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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bergman; Bergmanit; Bergmann

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Bergman - Bergmann.

haben und anfahren können, wenn es ihnen beliebt; Ausrichter, welche für den guten Gang der Fördermaschine und die Instanderhaltung des Treibschachtes zu sorgen haben; Schützer, welche die Treibmaschine zum Herausfördern der Erze, für die Fahrkunst etc. regieren; Stürzer, welche am Tag die heraufgewundenen gefüllten Tonnen leeren und deren Inhalt in Karren oder Hunden auf die Halde schaffen; Anschläger, welche die Tonnen im Schacht füllen; Schiffer, welche die Erze in Booten nach einem bestimmten Revier fördern. Den speziellen Betrieb einer Grube leitet der Obersteiger, dessen Anordnungen die Untersteiger ausführen, unter deren spezieller Aufsicht das Arbeiterpersonal steht. Man unterscheidet wohl den Strossen- und den Gedinguntersteiger; ersterer ist wirklicher Aufseher, letzterer muß noch als Vormann mitarbeiten. Der Schichtmeister ist der Rechnungsführer für die Grube, zuweilen auch der leitende Betriebsbeamte. Vgl. Schell, Die Verhältnisse des Bergarbeiters am Oberharz (Leipz. 1850); Gützschmann, Sammlung bergmännischer Ausdrücke (2. Aufl., Freiberg 1881).

Die eigentümlichen Stücke der Kleidung des gemeinen Bergmannes sind: eine Art Bluse (Kittel, Grubenkittel) von schwärzlicher Leinwand oder Tuch, vorn mit einer oder mehreren Reihen blanker Knöpfe mit dem Zeichen des Schlägels und Eisens, mit Brusttaschen und mit kurzem stehenden oder längerm liegenden Kragen; das Fahrleder (Hinter- oder Arschleder), ein schwarzes Leder, das den Hintern bedeckt und durch einen Gürtel mit Schnalle um den Leib befestigt wird; die Knieleder, ovale Stücke von schwarzem Leder, welche mittels des Kniegürtels an den Knieen befestigt, jetzt aber nur noch bei Bergaufzügen getragen werden; der Schachthut (Grubenmütze), für die Grubenfahrten von dickem schwarzen Filz, für den Paradeanzug von schwarzem oder grünem Samt oder Felbel, wohl mit einem silbernen Schlägel und Eisen, auch Federbusch verziert. Die Bergbeamten (s. d.) sind durch mehrere Abzeichen, besonders an den Schachthüten (Krone mit Schlägel und Eisen), ausgezeichnet. Außerdem tragen sie eine schwarze Puffjacke, für den Paradeanzug mit Schnüren und schwarzem Samtkragen und Samtaufschlägen verziert. In der Hand wird wohl eine Barte (Häckel), ein Stock mit einem kleinen Hammer, der auf der einen Seite eine Schneide hat, getragen.

Bergman, Tobern Olof, Naturforscher und Chemiker, geb. 20. März 1735 zu Katharinaberg in Westgotland, war Schüler Linnés, wurde 1758 Professor der Physik in Upsala, 1767 Professor der Chemie und starb 8. Juli 1784 in Medewi. Er erfand die Bereitung der künstlichen Mineralwässer, untersuchte viele Mineralien mit bisher unbekannter Genauigkeit, so daß er als Begründer der analytischen Chemie betrachtet werden kann, und gab eine Klassifikation der Mineralien, welche sich in ihren Hauptabteilungen nach deren chemischer Natur und in den Unterabteilungen nach der äußern Form und Kristallisation der Körper richtete. Er bestimmte die relativen Gewichtsmengen verschiedener Basen, welche sich mit derselben Menge einer gewissen Säure vereinigen, und stellte eine Theorie der chemischen Verwandtschaften auf, welche durch Berthollet näher ausgeführt wurde. Die vorzüglichsten seiner Schriften sind gesammelt in: "Opuscula physica, chemica et mineralogica" (Upsala 1779-84, 6 Bde.; deutsch von Tabor, Frankf. a. M. 1782-90, 6 Bde.) und "Physikalische Beschreibung der Erdkugel" (Upsala 1766; deutsch von Rühl, Greifsw. 1791, 2 Bde.).

Bergmanit, s. Natrolith.

Bergmann, 1) Friedrich Wilhelm, Philolog, geb. 9. Febr. 1812 zu Straßburg, studierte daselbst Theologie, dann in Göttingen, Berlin und Paris Philologie, wurde 1838 zum Professor der ausländischen Litteratur an der philosophischen Fakultät zu Straßburg ernannt und ist seit 1872 ordentlicher Professor an der Universität daselbst. Seine zahlreichen Werke sind sehr mannigfachen Inhalts. Auf dem Gebiet der allgemeinen Sprachwissenschaft sind zu nennen: "L'unité de l'espèce humaine et la pluralité des langues primitives" (Par. 1864); "De l'unité de composition grammaticale et syntactique dans les différentes familles de langues" (das. 1864); "Curiosités linguistiques" (Kolmar 1870); "Sprachliche Studien" (Straßb. 1872); "Résumé d'études d'ontologie générale et de linguistique générale" (3. Aufl., Par. 1875); "Cours de linguistique" (das. 1875); "Thesen zur Erklärung der natürlichen Entstehung der Ursprachen" (Straßb. 1879). Eine Reihe andrer Werke betrifft die altnordische Litteratur: "Poëmes islandais" (Par. 1838); "Les chants de Sôl" (Straßb. 1858); "La fascination de Gulfi" (2. Aufl., Par. 1871); "Sämtliche Eddagedichte, kritisch hergestellt, übersetzt und erklärt" (Leipz. 1872-79). Noch andre beschäftigen sich mit Dante, so: "Dante et sa comédie" (Straßb. 1863); "La vision de Dante au paradis terrestre" (Kolmar 1865); "Les prétendues maîtresses de Dante" (Straßb. 1869) und "Dante, sa vie et ses œuvres" (2. Aufl., das. 1881). Außerdem schrieb er noch: "De l'origine et de la signification des romans du Saint-Graal" (1840); "Les Scythes" (2. Aufl. 1860); "Les Gètes" (Straßb. 1859); "Les Amazones dans l'histoire et dans la fable" (Kolmar 1852); "Les peuples primitifs de la race de Jafète" (das. 1853); "La priamèle dans les différentes littératures" (Straßb. 1868); "Straßburger Volksgespräche" (das. 1871) u. a.

2) Gustav Adolf, elsäss. Abgeordneter, geb. 6. Mai 1816 zu Straßburg, trat in den Kaufmannsstand, ließ sich nach großen Reisen ins Ausland in seiner Vaterstadt als Kaufmann nieder, ward 1848 Mitglied der Handelskammer, gründete 1849 eine Bankkommanditgesellschaft, deren Aufsichtsratsvorstand er ist, und ward 1877 zu Straßburg in den Reichstag gewählt, wo er sich der Gruppe der Autonomisten anschloß. Bei den Neuwahlen 30. Juli 1878 unterlag er aber dem Protestler Kablé. 1880 ward er zum Mitglied des Staatsrats für Elsaß-Lothringen ernannt. Er schrieb: "Qu'est-ce que le chemin de fer au point de vue de la voirie, de l'État et du public?" (1861); "Zur Enquete über ein einheitliches Tarifsystem" (Berl. 1876); "Der Barverkauf als die Grundlage eines gesunden Handelskreditwesens"; "Die Zollsystemfrage in Deutschland" u. a.

3) Julius, Philosoph, geb. 1. April 1840 zu Opherdecke in Westfalen, studierte zu Göttingen und Berlin, wurde 1872 Professor der Philosophie in Königsberg und ist seit 1875 Professor an der Universität Marburg. B. ist Begründer der später von Bratuscheck und seit 1877 von Schaarschmidt geleiteten "Philosophischen Monatshefte" (seit 1868), die er bis 1872 redigierte. Von seinen größern Schriften erwähnen wir: "Grundlinien einer Theorie des Bewußtseins" (Berl. 1870); "Zur Beurteilung des Kritizismus vom idealistischen Standpunkt" (das. 1875); "Grundzüge der Lehre vom Urteil" (Marb. 1876); "Allgemeine Logik" (Berl. 1879, Bd. 1); "Sein und Erkennen" (das. 1880); "Die Grundprobleme der Logik" (das. 1882); "Das Richtige" (das. 1883) u. a.