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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beaumaris; Beaumier; Beau monde; Beaumont

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Beaumaris - Beaumont.

Konvent zu verteidigen und that es, indem er seine Verdienste möglichst hervorhob. 1791 gab er "La mère coupable", die schon erwähnte rührselige Fortsetzung der "Hochzeit", heraus. 1792 zog ihm ein Flintenankauf, den er für Rechnung der Regierung in Holland ausführte, viele Verdrießlichkeiten und Gefahren zu. Er wurde gefangen genommen und entfloh nach London, kehrte aber bald zurück, um mit den langweiligen "Mémoires, ou mes six époques" (1793) sich zu rechtfertigen. Dann mußte er wieder fliehen, diesmal nach Hamburg, wo er in der äußersten Not lebte, so daß er sogar am Licht sparen mußte. 1796 kehrte er, fast ganz taub, zu seiner Familie zurück und starb 19. Mai 1799 am Schlagfluß. Man sagte auch, er habe sich selbst vergiftet. Außer den genannten Schriften existieren von ihm einige politische Aufsätze über England und seine Kolonien. Sein "Théâtre" erschien in neuer Ausgabe von Saint-Marc Girardin (1861) und von d'Heylli und Marescot (1868-72, 4 Bde.) mit Anmerkungen; seine "Œuvres complètes" gaben Moland (1874) u. Fournier (1875) heraus. Vgl. Loménie, B. et son temps (3. Aufl., Par. 1873, 2 Bde.); Huot, B. en Allemagne (das. 1869).

Beaumaris (spr. bomerris), Hauptstadt der Insel Anglesey (Wales), in malerischer Lage auf der Ostküste, mit (1881) 2239 Einw., Gerichtshof, Lateinschule, Hafen und lebhaftem Seehandel. Dabei die sehenswerte Ruine eines alten, von Eduard I. 1295 erbauten Schlosses. Zum Hafengebiet gehören (Ende 1883) 175 Seeschiffe von 9734 Ton. Gehalt. Im J. 1883 liefen 5170 Schiffe von 1,087,963 T. ein, 5095 Schiffe von 1,091,871 T. aus. Direkter Verkehr mit dem Ausland unbedeutend (Einfuhr 37,090, Ausfuhr 10,978 Pf. Sterl.).

Beaumier (spr. bomjeh), Auguste, ein um die Erforschung Marokkos, namentlich auch durch Unterstützung andrer Reisenden hochverdienter Franzose, den ein langer Dienst in der Konsulatskarriere mit den Sitten und der Sprache des Landes ganz vertraut gemacht hatte. Als Dragoman in Tunis übersetzte er "Rudh el Kartas", eine Geschichte Marokkos. Seine übrigen zahlreichen Aufsätze erschienen im Bülletin der Pariser Geographischen Gesellschaft. B. starb als französischer Konsul in Mogador 30. Jan. 1876.

Beau monde (franz., spr. bo mongd), die schöne Welt, d. h. die vornehme, feine Gesellschaft.

Beaumont (spr. bomong), Name verschiedener Städte und Ortschaften in Frankreich: 1) B. de Lomagne, ehemalige Hauptstadt dieser Landschaft, im Departement Tarn-et-Garonne, Arrondissement Castelsarrasin, an der Gimone, mit (1876) 3608 Einw., die Wollspinnerei, Fabrikation von Leinwand, Hüten, Fayence und Getreidehandel treiben. -

2) B. en Auge, Flecken im Departement Calvados, Arrondissement Pont l'Evêque, mit Denkmal des 1749 hier gebornen Mathematikers Laplace und (1876) 770 Einw. -

3) B. le Roger, Stadt im Departement Eure, Arrondissement Bernay, an der Rille und der Westbahn, mit der reichverzierten Kirche St.-Nicolas (aus dem 14. u. 15. Jahrh.), Ruinen einer alten Abtei, Fabrikation von Tuch und Glas, Baumwollspinnerei, Holz- und Garnhandel und (1876) 1900 Einw. -

4) B. le Vicomte, Stadt im Departement Sarthe, Arrondissement Mamers, an der Sarthe, mit (1876) 1657 Einw., berühmter Gänsezucht und Leinwandfabrikation. -

5) B. sur Oise, Stadt im Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Pontoise, an der Nordbahn und der Oise gelegen, mit einer Kirche aus dem 13. Jahrh., Ruinen eines alten Schlosses und (1876) 2597 Einw., die Leder- und Glasfabrikation, Kunsttischlerei und Wirkerei treiben und vorzüglichen Käse ("de Brie") bereiten. -

6) Flecken (früher Stadt) im Departement Ardennen, Arrondiss. Sedan, nahe dem linken Ufer der Maas, von waldigen Höhen umgeben, die das Flußthal beherrschen, mit 1180 Einw. Hier wurde 30. Aug. 1870 ein großer Teil der Armee des Marschalls Mac Mahon, die Korps de Failly und Douay, welche an diesem Tag die Maas überschreiten und dem Feind nach Osten ausweichen sollten, durch die Armee des Kronprinzen von Sachsen aufgehalten und zur Schlacht gezwungen. Auf den Höhen südlich der Stadt lagerte eine Division des (5.) Korps de Failly in so unvorsichtiger und ungedeckter Weise, daß das 4. preußische Armeekorps bis auf Schußweite herankommen konnte und, rasch zum Angriff schreitend, das ganze Lagergerät erbeutete, während die Franzosen, eben mit Abkochen beschäftigt, sich eilig nach B. zurückzogen und bei den beiden andern Divisionen des Korps de Failly Schutz suchten. Diese verteidigten die Stadt in hartnäckiger Weise und setzten sich, als sie von den Deutschen zum Rückzug gezwungen wurden, nördlich von der Stadt im Gehölz von Givodeau von neuem fest, um noch einmal tapfern Widerstand zu leisten. Endlich wurde auch dies Gehölz genommen. Auf ihrem weitern Rückzug wurden die Franzosen, welchen vom rechten Maasufer eine Infanterie- und eine Kavalleriebrigade des Korps Lebrun zu Hilfe geschickt wurden, von einem Teil des 12. (sächs.) Korps erreicht, noch einmal zum Stehen gebracht und bis Mouzon zurückgeworfen. Die Franzosen verloren 1800 Mann an Toten und Verwundeten und mußten 3000 Gefangene, 42 Geschütze, dazu ein sehr bedeutendes Kriegsmaterial in den Händen der Sieger lassen, die selbst bedeutende Verluste (3500 Mann) erlitten hatten. Zu gleicher Zeit ward das westliche von de Failly stehende (7.) Korps Douay durch das 5. preußische und das 1. bayrische Armeekorps von Oches über Besace und Raucourt nach Remilly an der Maas unter fortwährenden Gefechten und Verlusten zurückgedrängt, so daß auch dieses Korps in voller Auflösung und Erschöpfung auf dem rechten Maasufer anlangte. Durch diese Erfolge ward der Tag von Sedan vorbereitet.

Beaumont (spr. bomong), 1) Gustave de la Bonninière de, franz. Publizist, geb. 16. Febr. 1802 zu Beaumont la Chartre (Sarthe), ein Enkel Lafayettes, war eine Zeitlang am Obertribunal der Seine angestellt, bereiste 1831 im Auftrag der Regierung mit Tocqueville die Vereinigten Staaten von Nordamerika zum Studium des Gefängniswesens, war dann vorübergehend wieder im Staatsdienst angestellt und hielt sich, 1840 zum Deputierten gewählt, zur Opposition. Nach der Februarrevolution 1848 als gemäßigter Republikaner Mitglied der konstituierenden und dann auch der gesetzgebenden Nationalversammlung, war er unter Cavaignacs Verwaltung bis zur Wahl Napoleons zum Präsidenten der Republik (Dezember 1848) Gesandter in London, darauf unter dem Ministerium Odilon Barrot kurze Zeit Gesandter in Wien. Beim Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 gehörte B. zu den Deputierten, welche sich in der Mairie des 10. Arrondissements versammelten, um die Aufrechterhaltung der Verfassung zu sichern, und wurde verhaftet. Nach seiner Freilassung blieb er dem politischen Leben fern und starb 2. April 1866 in Tours. Sein publizistischer Ruf gründet sich vornehmlich auf folgende Schriften: "Note sur le système pénitentiaire" (1832); "Traité du système pénitentiaire aux États-Unis et de son application à la France" (mit Tocqueville, 1832; 3. Aufl. 1845, 2 Bde.; deutsch von Julius, Berl. 1833); "Marie, ou l'esclavage aux États-Unis" (1835, 2 Bde.; 5. Aufl. 1842; deutsch, Weim. 1836), in welchem Werk