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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baturin; Bätylus; Batz; Batzen; Bau; Bauakademie; Bauamt; Bauanschlag

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Baturin - Bauanschlag.

kaspischen Region und Transkaukasiens einen sichern und bequemen Hafen am Schwarzen Meer zu eröffnen. Vgl. "Russische Revue" 1884, Heft 4.

Baturin, Flecken im russ. Gouvernement Tschernigow, am Seim, mit (1879) 3580 Einw., erbaut von Stephan Báthori, 1654 den Russen unterworfen, seit 1669 Residenz der Atamane von Kleinrußland, wurde 1708 wegen Verräterei des Mazeppa zerstört und 1764 dem Grafen Rasumowski geschenkt.

Bätylus, der Stein, welchen nach dem griech. Mythus Kronos statt des neugebornen Zeus verschlungen und wieder ausgespieen hatte. Derselbe wurde zu Delphi aufbewahrt, täglich mit Öl gesalbt und an Festtagen mit roher Wolle umwickelt. Dann heißen Bätylien (Baetylia) die heiligen Steine, welche im Altertum als Fetische Gegenstände der Verehrung waren, und die auch griechischer und römischer Gottesdienst in ihrer Anknüpfung an den Orient zum Teil bis tief in geschichtliche Zeiten hinein bewahrte. Vgl. 1. Mos. 28, 18-19; auch 3. Mos. 26, 1; 4. Mos. 33, 52. Wohl erst in späterer Zeit bezog man den Ausdruck (der semitischen Ursprungs ist) besonders auf die Meteorsteine (s. d.), mit denen so mancher Aberglaube getrieben ward. Vgl. Munter, Vergleichung der vom Himmel gefallenen Steine mit den Bätylen (Kopenh. 1816).

Batz (spr. bah; Bas), Insel an der nördlichen Küste des franz. Departements Finistère, 3 qkm groß mit 1200 Bewohnern, welche zu den unvermischtesten kymrischen Bretonen gehören, und dem schönen und sichern Hafen Kernoc. Der westliche ebene Teil ist gut angebaut.

Batzen (lat. bacio, bacius, bacenus), silberne Scheidemünze in Süddeutschland und (bis 1851) in der Schweiz; angeblich gegen Ende des 15. Jahrh. zuerst in Bern mit dem Bilde des Bären (Bätz, daher der Name) geschlagen und seit 1498 zuerst in Deutschland erwähnt. In Aargau, Basel, Bern, Freiburg, Lausanne, Luzern, Solothurn, Wallis waren 10 B. 1 Schweizerfrank = ca. 1,20 Mark, also 1 B. = 12 Pfennig; in Appenzell, Bern, Graubünden, Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Schwyz, Thurgau, Unterwalden, Zug, Zürich 15 und 16 B. = 1 Schweizergulden = 1,63-1,92 Mk.; in Glarus 12 gute B. (à 5 Kreuzer) oder 15 schlechte B. (à 4 Kreuzer) = 1 Schweizergulden; in Neuenburg 20 B. = 1 Ecu (Thaler). In den deutschen Ländern, welche nach rheinischen Gulden rechneten, galt der B. in dem größern Teil von Bayern, in Württemberg, Baden, Frankfurt a. M. 4 Kreuzer oder 1/15 Fl. Die Rechnung nach B. beschränkte sich in Deutschland zuletzt meist auf den Viktualien- und Getreidemarkt, besonders im Verkehr mit Landleuten. Ein Sechsbätzner = 24 Kreuzer.

Bau, die Ausführung eines Gebäudes, auch das Gebäude selbst. - Im Bergbau jede Anlage oder Veranstaltung, die zur Gewinnung der Erze und sonstiger Fossilien dient. - In der Jägersprache heißt B. die unterirdische Wohnung des Röhrenwildes. Es gibt Hauptbaue, worin die Jungen aufgezogen werden, sowie Notbaue, welche nur aus einzelnen flachen Röhren bestehen. Der B. des Dachses macht sich durch breite, niedrige, der des Fuchses durch schmale, höhere Ausfahrten bemerkbar. Der Kaninchenbau zählt viele kleine, runde Fahrten, Fall- und Schlüpfröhren. Im Innern gibt es viele Kessel, so daß bei der außerordentlich raschen und zahlreichen Vermehrung oft mehr als 20 Kaninchen in einem B. leben. Otterbaue haben keine Röhren und bestehen nur aus kunstlosen Aushöhlungen im Ufer, wozu der Eingang von der Wasserseite oft durch das Wasser geht. Biberbaue nennt man Burgen. - In der Bienenzüchterei heißt B. das ganze wächserne Bienennest, also sämtliche Waben (Blätter, Getäfel, Gewürk, Kuchen, Raas, Rosen, Marten) eines Bienenvolks.

Bau, Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Flensburg, mit 340 Einw.; hier Niederlage der Schleswig-Holsteiner unter Generalmajor v. Krohn durch die Dänen unter General v. Hedemann 9. April 1848.

Bauakademie, höhere Bauschule, worin die Architektur als praktische Kunst gelehrt wird. Teils selbständige Anstalten, teils Glieder von Kunstakademien (s. d.), werden die Bauakademien in Deutschland allgemein durch die Architekturabteilungen der "technischen Hochschulen" (s. d.) ersetzt, während sie im Ausland, in Frankreich (Paris), Rußland (Petersburg) etc., noch fortbestehen und hauptsächlich die künstlerisch-praktische Ausbildung von Baumeistern bezwecken. Nach Absolvierung der Hilfswissenschaften, insbesondere nach Erlangung einer genügenden Fertigkeit im Freihand-, Linear-, Konstruktions- und Ornamentzeichnen, werden kleinere, dann größere architektonische Entwürfe unter Leitung einzelner Professoren ausgearbeitet. Die hierzu erforderlichen Gebäude enthalten außer den erforderlichen Korridoren, Verwaltungs- und Diensträumen hauptsächlich Zeichen- und Konstruktionssäle, welche meist zugleich als Auditorien dienen, nebst den zugehörigen Sammlungsräumen für Modelle und Gipse. Ein hervorragendes Beispiel der Organisation dieser Gebäude, auch in ästhetischer Beziehung, bietet die 1832-35 nach den Plänen von Schinkel erbaute B. in Berlin.

Bauamt, Behörde, unter deren Aufsicht und Leitung die öffentlichen Bauten eines Staats oder einer Stadt entworfen, veranschlagt und ausgeführt werden. Die oberste Baubehörde (Baudirektion, Bauverwaltung) ist in der Regel der Regierung unmittelbar untergeordnet, hat die von den untergeordneten oder Lokalbaubehörden angefertigten Baupläne und Bauanschläge zu prüfen und festzustellen, die angehenden Baubeamten zu examinieren und anzustellen und besteht aus mehreren obersten Baubeamten, deren Vorsitzender wohl den Titel Baudirektor oder Oberlandesbaudirektor führt, Bausekretären, welche die schriftlichen Arbeiten, Revisoren (Kalkulatoren), welche die Rechnungsarbeiten, und Registratoren, welche die Kanzleiarbeiten besorgen. Die Lokalbaubehörden (Kreisbauämter) bestehen aus den obersten Lokalbeamten, welche die Oberaufsicht über die öffentlichen Bauten ganzer Bezirke führen, Baukondukteuren, welche die Entwürfe, Kostenanschläge, Aufsicht und Leitung einzelner Bauten zu übernehmen haben und jenen untergeordnet sind, Bauschreibern, welche im B. die schriftlichen Arbeiten, z. B. die Rechnungen, zu besorgen haben, und Bauaufsehern, welche die Ausführung einzelner beim Neubau und bei der Unterhaltung erforderlicher Arbeiten persönlich zu überwachen haben.

Bauanschlag (Baukostenanschlag), die Berechnung der zur Herstellung eines Baues aus dem Gebiet des Hoch- oder Ingenieurbauwesens erforderlichen Kosten. Ist der B. ein genereller, so bezweckt er eine angenäherte, ist er ein spezieller, eine genaue Ermittelung und Zusammenstellung der Kosten. Im ersten Fall ermittelt man gewöhnlich die Durchschnittskosten und die Zahl der maßgebenden Längen-, Flächen- oder Raumeinheiten der erforderlichen Bauarbeit, während man im zweiten Fall das Ausmaß jeder einzelnen Bauarbeit, Material und Arbeitslohn genau zu berechnen und mit dem zur Zeit