Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Begas

611

Begas.

gin. Auch ein andres Bild, Hiob von seinen Freunden umgeben, ging, als König Friedrich Wilhelm III. zwei Jahre später wieder nach Paris kam, in dessen Besitz über. Nachdem B. auf des Königs Bestellung ein drittes Bild, Christus am Ölberg (Garnisonkirche in Berlin), vollendet hatte, begab er sich mit einem für den Dom bestimmten Altarbild, Ausgießung des Heiligen Geistes, 1821 nach Berlin, wo dasselbe namentlich durch die Kühnheit des Lichteffekts große Bewunderung hervorrief. Auf der Heimreise machten die Bilder der deutschen Schule in München einen so tiefen Eindruck auf ihn, daß er sich zeitweilig an sie anschloß (Doppelbildnis seiner Eltern im Museum zu Köln), nachdem er bisher in der französischen Manier der Davidschen Schule gearbeitet hatte. Ein Aufenthalt in Italien (1822-24) führte ihn den Italienern des 14. und 15. Jahrh. und den Nazarenern zu, deren Richtung sich besonders in der Taufe Christi (Garnisonkirche in Potsdam) und im Tobias mit dem Erzengel (Berlin, Nationalgalerie) zeigt. Sein nächstes Bild, die Auferstehung Christi (1827, Werdersche Kirche in Berlin), schließt sich schon der romantischen Auffassung der Düsseldorfer an, die mit voller Entschiedenheit in den zu großer Popularität gelangten Genre- und Historienbildern: Lurlei (1834), Heinrich IV. in Canossa (1836), der König und der musizierende Page (1838) zum Ausdruck kam. Auch die religiösen Gemälde: die Bergpredigt (1831), die Aussetzung Mosis (1832), der Zinsgroschen, die Verklärung Christi, Christus den Untergang Jerusalems weissagend (1840), bewegen sich noch in der romantischen Auffassung der Düsseldorfer. Um das Jahr 1842 wandte er sich von derselben ab und schlug einen mehr realistischen Ton an, welcher sich besonders in den Genrebildern: drei Mädchen unter einer Eiche und die Mohrenwäsche (1842, Berliner Nationalgalerie, das populärste seiner Bilder) kundgibt. Auch die Kirchenbilder, welche während des letzten Jahrzehnts seiner Thätigkeit entstanden sind (Christus am Ölberg, Christus die Mühseligen und Beladenen zu sich rufend, Christus am Kreuz, Adam und Eva vor der Leiche Abels), tragen ein realistisches Gepräge, vermögen aber wegen ihrer kühlen Haltung keinen tiefen Eindruck hervorzubringen. Auch a fresco versuchte sich B. und schuf in überlebensgroßem Maßstab: Christus und die vier Evangelisten, umgeben von einem Chor von Engeln, in der neuen Kirche zu Sakrow bei Potsdam. Endlich hat B. sich auch als Porträtmaler ausgezeichnet, wobei ihm seine nüchterne Auffassung zu statten kam. Er malte unter anderm für die vom König von Preußen angelegte Galerie von Bildnissen berühmter Gelehrten und Künstler die Porträte von Schelling, A. v. Humboldt, K. Ritter, Thorwaldsen, Rauch, Cornelius, G. Schadow, L. v. Buch, Meyerbeer, Link, J. Grimm, v. Radowitz u. a. (in den Kavalierzimmern der Orangerie bei Potsdam). Er starb 23. Nov. 1854. B.' meiste Werke sind in Stich und Lithographie von Amsler, E. Eichens, K. Fischer, Jentzen, Mandel, Schertle u. a., die verschmachtenden Juden von seinem Sohn Oskar (Radierung) vervielfältigt worden.

2) Oskar, Maler, Sohn des vorigen, geb. 31. Juli 1828 zu Berlin, wurde in früher Jugend Schüler seines Vaters und widmete sich als solcher zunächst der Historienmalerei. Nachdem er 1852 bei einer Konkurrenz den Preis davongetragen hatte, ging er mit einem Reisestipendium nach Italien, wo er bis 1854 blieb, später auch nach England und Frankreich. In Rom malte er außer dem kleinen Genrebild: Plauderstunde (in der Berliner Nationalgalerie) eine Kreuzabnahme für die Michaeliskirche in Berlin und widmete sich nach seiner Rückkehr neben der Historie namentlich dem Porträt. Seine Hauptwerke auf dem Gebiet der historischen und dekorativen Malerei sind: der Empfang der Salzburger Protestanten durch Friedrich Wilhelm I. in Potsdam, Friedrich d. Gr. nach Beendigung des Siebenjährigen Kriegs in der Schloßkapelle zu Charlottenburg, vier Kompositionen aus dem Mythus von Amor und Psyche (1866), die Malereien im Festsaal des Berliner Rathauses (1870) und im Festsaal der Kaisergalerie. Zu den bedeutendsten seiner Porträte gehören das des für die Akademie in Antwerpen gemalten Peter v. Cornelius (1861), des Kronprinzen von Preußen, des Grafen Moltke (1868), des Baurats Hobrecht und sein Selbstporträt. Das Vollendetste seines Könnens repräsentieren jedoch seine stimmungsvollen und fein abgetönten Winter- und Herbstlandschaften mit Jägern und Wild. Er starb 10. Nov. 1883 in Berlin.

3) Reinhold, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 15. Juli 1831 zu Berlin, bildete sich auf der Berliner Akademie, später in den Ateliers von Wichmann und Rauch. Er zog zuerst durch eine in Gips ausgeführte Gruppe, Hagar und Ismael, die Aufmerksamkeit auf sich, ging dann als Pensionär der Berliner Akademie nach Rom, wo er mehrere Marmorarbeiten ausführte, und lebte nach seiner Rückkehr in seiner Vaterstadt. Im J. 1860 folgte er einem Ruf als Professor an die Kunstschule nach Weimar, legte aber schon 1862 diese Stelle nieder und begab sich von neuem nach Rom. Inzwischen hatte er um die in Berlin vor dem Schauspielhaus zu errichtende Schillerstatue konkurriert und trug auch, nicht ohne harte Kämpfe, den Sieg über seine Mitbewerber davon. Dieselbe ist 10. Nov. 1871 enthüllt worden. B.' bedeutendste Werke sind: Faunenfamilie, Pan die Psyche tröstend, Venus den von einer Biene verwundeten Amor tröstend, die Städtefiguren Metz und Straßburg für den Siegeseinzug der Truppen in Berlin, Venus im Bad, Merkur und Psyche (Nationalgalerie, Berlin), Raub der Sabinerin (s. Tafel "Bildhauerkunst X"), Statue des Reichtums für die Reichsbank, Denkmal Alexander v. Humboldts für Berlin, Büste der deutschen Kronprinzessin, Nymphe und Centaur, Büste des Kaisers (Breslau, Museum). Trugen schon die frühern Arbeiten B.' das Gepräge eines ausgesprochenen Naturalismus, so sind die letztgenannten Werke um so interessanter, als sich in denselben der Künstler rückhaltlos einer entschieden malerischen Behandlung der Plastik zugewendet hat. Die schwellenden, ja aufgedunsenen Formen, der Mangel einer klaren Bezeichnung des Knochenbaues und die aufgebauschten Gewänder beeinträchtigen in manchen seiner Arbeiten den Genuß. Stets spricht sich aber in der Erfindung eine geniale Phantasie, in der Komposition ein hoher Schwung und in der Formbehandlung trotz des naturalistischen Grundprinzips ein Streben nach Idealität aus (lyrische Poesie am Schillerdenkmal, Psyche, Venus). Seine Büsten Menzels und Moltkes (Berliner Nationalgalerie) sind vollendete Meisterwerke der naturalistischen Porträtbildnerei.

4) Adalbert, Maler, Bruder des vorigen, geb. 5. März 1836 zu Berlin, widmete sich zuerst auf der Berliner Akademie der Kupferstecherkunst und ging zu diesem Zweck 1860 nach Paris, fühlte sich aber dort so sehr zur Malerei hingezogen, daß er die Kupferstecherkunst aufgab und die Natur zu studieren begann. Er ging nach Weimar, wo damals Böcklin an der Kunstschule wirkte, und von dort nach Berlin, wo er seine Thätigkeit mit einigen Porträten und