichelhaus die erste Bleiche an, das Privilegium für Garnbleicherei in B. und Elberfeld datiert von 1527, die erste Schule entstand 1579, die erste Kirche (Gemarke) 1702; die Fabrikation von Bettbezügen wurde 1750, die der Baumwollzeuge 1763, der Spitzen 1770 und der Seidenwaren 1775 eingeführt. Stadtrechte erhielt B. durch den Großherzog von Berg 4. Jan. 1808.

Barmherzige Brüder (in Frankreich Frères de la charité, in Italien Benfratelli, in Spanien "Brüder der Gastfreiheit"), ursprünglich ein freier Verein von Laien zur Krankenpflege und Besserung gefallener Mädchen und Frauen, gestiftet 1540 von dem Portugiesen Juan di Dio ("Johann von Gott") oder Johann Ciudad (geb. 1495, gest. 1550), der in einem gemieteten Haus in Granada 1540 seine Wirksamkeit begann. Ciudad ward 1630 beatifiziert, 1640 kanonisiert. Die Verbrüderung wurde 1572 in einen Orden nach der Regel Augustins verwandelt und erhielt manche Privilegien. Der Orden ward 1624 in eine spanische Kongregation mit einem Generalmajor in Granada und in eine italienische oder außerspanische mit einem General in Rom eingeteilt. Da der Zweck des Ordens die Pflege der Kranken ohne Rücksicht auf die Konfession ist, so sind die gottesdienstlichen Observanzen möglichst beschränkt, die medizinischen Studien walten vor. Die Klöster sind trefflich eingerichtete Hospitäler, und nur einzelne Brüder erhalten die Weihe zur Verrichtung der geistlichen Funktionen. Die Ordenstracht ist schwarze Kutte und Skapulier. Ihre Verdienste um die notleidende Menschheit sind allgemein anerkannt.

Barmherzige Schwestern (Filles de la charité oder de la miséricorde, vormals wegen ihrer grauen Kleidung "graue Schwestern", Sœurs grises, genannt). Der Stifter dieser Vereine war Vinzenz von Paul (s. d.), unterstützt von einer gottesfürchtigen Witwe, Frau Legras. Einen früher gestifteten Frauenverein zur Unterstützung der Armen erweiterte er 1625 zu einem Verein für Krankenpflege der Armen, der 1633 von dem Erzbischof von Paris zu einer selbständigen Genossenschaft erhoben wurde. Die von Vinzenz gegebene Regel bestätigte Clemens IX. 1668. Nach derselben, welche Gehorsam gegen die Obern und Pflege der Armen und Kranken vorschreibt, soll das Gelübde kein lebenslängliches sein, sondern jährlich erneuert werden. Während der Revolution aufgehoben, wurde der Orden durch Napoleon I. 1807 wiederhergestellt. Nach Deutschland kamen die Barmherzigen Schwestern 1811 und zwar zuerst nach Trier. Jetzt wird ihre Zahl auf 28,000 angegeben. Gleiche Zwecke verfolgen die Elisabethinerinnen, deren Vorbild die heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, ist, sowie die Ursulinerinnen, Salesianerinnen (Heimsuchungsorden) und die Barmherzigen Schwestern des heil. Borromeo in Lothringen. S. Diakonissinnen.

Barmherzigkeit, im weitern Sinn s. v. w. Mitleid oder Mitgefühl (s. d.), im engern Sinne nur diejenige Form desselben, welche es nicht bei dem bloßen Mitgefühl bewenden läßt, sondern zu hilfreicher Handlungsweise fortreißt.

Barmouth (spr. bahrmöth), Hafenstadt und Seebad in Merionethshire (Nordwales), an der Mündung des Mawddoch, mit (1881) 1512 Einw.

Barmstedt, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Schleswig, Kreis Pinneberg, an der Krückau, mit evang. Kirche, Färberei und (1880) 2712 Einw. Ganz in der Nähe auf einer Insel in der Krückau das Schloß Ranzau, ehemals Residenz der Reichsgrafen von Ranzau, mit einem Amtsgericht.

Bärn, Stadt in Mähren, Bezirkshauptmannschaft Sternberg, hat eine Webschule, Baumwoll- und Leinweberei, Zündwarenfabrik, Sparkasse und (1880) 3490 Einw.

Barnăbas (eigentlich Joses), ein Levit aus Cypern, ward von den Aposteln nach Antiochia gesandt, um die dortige junge Gemeinde zu befestigen, und brachte ebendahin auch den Saulus (Paulus), den er als Neubekehrten früher schon in Jerusalem bei Petrus und Jakobus eingeführt hatte. Mit Paulus machte er dessen erste Missionsreise sowie die Reise zum sogen. Apostelkonzil; eine zweite Missionsreise nach Cypern unternahm er, von Paulus getrennt, mit Markus (s. d.). Die Sage macht ihn entweder zum ersten Bischof von Mailand, oder läßt ihn zu Rom oder Alexandria als Märtyrer sterben. Ein Brief des B. galt vielfach in der alten Kirche für kanonisch, wie er sich auch im Codex Sinaiticus findet. Derselbe stammt indessen aus dem Anfang des 2. Jahrh. Die neuesten Ausgaben sind von Hilgenfeld (2. Aufl., Leipz. 1877) und Gebhardt-Harnack (2. Aufl., das. 1876). Vgl. Braunsberger, Der Apostel B. (Mainz 1876).

Barnabiten, Kongregation regulierter Chorherren des heil. Paulus (Paulaner), gestiftet von drei Klerikern: Zaccaria, Ferrari und Morigia, 1530 zu Mailand, vom Papst Clemens VII. 1532 bestätigt. Seinen Namen erhielt der Orden vom Hause St. Barnabas, welches seinen Mitgliedern in Mailand angewiesen wurde. Ihr Zweck war Seelsorge, Jugendunterricht, Mission unter den Ketzern, ihr besonderes Gelübde, sich nicht um höhere kirchliche Würden zu bewerben. Gegenwärtig besitzt der Orden noch etwa 20 Häuser in Italien und Österreich mit dem Haupthaus zu Rom. Aus Frankreich wurden sie 1880 ausgewiesen.

Barnard, 1) Henry, nordamerikan. Pädagog, geb. 24. Jan. 1811 zu Hartford in Connecticut, gra-^[folgende Seite]