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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bemmel; Bémol; Bempe; Ben; Benacus lacus; Benaja; Benannte Zahl; Bénarde; Benares

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Bemmel - Benares.

Historiograph der Republik Venedig und Bibliothekar an der Markusbibliothek, erhielt 1539 die Kardinalswürde, 1541 das Bistum von Gubbio, dann das von Bergamo und starb 18. Jan. 1547. Als Schriftsteller war B. einer der vornehmsten Wiederhersteller des guten Stils sowohl in der lateinischen als in der italienischen Sprache. Von seinen lateinischen Schriften, mit denen er an die Spitze der Ciceroniani tritt, sind hervorzuheben: "Epistolae" ("Leonis X. nomine scriptae", 16 Bücher, Vened. 1535; "Familiares", 6 Bücher) und "Rerum veneticarum libri XII" (von 1487 bis 1513, das. 1551). In seinen "Carmina" (Vened. 1533) erwies er sich als einen geschickten Nachahmer Petrarcas. Von seinen italienischen Schriften nennen wir: "Gli Asolani", philosophische Gespräche über die Liebe (Vened. 1505); "Prose nelle quali si ragiona della volgar lingua", für die italienische Grammatik epochemachend (das. 1525); "Rime" (das. 1530); "Lettere volgari" (Verona 1745, 5 Bde.). Seine "Tutte opere" erschienen Venedig 1729 (4 Bde.), Mailand 1808 und 1824 (12 Bde.).

Bemmel, Eugène van, belg. Schriftsteller, geb. 16. April 1824 zu Gent, besuchte die Universität in Brüssel, ward an derselben Professor der französischen Litteratur, später der modernen Geschichte, der vergleichenden Litteratur und der Archäologie und starb 19. Aug. 1880. Er schrieb: "Histoire de la langue et de la poésie provençales" (1846); "Eloge du baron de Stassart" (1855); "Histoire de Saint-Josse-ten-Noode" (1869) und den Roman "Don Placide. Mémoires du dernier moine de l'abbaye de Villers" (1875). Ferner gründete und redigierte er die "Revue trimestrielle" (1854-69), dann die "Revue de Belgique" und veröffentlichte im Verein mit andern die "Patria belgica" (1875, 3 Bde.) und "La Belgique illustrée" (1880).

Bémol (franz., ital. Bemolle), s. v. w. ^[img] (Versetzungszeichen). S. "B".

Bempe, Fluß, s. Limpopo.

Ben (hebr. u. arab., "Sohn") findet sich oft mit dem väterlichen Namen jüdischen und arabischen Personennamen beigesetzt und dient somit bei den Semiten, denen Familiennamen mangeln, um Patronymika zu bilden; z. B. Ali B. Hassan (d. h. Ali, Sohn des Hassan). Bei Juden, die unter den Arabern, z. B. in Spanien, lebten, wurde im Mittelalter B. auch dem Familiennamen vorgesetzt, wie B. Melech (d. h. Salomo). So haben manche Juden (analog deutschen Namen auf -sohn, englisch auf -son, dänisch auf -sen) durch Zusammensetzung mit B. neue Familiennamen gebildet, z. B. Benary, "Sohn des Ari". Araber, Perser und Türken machen aus B. oft Ibn (Ebn), die Juden in arabischen Ländern Aben, Aven, z. B. Aben Esra.

Ben (kelt.), s. v. w. Berg, Bergspitze; in schottischen und Bergnamen häufig, z. B. Ben Nevis, Ben Lomond etc.

Benacus lacus (lat.), der Gardasee.

Benaja (Benajahu), Befehlshaber der Leibwache (Krethi und Plethi) des israelitischen Königs David, ausgezeichnet durch seine Stärke, stand auf Salomos Seite, dessen Thron er durch die Ermordung Adonias und Joabs sicherte.

Benannte Zahl, eine Zahl, von welcher die Art der Einheiten bekannt ist; s. Unbenannte Zahl. ^[richtig: Unbestimmte Zahl.]

Bénarde (franz.), ein Schlüssel mit massivem Schaft zu einem Schloß (serrure-bénarde, franz.), das sich von zwei Seiten schließen läßt.

Benares (im Sanskrit Warânasi, "im Besitz des Besten Wassers"), Hauptstadt der gleichnamigen Division in den Nordwestprovinzen des indobritischen Reichs, liegt 76,7 m ü. M. am linken Gangesufer, an der Eisenbahn Kalkutta-Dehli, von welcher hier die Bahn nach Audh abzweigt, und ist eine der größten und merkwürdigsten Städte Indiens, seit undenklichen Zeiten der Hauptsitz brahmanischer Gelehrsamkeit wie des indischen Religionskultus und als die heiligste Stadt der Hindu der besuchteste indische Wallfahrtsort. 8000 Häuser sind Eigentum der Priester, und die Bewohner derselben leben fast nur von den täglichen Opfern und Almosen der Pilger. Viele vornehme Hindu der verschiedensten Länder unterhalten hier ihre eignen Pagoden und zahlen beträchtliche Steuern an die Priester und Armen; viele Fürsten Indiens, deren Besitzungen einigermaßen entfernt liegen, haben sich in B. besondere Paläste erbaut, wo sie sich während der Festzeiten aufhalten können, und wo sie im Alter, von den Sorgen des Staats entbunden, gern ihre letzten Tage hinbringen; denn wer in der heiligen Stadt in der Gunst der Brahmanen stirbt mit der Gewißheit, daß seine Leiche dereinst in den Ganges geworfen wird, ist sicher, unmittelbar in den Schoß der Gottheit aufgenommen zu werden. Hunderttausende pilgern zu gewissen Festtagen hierher. Die Treppen (Ghats), welche vom hohen Ufer zum Ganges hinabführen, sind selbst während der heißesten Stunden des Tags (die mittlere Jahrestemperatur ist 26,6° C.) beständig mit Gruppen von Männern, Weibern und Kindern bedeckt, die ihre Gebete und Abwaschungen verrichten oder ihre Krüge mit dem Wasser des heiligen Stroms füllen. Dieses Wasser, das gesund sein und angenehm schmecken soll, gilt als das kostbarste Opfer. Es wird in runden Krügen auf der Schulter bis nach der Südspitze Indiens getragen; jeder Vornehme nimmt Gangeswasser mit zurück und bringt reiche Opfer hierher. Auch ist die Versendung des Wassers ein wichtiger Industriezweig geworden; sie geschieht neuerdings in Glasflaschen, die massenhaft aus Europa bezogen werden. - B. hat 1454 Hindutempel, 272 Moscheen, und damit jeder Weltglaube vertreten sei, ließ der Fürst von Nepal auch einen buddhistischen Tempel daselbst erbauen. Die prächtigste und majestätischte Ansicht gewährt die Stadt vom Ganges aus, dessen Breite in der Zeit vollen Wasserstandes 780 m erreicht und nur auf kurze Zeit auf 540 m sinkt. Da fesseln besonders die Umgebungen des Dasamedh Ghat, wo jeder Hindu aussteigt, um Gott Brahma seine Verehrung darzubringen; weiter abwärts überragt die Moschee Aurengzibs alle Gebäude mit ihren wunderbar schlanken Minarets, die bei 34,7 m Höhe (vom Pflaster gemessen) unten 2,5, oben 2,2 m Durchmesser haben. Zwischen Palästen und Tempeln stehen aber auch wieder ärmliche Häuser, und das Innere der Stadt bietet architektonisch wenig Sehenswertes. Die Geschäftsstraßen sind, wie anderwärts, eine Reihenfolge von Verkaufsläden und in den Geschäftsstunden der Schauplatz regen Verkehrs. Das saubere englische Viertel (Sikraul) enthält eine Kirche, ein Hospital, Kasernen, ein Schulhaus, Polizeigebäude, eine Bank. Zudringlich sind die Bettler und Tempelhüter, die den Pilger auf Schritt und Tritt begleiten und unermüdlich sind im Almosenheischen. Die Bevölkerung von B. betrug 1881: 199,700 Einw., darunter 151,334 Hindu, 47,234 Mohammedaner und 1130 Christen. - B. war im 6. Jahrh. v. Chr. der Mittelpunkt der Religion des Buddha, der hier zuerst "das Rad seiner Lehre drehte", ein Ereignis, das durch einen kolossalen Stupa oder Reliquienbehälter, 5 km nördlich der Stadt, der Nachwelt überliefert wurde. Jetzt ist die