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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bastide; Bastide-Rouayroux, La; Bastien-Lepage; Bastille

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Bastide - Bastille.

économiques" (1850, 8. Aufl. 1881; deutsch, Berl. 1850). Aufmerksamkeit erregte B. nachher besonders durch seine Polemik gegen Proudhon in den Schriften: "Gratuité du crédit" (1850); "Baccalauréat et socialisme" (1850); "La loi" (1850); "Ce qu'on voit et ce qu'on ne voit pas" (1850, 4. Aufl. 1869) etc. Vom Departement Landes in die konstituierende und legislative Nationalversammlung gewählt, sprach er wegen Schwäche seines Organs nur selten und mit wenig Glück. Er starb 24. Dez. 1850 in Rom. Zu Mugron wurde ihm 1878 ein Denkmal gesetzt. In vielen seiner Schriften (neue Ausg., Par. 1881, 7 Bde.) bekämpfte B., der einem idealen Optimismus huldigte, eifrigst den Sozialismus, was Lassalle bewog, seinen Gegner Schulze-Delitzsch als einen Nachbeter Bastiats zu bezeichnen. Deutsch erschienen noch: "Ausgewählte volkswirtschaftliche Schriften" (hrsg. von Bergius, Hamb. 1859, 2 Bde.) und "Streitschriften" (hrsg. von K. Braun, Berl. 1879). Vgl. Bouchié de Belle, B. et le libre-échange (Par. 1878); Bondurand, F. B. (das. 1879).

Bastide (südfranz., spr. -stihd), Name der kleinen, von Gärtchen umgebenen Landhäuser in der Nähe der größern Städte Südfrankreichs, besonders um Marseille (s. d.), wo die städtische Bevölkerung ihre Sonntage verbringt.

Bastide (spr. -stihd), 1) Jules, franz. Publizist und Staatsmann, geb. 22. Nov. 1800 zu Paris, im Collège Henri IV gebildet, widmete sich der Advokatur, die er jedoch, bei der Emeute vom 5. Juni 1820 verwundet und gefangen, aufgab, um sich dem kaufmännischen Beruf zu widmen. Als Mitglied der Karbonari und andrer Geheimbünde war B. unausgesetzt als revolutionärer Agitator thätig, wurde nach der Julirevolution Eskadronchef der neugebildeten Artillerie der Nationalgarde und ging, mit der Organisation der republikanischen Partei im südlichen Frankreich beauftragt, Anfang 1832 nach Lyon und Grenoble, wo er bei dem verfrühten Ausbruch des Aufstandes verhaftet, aber Ende Mai freigesprochen ward. Als einer der Anführer des Pariser Aufstandes vom 5. Juni 1832 bei Lamarques Begräbnis zum Tod verurteilt, entfloh er und lebte zwei Jahre in England, bis er 1834 von dem Pariser Assisenhof freigesprochen wurde. Er übernahm nun die Redaktion des "National", gab sie aber 1846 wieder auf, da er als gläubiger Katholik mit den übrigen Redakteuren in Differenzen geriet, und gründete 1847 die "Revue nationale". Bei der Februarrevolution von 1848 gehörte er zu den Hauptagitatoren und wurde Generalsekretär, 10. Mai Chef des Ministeriums des Äußern. Mit Cavaignac trat B. 20. Dez. zurück; als Mitglied der Nationalversammlung stimmte er in sozialen Fragen konservativ, in allen übrigen radikal. Seit dem Staatsstreich lebte er zurückgezogen vom politischen Leben und starb 2. März 1879 in Paris. Von Bastides Schriften sind zu nennen: eine "Histoire de l'Assemblée législative" (Par. 1847, Bd. 1; nicht fortgesetzt); "La république française et l'Italie en 1848" (Brüss. 1859) und "Les guerres de religion en France" (Par. 1859, 2 Bde.).

2) Louis, franz. Dichter, geboren um 1805 zu Marseille, beteiligte sich nach der Julirevolution sehr eifrig an den Unternehmungen der republikanischen Partei in Paris und setzte nach Barthélemys Abfall die satirischen Angriffe gegen die Regierung in der politischen Wochenschrift "Tisiphone" fort, deren äußerst heftiger Ton ihm mehrere Verurteilungen zuzog. Die Fortsetzung: "La Pythonisse" wurde bald nach ihrem Erscheinen unterdrückt. Seine Poesien: "Mélanges poétiques" (1832) und "Les larmes d'un prisonnier" (1854) fanden wenig Beifall. Außerdem schrieb er: "Vie politique et religieuse du prince de Talleyrand" (1838). Er starb 1867.

Bastide-Rouayroux, La (spr. bastihd-ruäruh), Ort im franz. Departement Tarn, Arrondissement Castres, am Fuß der Montagne Noire, mit (1876) 2220 Einw., Wollspinnerei und Tuchmanufaktur. Dabei ein schöner Dolmen (Dolmen du Plo de la Cante).

Bastien-Lepage (spr. bastjäng-löpahsch), Jules, franz. Maler, geb. 1. Nov. 1848 zu Damvilliers (Meuse), bildete sich bei Cabanel, entfernte sich aber bald von der akademischen Manier seines Lehrers bis zu dem Grade, daß er sich zu einem rücksichtslosen, auf die Wiedergabe der gemeinen Wirklichkeit gerichteten Naturalismus bekannte. Schon in dem Porträt seines Großvaters von 1874 gab sich das Streben nach peinlicher Wiedergabe aller Zufälligkeiten der Natur zu erkennen, und in derselben Richtung bewegten sich die Kommunikantin (1875) und die Anbetung der Hirten. Sein eigentliches Gebiet, das Leben der Bauern, betrat er aber erst 1878 mit der Heuernte, welcher 1879 die Kartoffelernte zur Oktoberzeit, 1880 die den Stimmen lauschende Jeanne d'Arc, 1881 der Bettler (Hauptwerk), 1882 der Reisigsammler und 1883 die Liebe auf dem Dorfe folgten. Bei skizzenhafter Behandlung des Hintergrundes und Vernachlässigung der Luft ist der Hauptwert auf die naturalistische Durchbildung der lebensgroßen Figuren und vollkommene, mit der Natur harmonierende Helligkeit des Tons gelegt. B. hat auch Bildnisse gemalt. Noch vor völliger Entfaltung seines Talents starb er 10. Dez. 1884 in Paris.

Bastille (spr. -illje), ursprünglich in Frankreich Name der festen, mit Türmen oder Bastionen versehenen Schlösser, dann vornehmlich der Name der einst am Thor St.-Antoine zu Paris gelegenen Zwingburg, deren Bau 1369 aus Befehl König Karls V. begonnen, aber erst 1383 unter Karl VI. vollendet wurde. Sie sollte ursprünglich ein Bollwerk gegen die Engländer sein, wurde jedoch gleich von Anfang an auch als Staatsgefängnis benutzt; ihr Erbauer, der Pariser Prevot Hugues Aubriot, selbst saß dort wegen ketzerischer Meinungen. Im 16. und 17. Jahrh. bedeutend erweitert, bildete das Hauptgebäude ein ziemlich regelmäßiges Parallelogramm von 34 Toisen Länge und 18 Toisen Breite. An jeder der beiden größern Seiten traten vier mächtige, fünf Stockwerk hohe, halbrunde Türme hervor, welche durch eine über ihnen fortlaufende, mit Kanonen besetzte Terrasse verbunden waren, deren 10 Fuß dicke Mauern Gefängnisse enthielten. Weit schrecklicher waren die unterirdischen Kerker der B., welche sich 19 Fuß unter der Fläche des Hofraums befanden und feuchte, grabähnliche Höhlen (cachots) waren. Ludwig XI. vermehrte die Schrecknisse der B. noch durch einen eisernen Käfig. Am meisten bevölkert war die B. unter Ludwig XIV. und Ludwig XV. Erst die Revolution enthüllte die Geheimnisse der B. Die bei dem Bastillensturm (14. Juli 1789) gefundenen Papiere sind unter dem Titel: "Beiträge zur Geschichte der B. in Auszügen und Abschriften einiger merkwürdiger authentischer Papiere, die bei der Eroberung derselben gefunden worden" (Frankf. u. Leipz. 1789 u. 1790) in deutscher Übersetzung erschienen. Meist waren nicht Verbrecher, sondern Opfer tyrannischer Despotenlaune in die B. eingekehrt. Eine Lettre de cachet, auf Wunsch eines hochgestellten Mannes oder einer Mätresse gegeben, genügte, einen ganz Unschuldigen viele Jahre oder lebenslänglich in der B. schmachten zu lassen. Vor