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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Benediktbeuern

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Benediktbeuern.

römischen Bischöfe gleich nach der Wahl, noch vor der kaiserlichen Bestätigung ordiniert werden durften. Er starb 685, ward von der Kirche kanonisiert. -

3) B. III., 855-858, erwehrte sich des Gegenpapstes Anastasius und erhielt vom König Ethelwolf von England den Peterspfennig aus dessen ganzem Reich bewilligt. -

4) B. IV., 900-903, einer der bessern Päpste in entarteter Zeit, krönte den burgundischen König Ludwig zum Kaiser und König von Italien. -

5) B. V. ward an Stelle des von Kaiser Otto I. eingesetzten Leo VIII. von der Gegenpartei 964 zum Papst erwählt, aber von dem Kaiser abgesetzt und nach Hamburg verwiesen, wo er 965 starb. -

6) B. VI. ward 972 mit Beistimmung Ottos I. gewählt, nach dessen Tod aber von dem Rebellen Crescentius gefangen genommen und 974 im Kerker erdrosselt. -

7) B. VII., 974 unter kaiserlichem Schutz gewählt, exkommunizierte den entflohenen Gegenpapst Bonifacius VII., hielt 981 zu Rom eine Synode, wo mehrere die Kirchenzucht betreffende Dekrete, namentlich gegen die Simonie, erlassen wurden; starb 983. -

8) B. VIII., vorher Theophylakt, Graf von Tuskulum, 1012 zum Papst erwählt, vertrieb den von der Partei der Crescentier aufgestellten Gegenpapst Gregor, der zu Kaiser Heinrich II. floh. Doch erklärte sich dieser für B., der ihn 1014 in Rom krönte. B. entriß den Sarazenen mit Hilfe der Genuesen und Pisaner Sardinien, den Byzantinern mit Hilfe Heinrichs II., dem zu Ehren er 1020 persönlich den Bamberger Dom geweiht hatte, Apulien; starb 1024. -

9) B. IX., Sohn des Grafen Alberich von Tuskulum, Neffe des vorigen, bestieg, von der tuskulanischen Partei gewählt, als zwölfjähriger Knabe 1033 den päpstlichen Stuhl, den er durch alle Laster schändete. Vom Volk vertrieben, ward er vom Kaiser Konrad II. wieder eingesetzt. 1044 ließ er sich zu einem Verzicht zu gunsten des Gegenpapstes Silvester III. bewegen, vertrieb denselben aber wieder und verkaufte 1045 die Tiara an den Erzpriester Johannes Gratianus (als Papst Gregor VI.). Wiederum nahm er seine Entsagung zurück, ward auf einer Synode in Rom unter dem Vorsitz Kaiser Heinrichs III. im Dezember 1046 abgesetzt, bemächtigte sich nach Clemens' II. Tod 1047 nochmals des päpstlichen Stuhls, mußte endlich Leo IX. 1048 weichen und starb 1054. -

10) B. X., vorher Johannes von Velletri, gelangte 1058 durch Bestechung zur päpstlichen Würde, zeigte sich aber ganz unfähig und wurde auf einem Konzil zu Siena 1059 abgesetzt. -

11) B. XI., 1303-1304, aus Treviso gebürtig, ward General der Predigermönche und Kardinalbischof von Ostia und 1303 nach dem Tod Bonifacius' VIII. zum Papst gewählt. Er söhnte sich mit König Philipp von Frankreich aus, wobei er alle von Bonifacius VIII. gegen denselben erlassenen Dekrete zurücknahm und die Colonnas vom Bann lossprach. Er hinterließ mehrere Reden und Kommentare über die Bibel und wird in der römisch-katholischen Kirche als Seliger (Gedächtnistag 7. Juli) verehrt. -

12) B. XII., 1334-42, ein Müllerssohn aus Foix, residierte in Avignon, steuerte der Simonie, schränkte die Bettelorden ein und war in seinem Privatleben untadelig. Die Aussöhnung mit dem von seinem Vorgänger Johann XXII. mit Bann und Interdikt belegten deutschen Kaiser Ludwig dem Bayern verhinderte der französische König, von dessen Einfluß er sich vergeblich zu befreien suchte; auch die unter ihm eingeleitete Vereinigung mit der griechischen Kirche und seine Versuche, zwischen England und Frankreich den Frieden zu vermitteln, blieben vergeblich. -

13) B. (XIII.), vorher Peter de Luna, aus altem aragonischen Geschlecht, studierte die Rechte, ward Professor derselben an der Universität Montpellier, 1375 Kardinal und 1394 zu Avignon als Gegenpapst Bonifacius' IX. gewählt, nachdem er versprochen, die Tiara niederzulegen, wenn die Kardinäle es zur Beseitigung des Schismas von ihm verlangten. Doch hielt er dies Versprechen nicht und ward daher auf der Kirchenversammlung zu Pisa 1409 mit dem Gegenpapst Gregor XII. und nochmals auf dem Konzil zu Konstanz 1416 abgesetzt, nachdem er sich geweigert hatte, freiwillig zu verzichten. Aus Avignon vertrieben, mußte er sich, nirgends mehr anerkannt, nach Peniscola bei Valencia in Spanien zurückziehen, von wo er wiederholt die ganze Christenheit verfluchte, und wo er 1423 starb. Wegen seiner Absetzung wird er in dem römischen Papstverzeichnis nicht mitgezählt. -

14) B. XIII., vorher Orsini, ward 1667 Dominikanermönch, 1672 Kardinal, 1686 Erzbischof von Benevent und 1724 Papst, ein Mann von altchristlicher Einfalt, suchte vergebens den Klerus zur Demut und Sittenstrenge zurückzuführen, geriet mit den Dominikanern in dogmatische Streitigkeiten und war in politischen Dingen nicht glücklich, indem er unter anderm die geistliche Gerichtsbarkeit zum größten Teil an den König von Sizilien abtreten mußte. Eigentlich regierte für ihn sein nichtswürdiger Günstling, der Kardinal Coscia. B. hat den Himmel mit zahlreichen neuen Heiligen, besonders aus dem Stande der Mönche, bevölkert. Er starb 21. Febr. 1730. -

15) B. XIV., vorher Prosper Laurentius Lambertini, einer der ausgezeichnetsten Päpste, geb. 1675 zu Bologna, ward 1727 Bischof von Ancona, 1728 Kardinal, 1732 Erzbischof von Bologna, 1740 Papst. Ein wissenschaftlich hochgebildeter Kenner des bürgerlichen und weltlichen Rechts, eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaft, von sittlich reiner Lebensführung, humaner und toleranter Gesinnung, stellte er den Frieden Roms mit verschiedenen Fürsten wieder her, vertrug sich auch mit den protestantischen Fürsten, wie Friedrich d. Gr., suchte den Einfluß der Jesuiten zu mindern, verringerte die Zahl der kirchlichen Feiertage, suchte Handel und Gewerbe zu heben, stiftete wissenschaftliche Akademien zu Rom, schmückte die Stadt durch Kunstwerke, ließ die besten Werke des Auslandes übersetzen und ein Verzeichnis der vatikanischen Handschriften, deren Zahl er bis auf 3300 vermehrte, drucken. Die Regierungsgeschäfte leitete meist der Kardinal Valenti. B. starb 3. Mai 1758. Eine Ausgabe seiner Werke besorgte der Jesuit de Azevedo (Rom 1747-51, 12 Bde.; neue Ausg., das. 1853 ff., 8 Bde.). Vgl. "Briefe Benedikts XIV. an den Kanonikus Francesco Peggi in Bologna" (hrsg. von Kraus, Freiburg 1884).

Benediktbeuern, Dorf in Oberbayern, südwestlich von Tölz in der Nähe des Kochelsees, 625 m ü. M., mit Glasschmelze für optische Gläser, 780 Einw. und einem ehemaligen Benediktinerkloster, das 740 von den Grafen Landfried, Waltram und Eleland gestiftet und von Bonifacius geweiht wurde. Es war besonders im 11. Jahrh. die Stätte gelehrter Thätigkeit, wurde 1803 säkularisiert und von Joseph v. Utzschneider zu seinem optischen Institut erworben, wo Reichenbach und Fraunhofer viele Jahre ihre berühmten Gläser für optische Zwecke verfertigten. Als die Anstalt 1819 nach München übergesiedelt war, richtete der Staat zu B. einen Fohlenhof ein, und 1869 wurden die Veteranenanstalt und das Invalidenhaus von Donauwörth und Fürstenfeld ebenfalls dahin verlegt. Südlich von B. erhebt sich die steile, 1804 m hohe Benediktenwand, deren Gipfel eine lohnende Aussicht auf den Walchensee und die Zentralalpen, besonders