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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Basalte

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Basalte.

Struktur vereinigt war. Die einzelnen Basaltarten erwiesen sich aber auch als den Bestandteilen nach identisch mit fein- und grobkörnigen Gesteinen, für welche, weil man ihre Verschiedenheit untereinander, nicht aber die Identität mit den dichten Basalten erkannt hatte, schon besondere Namen eingeführt waren. So resultiert für die Nomenklatur der B. die Anomalie, daß für den körnigen und den dichten Zustand eines und desselben Mineralaggregats gänzlich verschiedene Namen gebräuchlich sind, deren wichtigste in der folgenden kleinen Tabelle übersichtlich zusammengestellt sind:

Basalte.

Struktur Bestandteile: Augit, Magneteisen und

Plagioklas Nephelin Leucit

grobkörnig Plagioklasdolerit Nephelindolerit (Nephelinit) Leucitophyr

kleinkörnig Anamesit - -

dicht Plagioklasbasalt Nephelinbasalt Leucitbasalt

Glasartige Modifikationen: Tachylyt, Hyalomelan (Limburgit).

Nach Stelzners neuen Untersuchungen würde noch Melilithbasalt, hauptsächlich Melilith, bisweilen neben Leucit oder Nephelin, führend, beizufügen sein. Bei der nahen chemischen Verwandtschaft des Nephelins und Leucits mit den Feldspaten ist es erklärlich, daß die Bauschanalysen nur wenig untereinander abweichende Resultate ergeben, wobei allerdings nicht verschwiegen werden darf, daß die Dolerite und Anamesite im allgemeinen etwas mehr Silicium ergeben als die dichten Varietäten (B. im engern Sinn), ein Umstand, der von seiten einiger Geologen als Beweis betrachtet wird, daß sich zwischen den genannten Gesteinen ein tieferer Unterschied als die bloße Strukturdifferenz abspielt. Ausnahmslos aber charakterisieren sich alle hierher gehörigen Gesteine als relativ siliciumarm: bleibt doch ihr Gehalt an Kieselsäureanhydrat noch merklich hinter demjenigen der quarzfreien Andesite zurück. - Plagioklasdolerit, gewöhnlich nur Dolerit genannt, führt außer den oben gegebenen Hauptbestandteilen fast immer Apatit, seltener Olivin. Die Glasmasse, welche in einigen der andern Basaltgesteine eine große Rolle spielt, tritt im Dolerit fast ganz zurück. Im grobkörnigen Gemenge, das nur selten durch größere Feldspat- oder Augitindividuen porphyrisch wird oder Mandelsteinstruktur zeigt, sind die Hauptbestandteile deutlich erkennbar. Doleritische Laven finden sich am Ätna und auf Stromboli, ältere Dolerite am Meißner in Hessen, im Siebengebirge (z. B. an der Löwenburg), in Nassau, Island, Schottland und den Faröern. - Nephelindolerit (Nephelinit) ist ein wenig verbreitetes Gestein, für welches besonders die drei deutschen Fundorte: Katzenbuckel im Odenwald, Meiches in Hessen und Löbauer Berg in Sachsen anzuführen sind. An accessorischen Bestandteilen ist er reich: Olivin, Titanit, Apatit, Nosean, bisweilen auch Sanidin, in demjenigen von Meiches auch Leucit und Plagioklas; Glas kommt vor, doch nicht vorwaltend. Im allgemeinen ein grobkörniges Gemenge von Nephelin und Augit, wird er mitunter durch größere Nephelinausscheidungen, wohl auch durch Auftreten von Nosean phorphyrartig ^[richtig: porphyrartig]. Als Lavenmaterial jetziger Vulkane ist der Nephelindolerit unbekannt; jene oben erwähnten Punkte gehören der Entstehungszeit nach dem Tertiär an. - Leucitophyr (Leucitporphyr) entspricht nur selten durch eine wirklich grobkörnige Struktur den Doleriten; meist ist er vielmehr durch größere Leucite (gewöhnlich reich an mikroskopischen Einschlüssen, die, gesetzmäßig in den Leucitquerschnitten verteilt, unter dem Mikroskop ein zierliches Bild darstellen) porphyrartig und wird, wenn die Grundmasse feinkörnig oder dicht ist, zu einem Leucitbasaltporphyr. An accessorischen Bestandteilen kommen außer Glas und Olivin Nephelin, Plagioklas, Sanidin und Glimmer, gelegentlich auch Nosean vor. Unter den jetzt thätigen Vulkanen liefert der Vesuv Leucitophyre; auch gehören Laven des Albanergebirges hierher sowie ein Gestein von Rieden bei Laach. - Für alle drei Typen der basaltischen Gesteine kommen, lokal verknüpft mit den grobkörnigen Doleriten und dichten Basalten, als Zwischenstufen zwischen diesen Extremen feinkörnige Varietäten vor, die mit dem Namen der Anamesite zu belegen sein würden. Wenn die oben gegebene Übersicht nur von Plagioklas-Anamesit spricht, so ist dem Umstand Rechnung getragen, daß nur dieser in größern selbständigen Partien ohne Zusammenhang mit sonstigen Varietäten der Plagioklasbasalte vorkommt. Accessorisch treten neben Glas auch Olivin und Apatit auf. Blasige Varietäten und Mandelsteine sind nicht selten, letztere oft durch die Sphärosiderit genannte Varietät des Eisenspats gebildet. Anamesit kommt in Irland, Schottland und Island vor, in Deutschland besonders zu Steinheim bei Hanau, wo er als gesuchtes Pflastermaterial in großen Brüchen abgebaut wird. - Unter den Basalten im engern Sinn, d. h. den dichten Varietäten der drei Typen der Basaltgesteine, sind die Plagioklasbasalte am häufigsten, die Leucitbasalte am seltensten. Von accessorischen Bestandteilen führen die meisten Olivin und Apatit; ferner ruft das Auftreten von Plagioklas, Leucit und Nephelin in den nach dem Schema von diesen Mineralien freien Basalten Übergänge hervor, doch selten in dem Grade, daß Zweifel über die Zugehörigkeit der einzelnen Fundorte zu dem einen oder andern Typus entstehen könnte. Von sonstigen accessorischen Bestandteilen ist Glas allgemein häufig, Melilith und Hauyn besonders in den Nephelin- und Leucitbasalten, von denen gewisse Varietäten aus dem Albanergebirge, von Laach und der Eifel als Hauynbasalte (Hauynophyre) bezeichnet werden. Von hohem theoretischen Interesse ist das Auftreten von gediegenem Eisen in einigen Basalten, wenn es auch auf kleine Flimmer beschränkt und nur durch chemische Reaktionen (Reduktion von Kupfervitriol) nachweisbar ist; es gestattet diese Beobachtung die Annahme eines tellurischen Ursprunges für das zuerst als Meteoriten geschätzte Eisen von Ovifak in Grönland (vgl. Meteore). Ferner kommen als accessorische Bestandteile Glimmer und Hornblende vor. Letztere ist oft in größern Kristallen der dichten Grundmasse eingelagert und verursacht eine Porphyrstruktur, welche aber auch durch Augit oder Olivin, ferner im Plagioklasbasalt durch Plagioklas, im Nephelinbasalt durch Nephelin, im Leucitbasalt durch Leucit hervorgerufen werden kann. Mandelsteine sind sehr verbreitet; als Ausfüllungsmaterial treten viele Zeolithspezies, verschiedene Quarzvarietäten, Hyalith, Kalkspat, Aragonit, Eisenspat auf. Echte Lavenströme bilden der Plagioklasbasalt am Ätna und in der Auvergne, der Nephelinbasalt am Laacher See, der Leucitbasalt am Vesuv, im Albanergebirge, der Eifel. In der Form von tertiärem Eruptionsmaterial ist der Basalt über die ganze Erde verbreitet. Bald treten seine Höhen isoliert auf, bald bildet er, begleitet von Wacke und seinen Konglomeraten und Tuffen, häufig auch von gleichzeitigen und ältern Tertiärbildungen, selbständige Bergzüge, Berggruppen und Tafellandschaften. In weiter Verbreitung finden sich um diese basalti-^[folgende Seite]