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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Berendt; Berengar; Berengar von Tours

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Berendt - Berengar von Tours.

Der nördliche Teil ist gebirgig, rauh und gesund, der südliche eben und warm, aber ungesund. Vom Haterdögebirge (im SO.) kommen die Gewässer, welche die großen Szernyesümpfe zwischen Munkács und Beregszász bilden und durch den Lutzkaer Kanal entwässert werden. Flüsse sind die Latorcza, Borsova, Theiß u. a. Berge und Ebenen sind bewaldet. B. zählt (1881) 153,615 Einw. und hat nur geringen Getreidebau; zwischen den Gebirgen werden Hafer, Kukuruz und Hanf, viel Obst und etwas Wein erzeugt. In den Wäldern weiden Herden von Rindern und Schweinen, in den Flüssen gibt es Schildkröten. Von Mineralien finden sich Eisenerze und Alaunstein. Hauptort des Komitats, welches von der Ungarischen Nordostbahn gekreuzt wird, ist Beregszász (spr. -ssaß), Stadt am Szernye und der Ungarischen Nordostbahn, mit (1881) 6930 Einw., Weinbau und Steinbrüchen, Gerichtshof und Steuerinspektorat. In der Nähe Schloß B. und Markt Kászony mit Alaunwerken.

Berendt, Karl Hermann, Erforscher Zentralamerikas und Ethnolog, geb. 12. Nov. 1817 zu Danzig, studierte Medizin, wanderte 1851 nach Zentralamerika aus und beschäftigte sich neben seiner Praxis viel mit ethnologischen, geographischen und naturwissenschaftlichen Forschungen. Bis 1853 lebte er in Nicaragua, dann zwei Jahre in Orizaba, 1855-62 in Veracruz, bis 1864 in Tabasco, worauf er vor der französischen Invasion nach den Vereinigten Staaten floh. 1866 bereiste er für die Smithsonian Institution in Washington Guatemala, 1868-71 für das Peabody-Museum Merida und Campeche. 1874 ließ er sich in Guatemala nieder und unternahm dort 1877 Ausgrabungen für das Berliner Museum, bei denen er erkrankte. B. starb 12. April 1878 in der Stadt Guatemala und hinterließ zahlreiche Manuskripte, darunter namentlich eine Grammatik der Mayasprache. Außer Aufsätzen in Petermanns "Mitteilungen", in der "Zeitschrift für Ethnologie" etc. wurden von ihm veröffentlicht "Remarks on the centres of ancient civilisation in Central America" (1876). Die von ihm 1877 in Guatemala entdeckten Überreste eines Tempels wurden 1881 zum Teil nach Berlin gebracht (s. Amerikanische Altertümer, S. 483).

Berengar, 1) B. I., König von Italien, Sohn des Grafen Eberhard von Friaul und der Gisela, Tochter Kaiser Ludwigs des Frommen, seit 874 Nachfolger seines Vaters als Markgraf von Friaul, bemächtigte sich als Urenkel Karls d. Gr. nach der Absetzung Karls des Dicken Italiens und ließ sich 888 durch den Bischof Anselm von Mailand in Pavia zum lombardischen König krönen. Als jedoch der König Arnulf von Deutschland mit einem Heer anrückte, huldigte ihm B. zu Trient als König von Italien. Vom Herzog Guido von Spoleto an der Trebia geschlagen, mußte B. Arnulf um Hilfe bitten, der 894 nach Italien zog und Oberitalien besetzte. Nach Arnulfs Abzug (895) fiel B. wieder von ihm ab und teilte sich mit Guidos Sohn Lambert in die Herrschaft über Ober- und Mittelitalien. Nach dem Tod Lamberts (898) wollte er sich des ganzen Langobardenreichs bemächtigen, wurde aber 899 von den Magyaren an der Brenta geschlagen und 905 von Ludwig von Burgund aus Italien vertrieben. Doch gelang es ihm, diesen in Verona zu überfallen und zu blenden, worauf er 916 das Ziel seiner Wünsche erreichte und von Papst Johann X. zum Kaiser gekrönt wurde. Über acht Jahre behauptete sich B. in dieser Würde, aber unter beständigen Empörungen, deren Anstifter, die Markgrafen von Ivrea und Toscana sowie der Bischof Lambert von Mailand, 919 dem König Rudolf II. von Oberburgund die Krone Italiens antrugen. Rudolf schlug 29. Juli 923 bei Piacenza B. vollständig, und als dieser die Ungarn zu Hilfe rief, entfremdete er sich dadurch auch die wenigen, die ihm treu geblieben. Selbst in Verona, das stets zu ihm gehalten, entstand eine Verschwörung. B. fiel durch Meuchelmord 924. Vgl. Dümmler, Gesta Berengarii imperatoris (Berl. 1871); dieses Werk enthält auch den "Panegyricus Berengarii", das vortreffliche lateinische Gedicht eines ungenannten Verfassers (zwischen 916-922), nebst Erläuterung.

2) B. II., Sohn des Markgrafen Adelbert von Ivrea und der Gisela, der Tochter des vorigen, ward 925 als Nachfolger seines Vaters Markgraf von Ivrea, empörte sich gegen Hugo, König von Italien, dessen Nichte Willa er geheiratet hatte, mußte aber 940 zu König Otto I. nach Deutschland fliehen. 945 mit einem kleinen Heer zurückgekehrt, ward er von den Städten und Baronen des Landes als Befreier begrüßt. Nach der Abdankung Hugos (946) erhielt zwar dessen Sohn Lothar den Königstitel, allein B. herrschte für ihn, bis 950 Lothar plötzlich starb und die lombardischen Großen B. und seinen Sohn Adelbert zu Königen wählten. Als Lothars junge Witwe Adelheid sich weigerte, Adelbert zu heiraten, sperrte B. dieselbe 951 in einen Turm des Schlosses Garda. Die Gefangene entkam jedoch und rief den König Otto I. um Hilfe an. Von diesem besiegt, mußte sich B. bequemen, 952 auf dem Reichstag zu Augsburg das Königreich Italien mit Aufopferung der Markgrafschaft Verona und des Herzogtums Friaul als deutsches Lehen anzunehmen. Bald griff er aber wieder zu den Waffen und belagerte den Markgrafen Azzo zu Canossa. Ein deutsches Heer unter Liudolf, dem Sohn Ottos I., trieb ihn 957 in die Festung San Giulio, wo er bald darauf von seinen eignen Leuten ausgeliefert, von Liudolf aber großmütig entlassen wurde. Nichtsdestoweniger riß er nach Liudolfs Tod (957) Italien wieder an sich. Allein seine Grausamkeit veranlaßte die Italiener, in Übereinstimmung mit dem Papste den deutschen König um Befreiung von dem Tyrannen anzugehen. Als hierauf Otto erschien, weigerten sich Berengars Truppen, für ihn zu kämpfen; 961 zu Pavia abgesetzt, floh er nach der Bergfeste San Leone im Gebiet von Montefeltro, wo der Hunger ihn zwang, sich 964 zu ergeben. Otto schickte den Gefangenen nach Bamberg, wo derselbe 966 starb. Seine Gemahlin Willa ging in ein Kloster, seine Söhne starben in der Verbannung.

Berengar von Tours, berühmter Scholastiker, um 1000 zu Tours geboren, ein Schüler des Bischofs Fulbert von Chartres, ward 1031 Scholastikus an der Domschule zu Tours und brachte diese durch seine Gelehrsamkeit, seine dialektische Gewandtheit und sein Lehrtalent zu hoher Berühmtheit. Als er aber im Widerspruch gegen die Transsubstantiationslehre (s. Abendmahl) die Ansicht des Ratramnus verteidigte, nach welcher Brot und Wein im Abendmahl nur Zeichen und Unterpfand des Leibes und Blutes Jesu seien, dagegen physisch unverändert blieben und keine substantielle Verwandlung erlitten, wurde er auf einer im April 1050 zu Rom abgehaltenen Synode von seinem Freund Lanfranc (s. d.) der Irrlehre angeklagt und, da er auf seiner Meinung beharrte, auf Befehl König Heinrichs I. von Frankreich gefänglich eingezogen. Auf die Fürsprache des ihm gewogenen Kardinals Hildebrand (nachmals Gregors VII.) beruhigte sich die Synode von Tours (1054) bei Berengars einfacher Erklärung, Brot und Wein seien nach der Konsekration Leib und Blut Christi, und B. blieb