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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Becker

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Becker (Maler, Musiker, Schauspieler).

realistische Richtung einschlug, seinem Talent am meisten zusagte. Sein erstes bekannteres Genrebild war die für eine augenkranke Mutter betende Bauernfamilie. Im J. 1840 wurde er als Professor der Genre- und Landschaftsmalerei am Städelschen Kunstinstitut nach Frankfurt a. M. berufen, wo er 22. Dez. 1872 starb. Seine zum Teil sehr populär gewordenen Hauptwerke sind: die Märchenerzählerin, der Rekrutenabschied, der heimkehrende Krieger, die beiden Wildschützen, der Liebesantrag, die Schmollenden, Heimkehr vom Kirchgang, heimkehrende Schnitter, der vom Blitz erschlagene Schäfer (im Städelschen Museum in Frankfurt a. M.), Landleute auf dem Feld sehen ihr Dorf durch einen Blitz in Brand gesteckt (in der Neuen Pinakothek zu München), die Begegnung (1871) etc. Seine Zeichnung ist korrekt und bestimmt, die Farbe leidet aber an Schwere und Trockenheit.

11) Karl, Maler, geb. 18. Dez. 1820 zu Berlin, studierte zuerst unter A. v. Klöber, nahm 1841 an der Ausführung der Fresken in der Vorhalle des Alten Museums unter Cornelius und 1843 an der Ausmalung der Basilika unter Heß in München teil. Der in der akademischen Konkurrenz gewonnene Preis ermöglichte ihm 1844 den Besuch von Paris und Italien, wo er drei Jahre verweilte. Nach Berlin zurückgekehrt, führte er eine Reihe von Wandgemälden aus der antiken Mythe im Niobidensaal des Neuen Museums aus und malte auch einige historische Bilder, die jedoch keinen Beifall fanden. Seine Begabung wurde erst durch eine 1853 unternommene Reise nach Venedig in die richtige Bahn gelenkt. Unter dem Einfluß der venezianischen Meister, insbesondere Veroneses, entwickelte sich sein Kolorit zu großer Kraft und blühender Schönheit, und er schuf eine lange Reihe von Genrebildern aus dem altvenezianischen Leben, auf welchen er mit Vorliebe durch novellistischen Inhalt fesselnde Szenen mit großem Reichtum der Farbe, außerordentlicher Virtuosität in der Behandlung der Stoffe und mit glücklich entwickeltem Schönheitsgefühl, wenn auch ohne tiefe Charakteristik, darstellte. Die bedeutendsten derselben sind: Schmuckhändler beim Senator (1855), Besuch des Senators beim Nobile (1857), Sitzung des Dogen im Geheimen Rat und der Bravo (1864), Karneval von Venedig, venezianische Balkonszene, Gnadengesuch beim Dogen, Karl V. bei Tizian, Dürer bei Tizian, Dürer in Venedig (1872). Außerhalb dieses Stoffkreises liegen, aber in gleicher, auf den farbigen Schein ausgehender Weise behandelt sind: in der Gemäldegalerie (1860), Karls V. Besuch bei Fugger (1866), Viola und Olivia aus "Was ihr wollt", Figaros Hochzeit (1874), Huttens Dichterkrönung (1876), Kaiser Maximilian in Verona (1877). Auf seinen letzten Gemälden macht sich eine Abnahme seiner Kraft in einer Neigung zu dekorativer Behandlung bemerkbar. Seine koloristischen Tendenzen haben einen starken Einfluß auf die Entwickelung der Berliner Schule geübt. Er ist Präsident der Akademie der Künste.

12) August, Maler, geb. 1822 zu Darmstadt, empfing hier von dem Landschaftsmaler Schilbach den ersten Unterricht, bis er zu seiner weitern Ausbildung nach Düsseldorf zog, wo er für seine Neigung zur Darstellung grandioser, imposanter Naturszenen vielfache Anregung fand. 1844 bereiste er die Hochgebirge in Norwegen, in der Schweiz und Tirol, später auch die schottischen Hochlande und verweilte aus Einladung der Königin Viktoria mehrmals an ihrem Hof in Balmoral, wo er die Prinzessinnen im Landschaftsmalen unterrichtete und eine Reihe von Bildern aus den dortigen Gebirgsgegenden malte. Seine zahlreichen Gebirgslandschaften sind großartig gedacht, trefflich komponiert und sorgfältig ausgeführt. Ihre Reihe begann mit dem Alpenglühen in Norwegen, den Hurongen in Norwegen bei Mitternachtssonne (1846) und ähnlichen nordischen Szenen, worauf Motive aus den Schweizer und Tiroler Alpen folgten. Zu den bedeutendsten gehören: der Abend im Berner Oberland (1860 u. 1867), norwegische Hochebene mit Wasserfall (1861), Abend in den Alpen des bayrischen Hochlandes (1862), der Eiger, das Kaisergebirge in Tirol (1864), der Königssee im Sturm (1872), die Überschwemmung am Niederrhein (1874), der Dachstein (1876). B. ist auch als Kunstkritiker thätig.

13) Ludwig Hugo, Landschaftsmaler, geb. 19. Juli 1833 zu Wesel, gest. 25. Dez. 1868 in Düsseldorf; bildete sich auf der Düsseldorfer Akademie und unter Schirmer und Gude, machte sich zuerst 1856 durch ein Bild: das Opfer der alten Deutschen am Wald, bekannt und unternahm dann Studienreisen nach Westfalen, dem Rhein, der Schweiz, der Normandie und den Ostseegegenden. Auf seinen Landschaften (Sonntagmorgen, Christnacht, der Hirtenknabe, auf der Höhe, Weinlese an der Mosel) liebte er es, die Staffage zu genrebildlicher Bedeutung zu entwickeln. Er hat auch zahlreiche Zeichnungen für den Holzschnitt angefertigt.

Musiker, Schauspieler.

14) Karl Ferdinand, Organist und Musikhistoriker, geb. 17. Juli 1804 zu Leipzig, erhielt seinen ersten musikalischen Unterricht von Schicht und Friedrich Schneider und trat schon als 14jähriger Knabe als Klavierspieler in Konzerten auf. Bald wandte er sich dem Orgelspiel zu, ward 1825 Organist an der Peterskirche, 1837 an der Nikolaikirche seiner Vaterstadt und erhielt 1843 am neugegründeten Konservatorium daselbst die Stelle eines Lehrers des Orgel- und Partiturspiels, die er bis 1856 bekleidete. Er starb 26. Okt. 1877. Außer einem "Ratgeber für Organisten" (Leipz. 1828) gab B. eine "Sammlung von Chorälen aus dem 16. und 17. Jahrhundert" (das. 1831), "Choralmelodien zu Spittas Psalter und Harfe" (das. 1841) und ein in den Leipziger Kirchen eingeführtes "Evangelisches Choralbuch" heraus, dazu viele eigne Kompositionen, unter denen sich trefflich gearbeitete Trios befinden. Von seinen noch ungleich wichtigern Arbeiten auf dem Gebiet der Theorie und Geschichte sind hervorzuheben: "Systematisch-chronologische Darstellung der musikalischen Litteratur" (Leipz. 1836, Nachtrag 1839); "Die Hausmusik in Deutschland im 16., 17. und 18. Jahrhundert" (das. 1840); "Die Choralsammlungen der verschiedenen christlichen Kirchen" (das. 1845); "Die Tonwerke des 16. und 17. Jahrhunderts" (das. 1847); "Die Tonkünstler des 19. Jahrhunderts" (das. 1849); "Lieder und Weisen vergangener Jahrhunderte" (2. Aufl., das. 1852) u. a. Nach Finks Abtreten redigierte B. mehrere Jahre die "Allgemeine musikalische Zeitung"; auch war er ein eifriger Mitarbeiter an Schumanns "Neuer Zeitschrift für Musik".

15) Valentin Eduard, Männergesangskomponist, geb. 20. Nov. 1814 zu Würzburg, lebt daselbst als Stadtkämmerer und Gesangvereinsdirigent. Von seinen zahlreichen Männerchören werden namentlich die Marschlieder (insbesondere "Frisch, ganze Kompanie") und das "Kirchlein" allgemein gesungen. B. schrieb auch mehrere Opern, Messen, Lieder für gemischten Chor und für eine Singstimme, Ouvertüren, ein Quintett für vier Streichinstrumente und Klarinette und ist Ehrenmitglied von nahezu 50 Männergesangvereinen.