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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Becherkeim - Bechstein.

Becherkeim, s. Entwickelungsgeschichte.

Bechermoos, s. Cladonia.

Becherpilz, s. Peziza.

Becherquallen, s. Medusen.

Becherrost, s. Rostpilze.

Bechersäule, s. Galvanische Batterie.

Becherstuppe, s. Cladonia.

Becherzellen, s. Hautdrüsen.

Bechmann, August, ausgezeichneter Romanist, geb. 16. Aug. 1834 zu Nürnberg, studierte in München und Berlin, promovierte 1860 zu Erlangen und habilitierte sich 1861 in der Juristenfakultät der Universität Würzburg. 1862 ging er als ordentlicher Professor der Rechte nach Basel, 1864 nach Marburg und noch in demselben Jahr nach Kiel, 1870 nach Erlangen. Sein Hauptwerk ist "Das römische Dotalrecht" (Erlang. 1865-67, 2 Abtlgn.). Außerdem schrieb er noch: "Zur Lehre vom Eigentumserwerb durch Accession" (Kiel 1867); "Das Jus postliminii und die Lex Cornelia" (Erlang. 1872); "Der Kauf nach gemeinem Recht" (das. 1876-84, 2 Tle.).

Bechst., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Johann Matthäus Bechstein (s. d.).

Bechstein, 1) Johann Matthäus, Ornitholog und Forstmann, geb. 11. Juli 1757 zu Waltershausen, studierte in Jena 1778-80 Theologie, trieb dabei aber Naturwissenschaften, besonders auch die forst- und kameralwissenschaftlichen Disziplinen. 1785 ward er Lehrer an der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal. In dieser Zeit begann auch seine litterarische Thätigkeit und gewann mit seiner "Gemeinnützigen Naturgeschichte Deutschlands aus allen drei Reichen der Natur" (Leipz. 1789-95, 4 Bde.; 2. Aufl. 1801-1809) und den mit André gemeinsam herausgegebenen "Gemeinnützigen Spaziergängen auf alle Tage im Jahr für Eltern, Hofmeister, Jugendlehrer und Erzieher etc." (1790-93, 4 Jahrg., 8 Bde.) viel Beifall und Anerkennung. 1794 begründete er eine Forstlehranstalt bei Waltershausen, welche zwar 1796 vom Herzog von Sachsen-Gotha zu einer "öffentlichen Lehranstalt der Forst- und Jagdkunde" erhoben wurde, aber keine staatliche Unterstützung erhielt. B. stiftete damals die "Societät der Forst- und Jagdkunde", die bald zahlreiche Mitglieder im In- und Ausland zählte. Die eingesandten Abhandlungen wurden in einer Gesellschaftsschrift: "Diana", niedergelegt, deren erster Band 1797 erschien. Im J. 1800 folgte B. einem Ruf als Direktor an die zu Dreißigacker bei Meiningen zu begründende Forstlehranstalt, welche unter seiner Leitung kräftig aufblühte. B. starb als Geheimer Kammer- und Forstrat 23. Febr. 1822. Er schrieb noch: "Forstinsektologie" (Gotha 1818, 3 Bde.; neu bearbeitet von D. E. Müller, das. 1829); "Forstbotanik" (Erf. 1810; 5. Aufl. von Behlen, 1842) und vornehmlich "Forst- und Jagdwissenschaft nach allen ihren Teilen" (das. 1818-27, 14 Bde.), die von Laurop fortgesetzt wurde; "Vollständiges Handbuch der Jagdwissenschaft" (Nürnb. 1801-1809, Bd. 1 u. 2); "Waldbeschützungslehre" (Gotha 1818); "Waldbenutzung" (das. 1821); "Abbildungen naturhistorischer Gegenstände" (Leipz. 1796-1810, 8 Bde.; 2. Aufl. 1816-27, 6 Bde.); "Naturgeschichte der Hof- und Stubenvögel" (5. Aufl., hrsg. von Berge, das. 1870). Vgl. L. Bechstein, J. M. B. und die Forstakademie Dreißigacker (Meining. 1855).

2) Ludwig, Dichter und Schriftsteller, Neffe des vorigen, geb. 24. Nov. 1801 zu Weimar, besuchte das Gymnasium zu Meiningen, widmete sich dann in Arnstadt der Pharmazie, erhielt aber nach Veröffentlichung seiner "Sonettenkränze" (Arnstadt 1828) vom Herzog von Meiningen die Mittel gewährt, eine Universität beziehen zu können. Er studierte in Leipzig und seit Herbst 1830 in München Philosophie, Litteratur und Geschichte und erhielt 1831 die Bibliothekarstelle an der herzoglichen öffentlichen Bibliothek in Meiningen. Hier begründete er 1832 den "Hennebergischen altertumsforschenden Verein", der ihn zur Herausgabe des Sammelwerks "Deutsches Museum für Geschichte, Litteratur, Kunst- und Altertumsforschung" (Jena 1842-43, 2 Bde.), der "Chronik der Stadt Meiningen von 1676 bis 1834", des "Hennebergischen Urkundenbuches" und ähnlicher Werke veranlaßte. Seit 1840 zum Hofrat ernannt, starb er 14. Mai 1860 in Meiningen. B. war auf den verschiedensten Gebieten der Poesie, namentlich auf dem des Romans und der Novelle, überaus fruchtbar; die schnelle Produktion wirkte aber nicht immer wohlthuend auf seine Leistungen ein. Ein starker Zug zur Nüchternheit kontrastierte mit seiner Vorliebe für romantische Stoffe; seine Formgewandtheit erhob sich selten zum Adel der Formvollendung. Erfreulicher wirken die lebendige Frische vieler Schilderungen und seine thüringische Heimatsliebe. Von seinen poetischen Werken seien erwähnt: "Die Haimonskinder" (Leipz. 1830); "Der Totentanz" (das. 1831); "Faustus" (das. 1833); "Luther" (Frankf. 1834); "Gedichte" (das. 1836); "Neue Naturgeschichte der Stubenvögel", humoristisches Lehrgedicht (Hannov. 1846), und sein nachgelassenes Epos "Thüringens Königshaus" (Leipz. 1865). Unter seinen Romanen und Novellen verdienen Hervorhebung: "Das tolle Jahr" (Leipz. 1833, 3 Bde.); "Der Fürstentag" (das. 1834, 2 Bde.); "Fahrten eines Musikanten" (Schleusing. 1836-37, 3 Bde.; 2. Aufl. mit einem 4. Teil, Frankf. 1854), dazu als Seitenstück "Klarinette" (Leipz. 1840, 3 Bde.); "Grumbach" (Hildburgh. 1839, 3 Bde.); "Philidor, Erzählungen aus dem Leben eines Landgeistlichen" (Gotha 1842); "Berthold der Student" (Halle 1850, 2 Bde.) und "Der Dunkelgraf" (Frankf. 1854). Seiner verdienstlichen Teilnahme an der Sagen- und Märchenpoesie, namentlich der Heimat, entstammten: "Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes" (Hildburgh. 1835 bis 1838, 4 Bde.); "Der Sagenschatz des Frankenlandes" (Würzb. 1842); das vortreffliche, oft aufgelegte "Deutsche Märchenbuch" (Leipz. 1844) und "Neues deutsches Märchenbuch" (Wien 1856); "Mythe, Sage, Märchen und Fabel im Leben und Bewußtsein des deutschen Volks" (Leipz. 1855, 3 Bde.); "Thüringisches Sagenbuch" (das. 1857) u. a. Auch veröffentlichte er eine Prachtausgabe der "Geschichte und Gedichte des Minnesängers Otto von Botenlauben" (Leipz. 1845) sowie das altdeutsche Gedicht "Der Ring" von Heinrich von Wittenweiler (Stuttg. 1851) und das berühmte Eisenacher "Spiel von den zehn Jungfrauen" (Halle 1855).

3) Karl, ausgezeichneter Pianofortebauer, geb. 1. Juni 1826 zu Gotha, arbeitete zuerst in verschiedenen Pianofortefabriken, war 1848-52 Geschäftsführer von G. Perau in Berlin, machte dann noch Studienreisen nach London und Paris und etablierte sich 1856 mit bescheidenen Mitteln zu Berlin. Binnen kurzem nahm die Fabrik einen solchen Aufschwung, daß die größten Klaviermeister anfingen, sich für Bechsteins Fabrikate zu interessieren, und derselbe sich mehr und mehr dem Bau großer Konzertflügel zuwenden konnte. Jetzt beschäftigt B. mehrere Hundert Arbeiter, welche jährlich über 1000 Instrumente fertig stellen. Auf mehreren Weltausstellungen (London 1862, Paris 1867, Sydney 1880) erhielt er erste Preise.