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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baumwachs; Baumwachtel

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Baumwachs - Baumwachtel.

schaften, wurde 1838 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor in Greifswald und 1843 zugleich Direktor der (1876 eingegangenen) staats- und landwirtschaftlichen Akademie zu Eldena, deren Organisationsplan er neu entworfen hatte. 1848 Mitglied der preußischen Nationalversammlung, Führer der Rechten, 1849 Mitglied der Ersten Kammer, bekämpfte er 1850-52 die Politik Manteuffels; seit 1859 vertritt er als Mitglied der nationalliberalen Partei die Universität Greifswald im preußischen Herrenhaus. Er wurde 1856 zum Geheimen Regierungsrat und 1859 zum Mitglied des Landesökonomiekollegiums ernannt. Von seinen Schriften sind hauptsächlich zu nennen: "Staatswissenschaftliche Versuche über Staatskredit etc." (Heidelb. 1833); "Encyklopädie der Kameralwissenschaften" (das. 1835); die Übersetzung von Ricardos "Grundgesetzen der Volkswirtschaft" (Leipz. 1837, 2. Aufl. 1877; Erläuterungen dazu 1838); "Zur Einkommensteuerfrage" (Greifsw. 1850, Separatabdruck aus den von ihm 1848 begründeten "Jahrbüchern der staats- und landwirtschaftlichen Akademie Eldena"); "Einleitung in das wissenschaftliche Studium der Landwirtschaft" (Berl. 1858); "Die königliche staats- und landwirtschaftliche Akademie Eldena" (das. 1870).

3) Reinhold, Politiker und Litterarhistoriker, Sohn von B. 1), geb. 24. Aug. 1831 zu Freiburg i. Br., studierte daselbst die Rechte und ward 1857 Amtsrichter, 1864 Kreisgerichtsrat in Konstanz. 1869 trat er zum Katholizismus über und wurde nun hervorragendes Mitglied der ultramontanen Partei in der badischen Kammer. Nach der Neubegründung des Deutschen Reichs, die er mit Begeisterung begrüßte, trat er jedoch aus und nahm in dem Streit zwischen Staat und Kirche eine vermittelnde Stellung ein. Von den Ultramontanen deshalb angefeindet, legte er 1878 sein Amt nieder, wurde zwar 1879 wiederum Mitglied der badischen Kammer sowie 1880 auch Oberamtsrichter in Achern, erhielt jedoch bei den Neuwahlen 1882, da er sich entschieden gegen das Treiben der katholischen Volkspartei in Baden erklärt hatte, kein neues Mandat. B. ist ein feiner Kenner des Spanischen. Seine Schriften sind teils kirchlich-politisch, teils litterarisch und historisch. Von den erstern nennen wir: "Gedanken eines Protestanten über die päpstliche Einladung zur Wiedervereinigung mit der römisch-katholischen Kirche" (Regensb. 1868, 13. Aufl. 1869); "Die katholische Volkspartei in Baden" (Freiburg 1870); "Fegfeuergespräche" (5. Aufl., das. 1872); "Die Wiederherstellung der katholischen Seelsorge im Großherzogtum Baden" (das. 1880) und seine jüngste Rechtfertigungsschrift: "Plus ultra! Schicksale eines deutschen Katholiken 1869-82" (Straßb. 1883). Von den übrigen Werken heben wir hervor: "Mein Ausflug nach Spanien" (2. Aufl., Regensb. 1869); "Don Francisco de Quevedo" (Freiburg 1871); "O'Connell" (das. 1873); "Kolumbus" (das. 1873); "Leopold I." (1873); "Cervantes" (1875); "Pihlipp II. von Spanien" ^[richtig: "Philipp II. von Spanien"] (1875); "Die spanische Nationalitteratur im Zeitalter der habsburgischen Könige" ^[richtig: "Die spanische Nationallitteratur im Zeitalter der habsburgischen Könige"] (Köln 1877); "Thomas Morus" (Freiburg 1879) sowie die Übersetzungen von Cervantes' "Musternovellen" (Regensb. 1868, 2 Bde.) und Calderons "Dame Kobold" (Wien 1869). Mit seinem Bruder Hermann schrieb er: "Unsre Wege zur katholischen Kirche" (2. Aufl., Freiburg 1871).

4) Hermann, Theolog, Bruder des vorigen, geboren im September 1836, studierte in Heidelberg und Leipzig protestantische Theologie, ging 1860 nach Nordamerika, wo er Professor am lutherischen Concordia College zu St. Louis wurde, lebte dann, ebenfalls zur katholischen Kirche übergetreten, als Redakteur in Cincinnati u. starb daselbst 2. Febr. 1876. Man hat von ihm eine "Geschichte der christlichen Kirche" (St. Louis 1867, Bd. 1) und die mit Reinhold B. ververfaßte Schrift "Unsre Wege zur katholischen Kirche" (s. oben). - Sein Bruder Christian, geboren im August 1839, studierte in Tübingen und Heidelberg protestantische Theologie, ward Pfarrer zu Haag in Baden, 1880 zu Auggen. Er verfaßte: "Christliche Apologetik auf anthropologischer Grundlage" (Frankf. 1872-79, 2 Bde.); "Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat" (Heidelb. 1873) u. "Zum kirchlichen Frieden" (Straßb. 1880). - Ein dritter Bruder, Adolf, geb. 1834, ist Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht in Karlsruhe und Verfasser einer Broschüre: "Was ist das Rechte" (Mannh. 1874).

Baumwachs, Mittel zur Bedeckung von Wunden an den Bäumen, welche man zum Zweck der Veredelung oder des Beschneidens derselben gemacht hat. Zur Bereitung von B. schmelzt man 500 g Pech, 150 g Terpentin und 125 g Wachs, seiht durch Leinwand, rührt gut um und läßt erkalten. Zur Benutzung des Baumwachses schmelzt man das B. in einer Pfanne und streicht es flüssig auf. Bei kaltem Wetter, wo die Masse leicht zu spröde wird, versetzt man sie mit etwas Baumöl und Schmalz und schmelzt im Gegenteil, wenn sie im Sommer zu weich oder flüssig sich zeigen sollte, etwas Pech oder festes Harz hinzu. B. nach Lukas: 120 g gelbes Wachs, 270 g gereinigtes Harz, 60 g dicken Terpentin, 15 g Baumöl und 15 g Fett schmelzt man zusammen. Flüssiges B. nach Lukas, welches auch bei gewöhnlicher Temperatur flüssig bleibt, erhält man, wenn man die genannten Stoffe in Spiritus bei gelinder Wärme löst, oder wenn man 450 g Faßpech mit 150 g dickem Terpentin zusammenschmelzt und nach einigem Erkalten mit 150 g Spiritus mischt. Dieses flüssige B. trägt man mit einem Pinsel auf, welcher so in einem Pfropf befestigt ist, daß letzterer zugleich die kleinere Flasche verschließt, in welche es zum Handgebrauch gegossen wird. Das flüssige B. erhärtet nach einigen Tagen, indem der Spiritus verdunstet, und bildet ein vorzügliches, die Wunde leicht verbindendes Mittel. In neuerer Zeit hat man mit Kollodium meist gelungene Versuche angestellt. Dasselbe wird mit einem Pinsel aufgetragen, trocknet schnell und muß deshalb in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. Man benutzt Kollodium, um das Bluten der Weinstöcke zu verhindern, bei Schnittwunden und brandigen Bäumen, beim Veredeln zarter Gewächse, beim Okulieren mit schwachen Augen und zur Bedeckung von Schnittwunden, wenn der Wildling über dem Auge abgeschnitten worden ist. Bei starken Wunden muß der Überzug mehrmals wiederholt werden.

Baumwachtel (Ortyx Steph.), Vogelgattung aus der Ordnung der Scharrvögel, der Familie der Waldhühner (Tetraonidae) und der Unterfamilie der Baumhühner (Odontophorinae), gedrungen gebaute Vögel mit kurzem, kräftigem, stark gewölbtem Schnabel, hakig gebogenem Oberschnabel, vor der Spitze zwei- oder dreimal gekerbtem Unterschnabel, verhältnismäßig langem Hals, gewölbtem, mäßig langem Flügel, kurzem, abgerundetem Schwanz, mittelhohem Fuß und kleiner Halle (Haube). Die B. (virginische Wachtel, Colinhuhn, Ortyx virginianus Gould), 25 cm lang, 35 cm breit, auf der Oberseite rötlichbraun, schwarz und gelb gefleckt, unten weißlichgelb, rotbraun gestreift und schwarz gewellt, mit einem auf