Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barth

401

Barth.

Universität Wittenberg, machte 1610-19 Reisen in Deutschland, Italien, Holland, Frankreich und der Schweiz, lebte dann abwechselnd in Halle und auf seinem Gut Sellerhausen bei Leipzig und, als dies 1636 abgebrannt war, im Paulinum zu Leipzig, wo er 17. Sept. 1658 starb. Zwar ist er von großer Belesenheit, doch fehlt es ihm durchaus an methodischer Schulung des Urteils sowie an Geschmack, so daß seine außerordentlich zahlreichen Schriften höchstens noch als Sammlungen einigen Wert haben. Die bedeutendsten derselben sind die "Adversariorum libri LX" (Frankf. 1624 u. 1658) sowie die Ausgaben des Claudian (das. 1650) und des Statius (Zwickau 1664-1665, 4 Bde.).

2) Christian Karl, Geschichtsforscher, geb. 1775 zu Baireuth, trat in den Staatsdienst, wurde Regierungsrat in seiner Vaterstadt, 1817 Kreisdirektor in Speier, 1818 Finanz- und Ministerial-, später Geheimrat zu München und starb 8. Okt. 1853 in Erlangen. Sein Hauptwerk ist: "Deutschlands Urgeschichte" (Hof 1818-20, 2 Bde.; neue umgearbeitete Aufl. 1840-46, 5 Bde.), ein Werk umfassender und gründlicher Forschung, in dem nicht sowohl die Geschichte des deutschen Volks als vielmehr die des deutschen Landes erzählt wird. Außerdem schrieb er: "Über die Druiden der Kelten" (Erlang. 1826); "Die Kabiren in Deutschland" (das. 1832); "Die altdeutsche Religion" (Leipz. 1835, 2 Bde.). Gemeinschaftlich mit I. ^[Ignaz] Rudhart gab B. die "Bayrische Wochenschrift" (Münch. 1823) heraus.

3) Karl, Kupferstecher, geboren im Oktober 1787 zu Eisfeld, war Goldschmiedelehrling, widmete sich dann zu Stuttgart unter Joh. Gotth. v. Müller 1805-1812 der Kupferstecherkunst und ging 1817 nach Rom, wo er mit Amsler den Stich des Titelblattes zu Cornelius' Kompositionen zum Nibelungenlied begann. Nach wechselndem Aufenthalt in Nürnberg, Freiburg, Frankfurt a. M. (wo 1826-30 unter anderm seine zierliche Arbeit: die schwebende Charitas, nach einem Deckengemälde in Pillnitz von Vogel v. Vogelstein, entstand) und Darmstadt ließ er sich in Hildburghausen nieder, wo er vieles im Auftrag des Bibliographischen Instituts arbeitete. Er starb 12. Sept. 1853, auf einer Reise begriffen, geisteskrank in Kassel. Als Schriftsteller hat sich B. durch Erzählungen und Gedichte sowie durch die Bearbeitung von Longhis Werk über die Kupferstecherkunst (Hildburgh. 1837, 2 Bde.) bekannt gemacht.

4) Marquard Adolf, bayr. Abgeordneter, geb. 1. Sept. 1809 zu Eichstätt, studierte Jurisprudenz zu München, wurde 1837 Rechtsanwalt in Kaufbeuren, 1870 in München, war 1871-79 Rat beim Reichsoberhandelsgericht zu Leipzig und lebte darauf in Würzburg, wo er 23. Mai 1885 starb. Im J. 1848 in die Nationalversammlung gewählt, gehörte er zur erbkaiserlichen Partei, war Mitglied der Deputation, welche 1849 dem König Friedrich Wilhelm IV. die Reichsverfassung überbrachte, und nahm an der Gothaer Versammlung 26. Juni 1849 teil. Seit 1855 Mitglied der Kammer der Abgeordneten in Bayern, war er mit Stauffenberg, Volk und andern Liberalen stets bemüht, für die geistige Entwickelung und Freiheit des Heimatstaats und für die Einheit und Größe des Gesamtvaterlandes zu wirken. Namentlich 1870 und 1871 trat er im bayrischen Landtag energisch für die Sache der deutschen Einheit ein. Als tüchtiger Jurist war er stets ein sehr geschätztes Mitglied, mehrmals auch Vorstand des Ausschusses für die Gesetzbücher. 1868 wurde er in das Zollparlament, 1871 in den deutschen Reichstag (vom Wahlkreis Rothenburg in Mittelfranken) gewählt und gehörte in demselben (bis 1874) der liberalen Reichspartei an. Außer verschiedenen Abhandlungen schrieb er einen "Kommentar zur neuen Zivilprozeßordnung für das Königreich Bayern" (Nördling. 1869-72).

5) Heinrich, einer der bedeutendsten wissenschaftlichen Reisenden neuester Zeit, geb. 16. Febr. 1821 zu Hamburg, studierte 1839-44 in Berlin Sprachwissenschaft und Altertumskunde, machte noch während seiner Studienzeit (1840) eine Reise nach Italien und Sizilien und faßte infolge derselben den Plan, das Becken des Mittelmeers, die Wiege der alten Kultur, in seinem ganzen Umfang aus eigner Anschauung kennen zu lernen und zu erforschen. Nach kurzem Aufenthalt in London, wo er die arabische Sprache studierte, brach er 1845 über Gibraltar nach Tanger auf, vermochte jedoch in Marokko nicht ins Innere vorzudringen; besser gelang ihm dies in Algerien, besonders aber in Tunis und Tripolis, dessen Hauptstadt er über Gabes erreichte. Darauf zog er um die Große Syrte nach Bengasi, erforschte das alte Kyrenaika und ging von da durch das alte Marmarika in das Nilthal. An der Grenze Ägyptens 5. Juni von Räubern fast seiner ganzen Habe, namentlich seiner Tagebücher und Skizzen, beraubt, rettete er, schwerverwundet, mit Mühe sein Leben. In Ägypten unternahm er eine Nilfahrt bis zum zweiten Katarakt von Wadi Halfa, dann eine Wüstenreise von Assuân nach Berenike, worauf er seine Forschungen in Asien durch die Peträische Halbinsel und Palästina fortsetzte, das nordsyrische Küstenland, Cypern und die ganze Süd- und Westküste Kleinasiens bereiste und nach dreijähriger Abwesenheit über Konstantinopel und durch Griechenland nach der Heimat zurückkehrte. Im Frühling 1848 habilitierte er sich als Privatdozent zu Berlin und bearbeitete zugleich sein Reisewerk "Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers, ausgeführt in den Jahren 1845, 1846 und 1847", von dem eben der erste Band (Berl. 1849) erschienen war, als B. durch Bunsen und Petermann veranlaßt wurde, sich der Untersuchungsexpedition nach dem Innern von Nordafrika, welche die britische Regierung durch Richardson ausführen lassen wollte, anzuschließen. Mitte November 1849 verließen die Reisenden, denen sich auch Adolf Overweg zugesellt hatte, Berlin, landeten 11. Dez. zu Philippeville in Algerien und reisten von dort über Tunis, wo sie einige Zeit verweilten, weiter über Susa, Sfaks und Dscherbie nach Tripolis. Nachdem hier die Expedition vollzählig geworden war, begann 23. März 1850 die Reise nach Mursuk und von da durch die Sahara nach der Oase Aïr oder Asben. Von Tin-Tellust, wo ein längerer Aufenthalt gemacht wurde, unternahm B. einen Ausflug nach dem seit 1½ Jahrhunderten von keinem Europäer betretenen Agades und schloß mit dem dortigen Fürsten einen Handelstraktat ab. In Damerghu, einer Grenzstadt der Tuareg gegen das Reich Bornu, trennten sich 11. Jan. 1851 die Reisenden, und B. wandte sich südwestlich nach dem Land Haussa, um Katsena und Kano im Reich Sokoto zu erreichen. Richardson starb schon 3. März in Ungurutua, 5-6 Tagereisen von Kuka; seine Tagebücher rettete B. und sandte sie nach London. B. selbst traf 5. Mai mit Overweg in Kuka, der Hauptstadt Bornus, wieder zusammen. Während Overweg nun in Kuka blieb, wandte sich B. nach Adamáua, entdeckte auf dem Weg nach Jola 18. Juni zwei große Quellströme des Niger, den Binuë und Faró, langte 22.