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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Becken

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Becken.

bis Hainburg; das von Komorn; das ungarische Hauptbecken mit der Theiß und das B. der Walachei. Auch der Rhein durchströmt zwei große und deutlich geformte B.: das des Bodensees und ein unteres, von Basel bis Bingen. Ein sehr abgeschlossenes B. ist das böhmische, welches das Quellengebiet der Elbe, Moldau und Eger umfaßt und rings von Gebirgsketten umgeben ist, die nur bei Tetschen von einer engen Thalspalte durchbrochen sind; weniger abgeschlossen ist das Thüringer B., das eigentlich nur eine breite Mulde zwischen dem Thüringer Wald und dem Harz darstellt. Andre charakteristische Beispiele geographischer Landbecken sind das ungeheure Mississippithal in Nordamerika und das große kontinentale Tiefland in Südamerika, welches sich von den Ebenen Patagoniens bis an die Mündung des Amazonenstroms erstreckt. Für die Entwickelung großer Städte ist die Lage inmitten solcher B. besonders günstig. Geologische B. heißen muldenförmige, von Schichtgesteinen gebildete, frühere geographische B., die zum Teil oder ganz ausgefüllt sein können und an der Oberfläche gar keine Depression zu zeigen brauchen. Besonders häufig spricht man von Steinkohlenbecken und Tertiärbecken, welche man nach den heute auf den betreffenden Schichtensystemen gelegenen Städten benennt, so das Aachener Steinkohlenbecken, das Londoner, das Pariser Tertiärbecken etc.

Becken (lat. Pelvis), der Knochengürtel, welcher zur Befestigung der untern Extremität am Rumpf dient. Bei den Haifischen besteht es aus einem Knorpelstück; bei den Knochenfischen ist es verknöchert, jedoch noch nicht fest mit der Wirbelsäule verbunden und kann eine sehr verschiedene Entfernung vom Schultergürtel (s. d.) haben, so daß die hintern Extremitäten (Bauchflossen) zuweilen ganz nahe den vordern (Brustflossen) liegen. Erst bei den Amphibien und den höhern Wirbeltieren verbindet es sich mit einem oder mehreren Wirbeln der Kreuzgegend der Wirbelsäule (s. d.) und zerfällt zugleich in drei Abschnitte: Darm- oder Hüftbein (os ilii) zur Anheftung an die Wirbelsäule, Scham- oder Schoßbein (os pubis) und Sitzbein (os ischii); beide letztere wenden sich von der Wirbelsäule ab nach dem Bauch zu (ventralwärts) und vereinigen sich vielfach in der Bauchlinie mit denen der andern Seite, so daß dann ein geschlossener Knochenring entsteht. Dieser ist bei den Amphibien von der Verbindungsstelle mit der Wirbelsäule aus gerade nach abwärts gerichtet, steht also senkrecht auf der Längsachse des Körpers; bei den Reptilien und Vögeln, welche in dieser wie in vielen andern Beziehungen eng zusammengehören, erstreckt er sich schräg nach vorwärts, so daß der Oberschenkel nach vorn von dem Kreuzbein zu liegen kommt; bei den Säugetieren hingegen wendet er sich schräg nach hinten. Offen, d. h. auf der Bauchseite auseinander weichend, ist das B. der Reptilien und Vögel mit Ausnahme des Straußes, geschlossen bei den meisten Säugetieren. Bei den Vögeln ist das Darmbein meist ein sehr langer und mit einer großen Anzahl Wirbel verschmolzener Knochen. Wo hintere Extremitäten fehlen, erleidet das B. eine Rückbildung und wird z. B. bei den Walen durch zwei nicht mit der Wirbelsäule verbundene Knochen repräsentiert. Das menschliche B. besteht beim Erwachsenen aus nur drei Stücken, nämlich dem unpaaren Kreuzbein (s. d.), d. h. einer Anzahl verschmolzener Wirbel, und den paarigen Beckenbeinen (os pelvis); letztere entsprechen den oben genannten drei Knochenpaaren und sind auch beim Neugebornen noch in diese Stücke zerlegbar. Von ihnen stellen die beiden Darmbeine breite, schaufelförmige Knochen dar (s. Tafel "Skelett des Menschen II"); an den Sitzbeinen ist nach hinten je ein starker Höcker (Sitzbeinhöcker) bemerkbar; die Schambeine vereinigen sich auf der Bauchseite in der sogen. Schambeinfuge (symphysis pubis) durch Faserknorpel miteinander. Auf der Rückenseite wird das B. durch das Kreuzbein abgeschlossen. Den Hohlraum des Beckens trennt man in das obere oder große und in das untere oder kleine oder eigentliche B.; als Trennungslinie dient eine auf der innern Seite befindliche ringförmige Knochenleiste (linea arcuata interna). Die obere Öffnung des kleinen Beckens heißt Beckeneingang, die untere Beckenausgang; zwischen beiden liegt die eigentliche Beckenhöhle. In dieser befinden sich von wichtigern Organen der Mastdarm, die Harnblase mit dem untersten Teil der Harnleiter, beim Weib die nicht schwangere Gebärmutter und ihre Anhänge und die Scheide, beim Mann die Samenbläschen und die Vorsteherdrüse. Das weibliche B. ist breiter, niedriger und geräumiger als das des Mannes. Ferner gehen bei letzterm die Steißbeinwirbel, ebenso die übrigen Verbindungsstellen der Beckenknochen eine knöcherne Verbindung ein, was beim Weib nicht der Fall ist, und es bleibt dadurch diesem die für den Geburtsakt so sehr wichtige Erweiterungsfähigkeit des Beckenausganges erhalten. Die beim Weib mehr auseinander liegenden Darmbeine bewirken die breiten Hüften desselben und zugleich die charakteristische, gegen die Kniee hin konvergierende Stellung der Beine (sogen. X-Beine). - Ein besonderer Teil des Beckens ist die sogen. Pfanne (acetabulum), in welcher der Oberschenkel mittels seines Gelenkkopfes ruht; sie bildet eine ziemlich flache Höhlung an der Verbindungsstelle des Darm-, Scham- und Sitzbeins. Daneben ist das sogen. eirunde Loch oder Hüftloch (foramen obturatorium), welches vom Scham- und Sitzbein begrenzt und mit Ausnahme einer kleinen Stelle durch eine Haut (membrana obturatoria, s. Tafel "Bänder des Menschen") geschlossen wird. - Die Abweichungen des Beckens von seiner normalen Gestalt und Stellung sind sehr mannigfaltig und für die praktische Geburtshilfe überaus wichtig. Auch durch Krankheiten der Knochen entstehen ganz charakteristische Formveränderungen, welche zuweilen beim Gebären das Eintreten des Kopfes in die Beckenhöhle, d. h. die Geburt des Kindes auf normalem Weg, verhindern. Hierher gehören auch die angebornen oder erworbenen Ausrenkungen des Hüftgelenkes. Die Last des Körpers ruht dann stets auf der noch gebrauchten Extremität, die dieser Seite zugehörigen Beckenteile wachsen fort, während die andre Seite mangelhaft sich entwickelt und verkümmert. Zur Messung der verschiedenen Durchmesser des Beckens, der Weite seines Ein- und Ausganges, seiner Neigung (bei aufrechter Stellung des Menschen ist der Eingang im Winkel von 60° nach vorn geneigt) etc. bedient man sich des sogen. Pelvimeters.

Becken (auch Cinellen, türkische Teller, franz. Cymbales, ital. Piatti), Schlaginstrumente von unveränderlicher, undefinierbarer Tonhöhe, die einen aufregenden, lauten, grell dröhnenden und lange nachhallenden Schall geben. Sollen dieselben nur kurze Schläge markieren, so werden sie direkt nach dem Anschlag durch Anpressen an die Brust gedämpft. Die B. sind tellerförmige Metallscheiben mit breiten, flachen Rändern, welch letztere der eigentlich klingende Teil sind, während der durchbohrte konkave Mittelteil, an dem die als Handgriffe dienenden Lederriemen befestigt sind, nicht mitschwingt; je zwei solcher Schei-^[folgende Seite]