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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bartfaden; Bartfeld; Bartfink; Bartfinne; Bartflechte; Bartgeier; Bartgras; Barth

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Bartfaden - Barth.

dem widmete er sich der Erziehung und dem Unterricht des Thronfolgers Joseph und verfaßte für diesen ein großes, kompendiöses Werk über die österreichische Geschichte sowie eine Aufzeichnung über die Weltbegebenheiten, an welchen er teilgenommen hatte. Er starb 6. Aug. 1767 in Wien. Vgl. v. Arneth, J. C. B. und seine Zeit (Wien 1871).

Bartfaden, s. Pentastemum.

Bartfeld (Bártfa), königl. Freistadt im ungarischen Komitat Sáros, an der Topla, nahe der galizischen Grenze, berühmt in der Kirchengeschichte und durch ihre Heilquellen, hat 1 Rathaus mit wichtigem Archiv, 2 Klöster, 1 evang. Kirche, 1 evangelisches Gymnasium, 1 Theater und (1881) 4884 Einw. (meist Slawen), welche bedeutenden Handel mit Leinwand treiben. Die Bartfelder Heilquellen, schon über 300 Jahre benutzt, aber erst seit 1787 allgemein bekannt, sind alkalisch-muriatische Eisensäuerlinge, gleichen den Quellen von Spaa und werden mit vorzüglichem Erfolg gegen Magenkatarrhe gebraucht. Von der Trinkquelle (Hauptquelle) werden jährlich über ½ Mill. Flaschen versandt. B., eine der ältesten Städte Ungarns, ließ König Karl Robert 1320 auf den Ruinen einer von den Tataren zerstörten Cistercienserabtei erbauen und erhob es zur königlichen Freistadt. Hier ward 1590 die erste allgemeine Synode der ungarischen Protestanten abgehalten.

Bartfink, s. Astrilds.

Bartfinne (Bartgrind, Feigmal, Acne mentagra, Sycosis), eine tiefgreifende Entzündung der Haarbälge und Talgdrüsen der starken Barthaare, wobei die Haut stark geschwollen und gerötet ist und zahlreiche rote Knötchen sowie Eiterbläschen, von einem Barthaar durchbohrt, hervortreten. Diese Eiterbläschen, welche manchmal die Größe einer Erbse erreichen, bersten nach einigen Tagen und trocknen zu einer Kruste oder einem Grind ein, während immer neue Knötchen und Pusteln aufschießen. Die Krankheit erstreckt sich bald nur auf eine kleine Hautstelle, bald breitet sie sich über die ganze mit Bart versehene Gesichtshaut aus. Sie hat eine unbegrenzte Dauer, besteht oft viele Jahre und heilt nur bei eingreifender Behandlung. Die Ursachen der B. sind in den meisten Fällen gänzlich unbekannt. Seit Plinius ist die Krankheit für ansteckend gehalten worden, da sie nach seiner Erzählung von Ägypten nach Rom verschleppt und dort durch Küssen verbreitet sein soll. Dies gilt indessen nur für wenige Fälle von Bartflechten, nämlich für die Sycosis parasitica, welche durch Eindringen mikroskopischer Fadenpilze (Oidium) in die Haarbälge bedingt wird. Ob Plinius diese Form oder nicht vielmehr einen syphilitischen Hautausschlag gemeint hat, ist nicht sicher entschieden. Die Behandlung verspricht den besten Erfolg nach der Vorschrift von Hebra: Die vorhandenen Borken werden durch Einreiben mit Öl und durch das Auflegen eines stark mit Öl getränkten Lappens aufgeweicht und abgelöst. Der Kranke muß alle Tage trotz seines Sträubens rasiert werden. Die nach dem Rasieren zu Tage tretenden Haare werden ausgezogen (Epilation), die Pusteln sind sämtlich durch einen Einschnitt zu öffnen und zu entleeren. Die kranken Hautstellen müssen öfters, im Notfall alle Tage, skarifiziert, d. h. mit zahlreichen oberflächlichen Einschnitten versehen, werden, um durch die Blutung die entzündliche Infiltration herabzusetzen. Die kranke Hautstelle ist Tag und Nacht mit feuchten Leinwandläppchen, auf welche man auch weiße Präzipitatsalbe oder eine Schwefelpaste streichen kann, bedeckt zu halten. Wird diese Behandlung konsequent durch geführt, so heilen selbst hartnäckige und veraltete Fälle nach wenigen Wochen vollständig aus. Der Bartwuchs ist nur ausnahmsweise und bei leichtesten Fällen zu erhalten.

Bartflechte, s. Usnea.

Bartgeier (Bartadler, Geieradler, Gypaëtos Storr.), eine den Geiern nahe verwandte Gattung der Raubvögel, welche eine eigne Familie (Gypaëtidae Gray) und gleichsam den Übergang von den Geiern zu den Adlern bildet. Der kräftige, gestreckte Leib trägt auf kurzem Hals einen großen, langen, vorn platten Kopf; die Flügel sind sehr lang und spitzig, der sehr lange Schwanz ist stufig oder keilförmig, der Schnabel stark, lang, komprimiert, gegen die Spitze hin aufgeschwungen und mit einem scharfen Haken herabgekrümmt; die Füße sind kurz, verhältnismäßig schwach, die Zehen mittellang und sehr schwach, die Nägel stark, aber wenig gekrümmt und ziemlich stumpf. Kopf und Hals sind völlig mit Federn bekleidet, die Wachshaut von Borstenbüscheln verdeckt. Die einzige Art, der B. (Lämmer-, Gemsengeier, G. barbatus Cuv.), wird 1,15 m lang, 2,67 m breit (Weibchen), Oberkopf und Kopfseiten sind gelblichweiß, Hinterkopf und Hinterhals rostgelb, Rücken und Bürzel schwarz mit weißlichen Schaftstrichen, Schwingen und Steuerfedern schwarz; auf der Unterseite ist er hoch rostgelb, auf der Brust mit einem Kranz weißgelber, schwarz gefleckter Federn, ein schwarzer Zügelstreifen reicht bis zum Hinterkopf; das Auge ist weiß, die äußere Augenhaut mennigerot, die Wachshaut bläulichschwarz, Fuß und Schnabel grau, Schnabelspitze schwarz. In der Jugend ist der Lämmergeier schwarzbraun, unterseits hell rostbraun, an Kopf und Hals schwarz. Er bewohnt in geringer Anzahl die höchsten Berge der Schweiz, Siebenbürgens, Südeuropas und des Kaukasus, den Altai und Himalaja, Vorderasien und den Atlas. Er lebt einzeln, in Paaren, höchstens in kleinen Trupps, fliegt äußerst schnell, falkenartig, ruht auf vorstehenden Felsen, weil ihm das Auffliegen vom Boden schwer wird, und geht schreitend; er nährt sich von Aas, kleinen Säugetieren, Schildkröten, Vögeln, besonders auch von Knochen, die er aus bedeutender Höhe herabfallen läßt, um sie zu zerbrechen (daher Ossifraga schon bei den Römern). Die Erzählungen von der Stärke, Kühnheit und Raubsucht des Bartgeiers beziehen sich ausschließlich auf den Steinadler, kein Hirt und kein Jäger fürchtet den B. Nur in der Schweiz weiß man von Angriffen des Bartgeiers auf Gemsen, Schafe, Kinder, die er in den Abgrund zu stürzen sucht. Er nistet auf unnahbarer Felswand unter überhängendem Gestein, und das Weibchen legt im Januar oder Februar ein, selten zwei trübweißliche, grau und braun gefleckte Eier. Die Alten verteidigen die Jungen nicht, wenn man sich dem Horst nähert, sondern lassen sich leicht verscheuchen. In der Gefangenschaft wird er leidlich zahm.

Bartgras, s. Andropogon.

Barth (Bardum), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Franzburg, am Barther Bodden, der mit dem Meer in Verbindung steht, 34 km vom Bahnhof Stralsund, hat 1 Amtsgericht, 1 gotische Marienkirche, 1 Navigationsschule, 1 adliges Fräuleinstift (1733 gegründet), 3 Hospitäler, 1 Dampfsägemühle, Eisengießerei, Ackerbau, Viehzucht, Bierbrauerei, Schiffbau, Schiffahrt, Handel mit Getreide, Holz, Kohlen und Bratheringen, einen kleinen Hafen und (1880) 5792 fast nur ev. Einwohner; die Reederei bestand Ende 1883 aus 152 Seeschiffen zu 35,924 Ton. B. erhielt 1255 lübisches Recht.

Barth, 1) Kaspar von, philolog. Vielschreiber, geb. 21. Juni 1587 zu Küstrin, bezog 1607 die