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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beckenham; Beckenried; Becker

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Beckenham - Becker (Gelehrte, Schriftsteller und Dichter).

ben gehören zusammen und werden gegeneinander geschlagen (forte), oder man läßt die Ränder leise gegeneinander klirren (piano).

Beckenham (spr. -ham), städtischer Vorort von London in der engl. Grafschaft Kent, 10 km südsüdöstlich von der Londonbrücke, mit (1881) 13,011 Einw.

Beckenried, s. Buochs.

Becker. Gelehrte: 1) Karl Ferdinand, Sprachforscher, geb. 14. April 1775 zu Liser im Kurtrierschen, besuchte erst das Priesterseminar in Hildesheim, später (1800) die Universität Göttingen, wo er Medizin studierte und 1802 durch seine "Abhandlung von dem Einfluß der äußern Wärme und Kälte auf den menschlichen Körper" einen Preis gewann, wirkte seit 1803 als praktischer Arzt an verschiedenen Orten, seit 1815 in Offenbach, wo er 1823 ein Erziehungsinstitut errichtete und 4. Sept. 1849 starb. Bekannter als durch seine naturwissenschaftlichen Leistungen ist B. durch seine Behandlung der deutschen Sprache geworden. Seine Weise, die vorfindliche Sprache als einen streng logischen Organismus aufzufassen, hatte viel Bestechendes, bis J. Grimms Werke das Irrige dieser Behandlungsweise ins Licht stellten. Beckers Hauptschriften auf diesem Gebiet sind: "Die deutsche Wortbildung" (Frankf. 1824); "Deutsche Sprachlehre" (das. 1827); "Ausführliche deutsche Grammatik" (2. Aufl., Prag 1870, 3 Bde.), der zur Seite die "Schulgrammatik der deutschen Sprache" (das. 1831, 11. Aufl. neu bearbeitet von Th. Becker u. d. T.: "Handbuch der deutschen Sprache", das. 1876) steht. Außerdem schrieb er: "Organism der Sprache" (2. Aufl., Prag 1841); "Der deutsche Stil" (das. 1848; 3. Aufl. von Lyon, das. 1883); "Lehrbuch des deutschen Stils" (hrsg. von Th. Becker, das. 1850; 2. Aufl. 1870) u. a.

2) Wilhelm Adolf, ausgezeichneter Archäolog, Sohn von B. 6), geb. 1796 zu Dresden, war erst für den Kaufmannsstand bestimmt, besuchte dann seit 1812 die Landesschule Pforta, studierte seit 1816 in Leipzig, wurde 1822 Konrektor zu Zerbst, 1828 Professor zu Meißen, 1837 außerordentlicher, 1842 ordentlicher Professor der klassischen Archäologie an der Universität zu Leipzig und starb 30. Sept. 1846 in Meißen. Seine mit Recht vielverbreiteten Schriften: "Gallus, oder römische Szenen aus der Zeit Augusts" (Leipz. 1838; 3. Aufl. von Rein, das. 1863, 3 Bde.; neu bearbeitet von Göll, Berl. 1880-82) und "Charikles, oder Bilder altgriechischer Sitte" (Leipz. 1840; 2. Aufl. von K. Fr. Hermann, das. 1854, 3 Bde.; neu bearbeitet von Göll, Berl. 1877-78) bieten eine Darstellung der Privataltertümer in Form eines Romans, dem die wissenschaftlichen Nachweisungen in einem Anhang beigegeben sind. Sein Hauptwerk ist das "Handbuch der römischen Altertümer" (Leipz. 1843-46, Bd. 1 u. 2; nach seinem Tod fortgesetzt von Marquardt, das. 1849-68, Bd. 3-5). Von Bedeutung sind auch die Abhandlungen: "De comicis Romanorum fabulis" (Leipz. 1837) und "De Romae veteris muris atque portis" (das. 1842).

3) Karl, Statistiker, geb. 2. Okt. 1823 zu Strohausen im Oldenburgischen, wurde 1842 Offizier, war später auch als Lehrer in der Offizierbildungsanstalt zu Oldenburg thätig und nahm 1850 als Hauptmann in der schleswig-holsteinischen Armee an dem Feldzug gegen Dänemark teil. Nach Auflösung der Armee 1851 widmete sich B. dem Studium der Volkswirtschaft und Statistik an den Universitäten Göttingen und Berlin und organisierte sodann das großherzoglich oldenburgische Statistische Büreau, dem er 1855-72 als Direktor vorstand. Unter seiner Leitung sind von 1857 bis 1872: 13 Hefte der "Statistischen Nachrichten über das Großherzogtum Oldenburg" sowie eine Statistik der Rechtspflege im Großherzogtum Oldenburg erschienen; auch redigierte er das "Magazin für die Staats- und Gemeindeverwaltung im Großherzogtum Oldenburg" und hatte durch diese Arbeiten sowie durch seine thätige Mitwirkung an den Arbeiten der Konferenzen der amtlichen deutschen Statistiker schon einen weit über die Grenzen seiner Heimat hinausreichenden Ruf erworben, als er 1872 zum Direktor des neuerrichteten kaiserlichen Statistischen Amtes in Berlin ernannt wurde, in welcher Eigenschaft er die Herausgabe der "Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs" und des "Statistischen Jahrbuches" leitet. Besondere Anerkennung verdienen die Bemühungen Beckers, die Arbeiten der Bevölkerungsstatistik immer mehr zu vertiefen und die Ergebnisse der verschiedenen Staaten durch gleichmäßige und erweiterte Erhebungsformulare vergleichbarer zu machen. Vgl. hierüber seine Abhandlung "Zur Berechnung von Sterbetafeln an die Bevölkerungsstatistik zu stellende Anforderungen" (Berl. 1874).

4) Otto, Augenarzt, geb. 3. Mai 1828 auf dem Domhof bei Ratzeburg in Mecklenburg-Strelitz, studierte 1847 zu Erlangen Theologie und Philologie, 1848-51 Mathematik und Naturwissenschaften in Berlin, ging dann als Hofmeister nach Wien, studierte dort 1854-59 Medizin, wurde Sekundärarzt am allgemeinen Krankenhaus, 1862 Privatassistent, dann klinischer Assistent bei Arlt, habilitierte sich 1867 für Augenheilkunde und ging 1868 als Professor der Augenheilkunde nach Heidelberg. Er bearbeitete einen "Atlas der pathologischen Topographie des Auges" (Wien 1874-78) und schrieb: "Pathologie und Therapie des Linsensystems" in Gräfe-Sämisch' "Handbuch der Augenheilkunde".

Schriftsteller, Dichter.

5) Rudolf Zacharias, Volksschriftsteller, geb. 9. April 1752 zu Erfurt, studierte in Jena Theologie und kam 1782 als Lehrer an das Basedowsche Erziehungsinstitut (Philanthropin) in Dessau. Durch Lösung der Berliner Preisfrage: "Ist es nützlich, das Volk zu täuschen?" (1779) auf das Gebiet der Volksschriftstellerei geführt, gab er 1782 und 1783 die "Dessauische Zeitung für die Jugend" heraus, die er nach seiner Übersiedelung nach Gotha 1784 als "Deutsche Zeitung für die Jugend" fortsetzte und 1796 zur "Nationalzeitung der Deutschen" erhob. Seine Überzeugung, daß die menschliche Glückseligkeit auf Befriedigung des dem Menschen innewohnenden Verbesserungstriebes beruhe, suchte er in seinen "Vorlesungen über die Pflichten und Rechte der Menschen" (Gotha 1791-92, 2 Bde.) zu begründen und stellte dazu in seinem "Not- und Hilfsbüchlein, oder lehrreiche Freuden- und Trauergeschichte des Dorfs Mildheim" (Gotha 1787-98, 2 Bde.; neue Aufl. 1838) ein praktisches Beispiel der zweckmäßig geleiteten Selbstbildung einer vorher verwilderten Dorfgemeinde so lebendig und anregend dar, daß davon binnen 25 Jahren über eine halbe Million Exemplare in deutscher und auch in fremden Sprachen verbreitet wurden. Diesem Volksbuch schlossen sich sein "Mildheimisches Liederbuch" (Gotha 1799, 8. Aufl. 1837) und sein "Mildheimisches Evangelienbuch" (das. 1816) würdig an. Nicht minder verdienstlich ist sein "Anzeiger", den er 1791 neben der "Deutschen Zeitung" begründete, und der 1792 durch kaiserliches Privilegium zum "Allgemeinen Reichsanzeiger" erhoben, 1806 aber in den "Allgemeinen Anzeiger der Deutschen" umgewandelt wurde. Im J. 1797 gründete er, hauptsäch-^[folgende Seite]