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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bébé; Bebeerīn; Bebek; Bebel; Bebenhausen; Beberbeck; Bebisation; Bebra; Bebung

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Bébé - Bebung.

der Gebäude belegenen Lichthöfen und Lichtfluren, dürfen nicht mehr als doppelt so hoch aufgeführt werden, wie ihre Entfernung von dem gegenüberliegenden Gebäude auf demselben Grundstück oder von der Nachbargrenze beträgt. Wenn aber durch Eintragung in das Grundbuch die Freihaltung der Nachbargrenze von der Bebauung gesichert wird, so tritt an Stelle der Grenze die derselben zunächst liegende Gebäudefronte. In neu zu erbauenden Gebäuden dürfen Kellergeschosse zu Wohn- und Schlafräumen nicht benutzt werden. Als Kellergeschoß gilt jeder Raum, welcher mit seinem Fußboden unter dem Niveau der Straße liegt. Küchen, Werkstätten, Verkaufslokale und sonstige zum vorübergehenden Aufenthalt von Menschen dienende Räume dürfen nur in solchen Kellergeschossen eingerichtet werden, deren Fußboden mindestens 30 cm überdem höchsten bekannten Grundwasserstand und höchstens 1 m unter der Straße liegt, und deren lichte Höhe mindestens 2,50 m beträgt. Diese Räume müssen außerdem ihr Licht durch Fenster erhalten, deren Unterkante höchstens 20 cm und deren Oberkannte ^[richtig: Oberkante] mindestens 1,40 m über der Straße liegt. Die Notwendigkeit der Beseitigung der Kellerwohnungen ergibt die Statistik. In Berlin starben jährlich von 1000 Lebenden: in Kellerwohnungen 25,3, im Erdgeschoß 22,0, im ersten Stockwerk 21,6, im zweiten Stockwerk 21,8, im dritten Stockwerk 22,6 und im vierten Stockwerk 28,2. Die größere Sterblichkeit in dem obersten Stockwerk erklärt sich daraus, daß die Bewohner der Berliner Keller zu 68 Proz. aus Leuten in guten Verhältnissen (Wirte, Krämer, kleine Kaufleute und Handwerker) und nur zu 32 Proz. aus Tagelöhnern und Handarbeitern etc. sich rekrutieren, und daß sie sich im Durchschnitt in bedeutend bessern Lebensverhältnissen befinden als die in der obersten Etage Wohnenden, welche fast ausschließlich der Arbeiterklasse angehören.

Bébé (franz.), kleines Kind, Puppe.

Bebeerīn, s. v. w. Buxin.

Bebek, eine liebliche, amphitheatralische Bucht auf der europäischen Seite des Bosporus, das alte Chelä. Daselbst steht seit 1725 Humajunabad, ein kaiserlicher Palast; auch die Zwiebackbäckerei für die Flotte, ein amerikanisches Erziehungsinstitut und ein Collège französischer Lazaristen befinden sich dort.

Bebel, 1) Heinrich (Henricus Bebelius), berühmter Humanist, geb. 1472 zu Ingstetten bei Justingen, Sohn eines armen Bauern, studierte in Krakau, dann in Basel die Rechtswissenschaft und Humaniora und ward 1497 Lehrer der Poesie und Beredsamkeit an der Universität Tübingen. Er war mit Erasmus, Reuchlin und andern hervorragenden Humanisten eng befreundet und galt für den gelehrtesten Latinisten seiner Zeit. Kaiser Maximilian machte ihn 1501 zum Poeta laureatus. Höchst wirksam war auch seine Lehrthätigkeit. Er starb wahrscheinlich schon 1518. Von seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: "De laude, antiquitate, imperio, victoriis rebusque gestis veterum Germanorum" (1508); "Proverbia germanica collecta atque in latinum traducta" (zuerst 1508; bearbeitet von Suringar, Leid. 1879); "Triumphus Veneris" und die "Facetiae" (1506), welche die schärfsten Angriffe gegen die Geistlichkeit und die Kirche, teilweise auch sehr unsaubere Erzählungen enthalten; ferner Lehrbücher über lateinische Stilistik, Orthographie und Metrik. Vgl. Zapf, H. B. nach seinem Leben und Schriften (Augsb. 1802).

2) Ferdinand August, einer der Führer der sozialdemokratischen Partei, geb. 22. Febr. 1840 zu Köln, besuchte die Dorfschule in Brauweiler, später die Bürgerschule in Wetzlar, kam 1860 nach Leipzig, wo er sich 1864 als Drechslermeister etablierte, warf sich seit 1862 mit Fanatismus in die deutsche Arbeiterbewegung und war seit 1865 Vorsitzender des Leipziger Arbeiterbildungsvereins und Mitglied des ständigen Ausschusses der deutschen Arbeitervereine. Seit 1869 Mitarbeiter am "Volksstaat" in Leipzig, wurde er 1867 im 17. Wahlkreis (Glauchau-Meerane) des Königreichs Sachsen in den norddeutschen, 1871 in den deutschen Reichstag gewählt. In Schrift und Rede verkündigte B. seine sozialdemokratischen Ideen, zeigte sich der Hegemonie Preußens in Deutschland und der Neugestaltung des Deutschen Reichs bei jeder Gelegenheit entschieden feindlich, nahm offen Partei für die Pariser Kommune und die Internationale und sprach in der Reichstagssitzung vom 25. Mai 1871 das Wort: "Krieg den Palästen überall!" mit Gelassenheit aus. Immer mehr den Umsturzplänen sich hingebend, wurde er 1872 der Vorbereitung des Hochverrats gegen das Deutsche Reich und gegen das Königreich Sachsen angeklagt und nebst seinem Gesinnungsgenossen Liebknecht vom Schwurgericht zu Leipzig 26. März zu zwei Jahren Festungshaft, wegen Beleidigung des deutschen Kaisers außerdem noch vom Leipziger Gerichtshof 6. Juli zu neunmonatlicher Gefängnisstrafe verurteilt. Nachdem er auch 1874 seinen frühern Wahlkreis im deutschen Reichstag vertreten hatte, nahm er 1878 die Wahl in Dresden an, wo er infolge der Haltung der Fortschrittspartei über den frühern Minister v. Friesen den Sieg davontrug, und 1884 in Hamburg. Er schrieb: "Unsre Ziele" (6. Aufl.); "Der deutsche Bauernkrieg mit Berücksichtigung der hauptsächlichsten sozialen Bewegungen des Mittelalters" (Leipz. 1876); "Christentum und Sozialismus"; "Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" (Zur. 1883); "Die mohammedanisch-arabische Kulturperiode" (Stuttg. 1884) u. a.

Bebenhausen, ehemaliges, 1181 gestiftetes Cistercienserkloster bei Tübingen, 1560 aufgehoben, dann evangelische Klosterschule, seit 1807 königliches Jagdschloß, gehört zu den schönsten Baudenkmälern in Schwaben. Die ursprünglich im romanischen Stil erbaute Klosterkirche wurde später teilweise nach dem gotischen verändert und hat einen 1407-1409 aufgeführten prächtigen Turm. Der Kreuzgang im Kloster und das Refektorium sind im reinsten gotischen Stil gehalten. Vgl. Frölich, Das Kloster B. (Tübing. 1873).

Beberbeck, ein Vorwerk nordöstlich bei Hofgeismar im preuß. Regierungsbezirk Kassel, im Reinhardswald, mit einem Gestüt und einer landwirtschaftlichen Lehranstalt. Östlich davon, mitten im Walde, das Felsenschloß Sababurg mit Tiergarten.

Bebisation, s. Solmisation.

Bebra, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg, an der Bebra und unweit der Fulda, mit (1880) 2037 Einw., Station der Eisenbahnlinien Gerstungen-Kassel-Warburg und Frankfurt a. M.-B.-Göttingen.

Bebung (franz. Balancement), ehemals eine Spielmanier auf dem Klavichord, die auf dem heutigen Klavier oder Pianoforte nicht möglich ist; sie bestand in einem leichten Wiegen des Fingers auf der Taste, dem ein sanftes Reiben der Saite durch die Tangente entsprach. Zu den notwendigen Eigenschaften eines guten Klavichords gehörte durchaus, daß es die B. deutlich hören ließ. Etwas dem Ähnliches ist das Beben des Tons der Streichinstrumente, auch der Zither und Guitarre, das in einem leichten Schwanken der Tonhöhe besteht und durch eine schnell zit-^[folgende Seite]