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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bergamotte; Bergamottöl; Bergara; Bergart; Bergasse; Bergbau

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Bergamotte - Bergbau.

Tod 1428 an die Venezianer, welche sie stark befestigten und bis 1796 in Besitz derselben blieben. Seit 1814 österreichisch, teilte B. die Schicksale des Lombardisch-Venezianischen Königreichs.

Bergamotte, s. Birnbaum und Citrus.

Bergamottöl, ätherisches Öl, welches aus den Früchten von Citrus Bergamia Risso gewonnen wird. Es kommt in den äußersten Teilen der Schalen in kleinen Zellen eingeschlossen vor und wird in Italien entweder durch Auspressen der Schalen oder in der Art gewonnen, daß man die Früchte in einer Art blechernen Trichters, der innen mit Zähnen wie ein Reibeisen besetzt ist, herumdreht, wodurch die Ölzellen zerrissen werden und das Öl in das untergesetzte Gefäß fließt. Ausbeute 2,4 Proz. Es ist grünlichgelb, von lieblichem Geruch und bitterm Geschmack, spez. Gew. 0,87-0,88, reagiert schwach sauer, löst sich wenig in Wasser, leicht in absolutem Alkohol, besteht aus einem oder zwei Kohlenwasserstoffen, einem Hydrat und einem Oxydationsprodukt derselben. Der Geruch des Bergamottöls ist sehr subtil; es zieht leicht Sauerstoff an, wird dadurch dick, trübe und terpentinartig riechend, weshalb man es in gut verschlossenen, ganz gefüllten Gläsern, vor Licht und Wärme geschützt, aufbewahren muß. Es wird vielfach in der Parfümerie verwendet.

Bergara, Stadt, s. Vergara.

Bergart, das unhaltige, taube Gestein, das neben dem nutzbaren Erz vorkommt, bricht.

Bergasse (spr. -gaß), Nicolas, franz. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1750 zu Lyon, anfangs Advokat in seiner Vaterstadt, dann Parlamentsadvokat in Paris, machte sich (1781) zuerst in dem berühmten Prozeß Beaumarchais' mit dem Bankier Kornmann einen Namen. Beim Ausbruch der Revolution von der Stadt Lyon in die Nationalversammlung gewählt, trat er im Oktober 1789, um den Konstitutionseid nicht leisten zu müssen, freiwillig aus und beschränkte sich von nun an fast ausschließlich auf publizistische Thätigkeit, schrieb z. B. gegen die Assignaten und gegen andre Maßregeln der Nationalversammlung. Da man 10. Aug. 1792 in den Tuilerien mehrere seiner an den König gerichteten Memoiren vorfand, wurde er festgenommen, und nur der Sturz Robespierres rettete ihm das Leben. Seitdem widmete er seine ganze Zeit philosophischen Arbeiten, in denen er einen großen Ideenreichtum in glänzender Diktion entfaltete. Karl X. ernannte ihn 1830 zum Staatsrat. Er starb 29. Mai 1832 in Paris. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Sur l'influence de la volonté et sur l'intelligence" (1807); "Essai sur la loi, sur la souveraineté et sur la liberté de manifester ses pensées" (1817, 3. Aufl. 1822); "Essai sur la propriété" (1821); "Essai sur le rapport qui doit exister entre la loi religieuse et les lois politiques" (1822). B. war ein begeisterter Anhänger der Mesmerschen Lehre vom Magnetismus.

Bergbau, der Inbegriff aller Arbeiten, mittels welcher nutzbare Fossilien in der Masse des Erdkörpers aufgesucht, gewonnen, zu Tage geschafft und auf mechanischem Weg durch Aufbereitung (s. d.) von unnutzbaren Bestandteilen befreit werden. Die dabei gewonnenen Rohprodukte sind entweder schon Handelsware (Steinkohlen, Braunkohlen, Steinsalz, Braunstein), oder bedürfen noch einer chemischen Behandlung (durch Hüttenprozesse) zum Behuf der Ausscheidung der Metalle und deren Verbindungen sowie gewisser Nichtmetalle (Schwefel, Antimon, Arsen etc.). Die Berechtigung zum Betrieb des Bergbaues wird auf Grund eines Berggesetzes durch landesfürstliche Verleihung erteilt, und man versteht unter Bergwerk den Inbegriff aller durch eine solche Verleihung erworbenen Besitzungen. Zur Orientierung über die Lagerungsverhältnisse der Lagerstätten nutzbarer Mineralien sowie über Lage und Ausdehnung der unterirdischen Baue und ihre Beziehungen zur Tagesoberfläche dient die Markscheidekunst (s. d.), ohne deren Hilfe B. überhaupt nicht geführt werden kann. Die Beschreibung der Veranstaltungen und Vorrichtungen zur Aufsuchung und Gewinnung von Mineralien und die Aufstellung der hierbei zu befolgenden Regeln ist Zweck der Bergbaukunde.

Vorkommen der nutzbaren Fossilien und ihre Aufsuchung.

Die nutzbaren Fossilien finden sich in der Erdrinde auf Gängen, Lagern und Flözen, Stöcken, Stockwerken, Nestern oder Putzen, Nieren, Seifen und oberflächlichen Lagerstätten. Gänge sind plattenförmige Lagerstätten (Fig. 1 a) hauptsächlich metallischer Fossilien von variabler Dicke (Mächtigkeit), welche als ausgefüllte Gangspalten das Gebirge A (Nebengestein), in welchem sie vorkommen ("aufsetzen"), seiner Schichtung nach "durchschneiden". Steht der Gang nicht senkrecht, so nennt man das darüber befindliche Gestein Hangendes, das darunter befindliche Liegendes. Die Richtung der Gangebene der Länge nach heißt die Streichungslinie und der Winkel, den sie mit der magnetischen, durch den Kompaß zu ermittelnden Mittagslinie bildet, das Streichen, während man mit Fallen den nach dem Gradbogen zu bestimmenden Winkel bezeichnet, unter welchem der Gang in die Tiefe setzt.

Lager und Flöze (Fig. 1 b) sind zum Unterschied von den Gängen den Schichten parallel gelagert und zwar erstere in ältern, letztere in jüngern Formationen (von der Steinkohle an nach oben). Man findet auf diese Weise sowohl metallische Fossilien als auch besonders Stein- und Braunkohlen sowie Steinsalz in der verschiedensten Mächtigkeit und häufig in mehreren durch taubes Gestein getrennten Lagen übereinander abgelagert. Stöcke sind Lagerstätten von sehr großer Mächtigkeit, nach einer bestimmten Längenerstreckung ausgedehnt und danach liegende oder stehende Stöcke (Fig. 1 c) genannt. Stockwerke bestehen aus einem System sich vielfach kreuzender kleiner Erzgänge. Nester oder Putzen sind kleine Stöcke von Fossilien, welche von dem sie umgebenden Gestein völlig verschieden und unregelmäßig darin verteilt sind. Nieren enthalten bei knollenförmiger Gestalt die Massen um gewisse Zentren der Anziehung angeordnet, während Seifen von ihrer ursprünglichen Lagerstätte fortgeschwemmte Trümmer bilden, welche Metalle oder metallische Verbindungen (Gold,

^[Abb.: Fig. 1. Gänge, Lager und Flöze. c Stöcke. A Nebengestein.]