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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bartolini; Bartolo; Bartolommeo, Fra; Bartolozzi; Bartolus; Barton

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Bartolini - Barton.

1881), 22 Szenenentwürfe der alten italienischen Improvisationskomödie, mit gelehrter Einleitung über letztere.

Bartolini, Lorenzo, ital. Bildhauer, geb. 1777 zu Vernio im nördlichen Toscana, trat zu Florenz in eine jener Werkstätten ein, in denen Alabaster zu niedlichen Kunstwerken verarbeitet wird. Bald machte er große Fortschritte in jener Kunstthätigkeit, der er auch eine Zeitlang in Volterra oblag, und ging dann 1797 nach Paris, wo er sein Leben durch die Verfertigung kleiner Porträtbüsten fristete. Nachdem er einen von der Akademie ausgeschriebenen Preis gewonnen, erhielt er durch den Generaldirektor der Museen, Denon, den Auftrag, eins der Basreliefs der Vendômesäule sowie die Büste Napoleons I. über dem Thor des Institut de France zu verfertigen. Napoleon sandte ihn 1808 nach Carrara, um dort eine Akademie der Skulptur zu gründen, an deren Spitze er bis zum Sturz des Kaisers blieb. Von den empörten Carraresen als Napoleonist in seinem Haus angegriffen, floh er und begleitete den Kaiser nach Elba. Nach der Schlacht bei Waterloo begab er sich nach Florenz, wo er später Direktor der Abteilung für Skulptur an der Akademie der schönen Künste ward und 20. Jan. 1850 starb. Bartolinis Richtung ist durch die akademische Manier der Davidschen Schule bestimmt und nähert sich auch zum Teil der Auffassung Canovas. In seiner langen und einflußreichen Lehrthätigkeit an der Florentiner Akademie machte er sich besonders dadurch verdient, daß er die Arbeit nach dem lebenden Modell wieder einführte.

Bartolo, s. Bartoli 1) und Bartolus.

Bartolommeo, Fra (eigentlich Bartolommeo Pagholo del Fattorino, ursprünglich mit dem Beinamen Baccio della Porta, seit seinem Klosterleben gewöhnlich Fra Bartolommeo, auch bloß Frate genannt), Maler der florentinischen Schule, geb. 1475 zu Florenz, lernte von 1484 an bei Cosimo Rosselli daselbst, wo er mit Albertinelli zusammentraf. Als Savonarolas Predigten ganz Florenz aufregten, ward B. einer seiner treuesten Anhänger und zog sich 1500 aus Schmerz über dessen Verbrennung in ein Dominikanerkloster zurück. Fünf bis sechs Jahre lang enthielt er sich der Ausübung der Kunst, dann aber griff er wieder zum Pinsel. Von 1509 bis 1512 arbeitete er mit Albertinelli gemeinschaftlich. 1508 besuchte er Venedig, 1514 Rom. Er starb 31. Okt. 1517 in Florenz. Bartolommeos Bedeutung liegt in der auf Größe des Stils gerichteten Komposition; kraftvolles Kolorit, keusche Formengebung, ernster Ausdruck bei beschränkter Phantasie kennzeichnen seine Werke. Er hat großen Einfluß auf Raffael und Andrea del Sarto ausgeübt. Außerdem war B. ein gründlicher Zeichner, von dem noch eine Menge von Studien existiert. Das Hauptwerk seiner ersten Periode ist das Fresko des Jüngsten Gerichts auf dem Friedhof von Santa Maria Nuova, jetzt im Museum des heiligen Hospitals zu Florenz (1498-99). Um 1509 malte er Gott-Vater in der Himmelsglorie, unten Magdalena und Katharina (Galerie zu Lucca). 1511 schuf er das wundervolle Bild im Louvre: die Verlobung der heil. Katharina, 1512 eine andre Verlobung der heil. Katharina, jetzt in der Galerie Pitti zu Florenz. Während seiner Krankheit 1514 entstand die Madonna in Fresko im Hospital der Dominikaner zu Pian di Mugnone. Aus den Jahren 1515, 1516 und 1517 stammen Bartolommeos vollendetste Schöpfungen: die Madonna in San Romano zu Lucca und die Verkündigung im Louvre (1515), die Auferstehung Christi und die Kreuzabnahme in der Galerie Pitti, die heilige Familie in der Galerie Corsini zu Rom und die Himmelfahrt Maria im Museum zu Neapel (1516); in das Jahr 1517 fällt das Wandbild: Christus als Gärtner vor Magdalena in Pian di Mugnone. Gemälde von ihm befinden sich außerdem noch im Wiener Belvedere, in der Galerie Panshanger in England, im Berliner Museum u. a. O. Vgl. Frantz, Fra B. della Porta (Regensb. 1879).

Bartolozzi, Francesco, ital. Kupferstecher, geb. 1728 zu Florenz, Schüler Joseph Wagners in Venedig, ging 1764 nach London, um die Handzeichnungen, welche der Herzog von York in Italien für den König gesammelt hatte, in Kupfer zu ätzen. Später arbeitete er, der Liebhaberei der englischen Lords frönend, meist in der weichlichen Punktiermanier, die er denn auch in England zur fast ausschließlich herrschenden machte. Nach 40jährigem Aufenthalt in England begab sich B. 1805 nach Lissabon als Direktor der dortigen Maler- und Kupferstecherakademie. Er starb daselbst 1813. Seine Arbeiten sind überaus zahlreich. Er arbeitete schnell, aber auch oberflächlich. Den besten Eindruck machen seine radierten und gestochenen Blätter. Vgl. Tuer, F. B. and his works (Lond. 1882).

Bartolus (Bartolo), geb. 1314 zu Sassoferrato, Hauptrepräsentant der mit dem Namen der Postglossatoren bezeichneten scholastischen Juristen des Mittelalters, welche nach ihm auch Bartolisten genannt werden, gestorben im Juli 1357 in Perugia. Er wirkte als Rechtslehrer namentlich zu Perugia und schrieb einen umfassenden Kommentar über das gesamte römische Recht. Seine Schriften sind wiederholt gesammelt: "Opera omnia" (Basel 1588-1589; Vened. 1590, 1603 und 1615; neuerdings [unvollendet] Prato u. Münch. 1843-45, 2 Hefte).

Barton, 1) B. on Irwell, Stadt in Lancashire (England), am Irwell, über den der Bridgewaterkanal in einem Aquädukt geleitet wird, jetzt ein Teil von Eccles (s. d.). -

2) B. upon Humber, Marktflecken in Lincolnshire (England), am Humber, oberhalb Hull, mit altsächsischer Kirche, lebhaftem Verkehr und (1881) 5339 Einw.

Barton (spr. bart'n), 1) Elisabeth, gewöhnlich das heilige Mädchen oder die Nonne von Kent genannt, weil sie zu Aldington in der Grafschaft Kent geboren war, kam um 1525, wo sie in einem Wirtshaus zu Aldington diente, durch Paroxysmen und schwärmerische Reden bei dem Volk in den Ruf einer Seherin. Auf Anstiften des Pfarrers zu Aldington und eines Kanonikus in Canterbury, wo sie als Nonne in ein Kloster aufgenommen war, sprach sie gegen die Ketzer und gegen die beabsichtigte Ehescheidung des Königs von Katharina von Aragon, und selbst die Häupter der Partei der Königin und des Papstes, der Erzbischof Warham von Canterbury und der Bischof Fisher von Rochester, auch Sir Thomas More glaubten an die göttliche Mission der Prophetin. Als sie aber verkündete, Heinrich VIII. werde, wenn er sich von Katharina scheiden lasse, nur noch kurze Zeit auf dem Thron sitzen und bald eines schimpflichen Todes sterben, und dadurch Unruhen im Volk erregte, wurde auf Befehl des Königs eine Untersuchung eingeleitet und das Mädchen zum Tod verurteilt und 21. April 1534 hingerichtet. Der Erzbischof Warham entging der Anklage durch seinen Tod, der Bischof Fisher wurde wegen Mitwissenschaft und unterlassener Anzeige des Komplotts mit Verlust seiner Güter und Gefängnis bestraft.