Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Berichterstatter; Bericische Berge; Berieselung; Berilldruck; Bering; Beringer Brunnen; Beringsinsel

748

Berichterstatter - Beringsinsel.

des Arztes als öffentlichen Medizinalbeamten oder auch nur als approbierten Arztes oder Chirurgen und Geburtshelfers fällt, ist in den meisten Fällen ein gutachtlicher B. und in diesem Fall mit einer Bestimmung des zu erwartenden Ausganges begleitet. Vgl. Gerichtliche Medizin. - "Laut B.", "ohne B.", auf Wechseln übliche Formel, welche dem Bezogenen mitteilt, ob eine besondere Benachrichtigung an ihn abgegangen sei; s. Avis und Wechsel.

Berichterstatter (Referent, franz. Rapporteur), derjenige, welcher einem Kollegium, einer Versammlung oder einer sonstigen Körperschaft die Ergebnisse einer Beratung, einer Untersuchung oder sonstiger Erhebungen und Erörterungen vorträgt. So soll z. B. nach der deutschen Strafprozeßordnung (§ 365) in der Berufungsinstanz nach dem Aufruf der Zeugen und Sachverständigen ein B. des Berufungsgerichts Vortrag über die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens thun. Auch die Verhandlung über das Rechtsmittel der Revision beginnt mit dem Vortrag des Berichterstatters (Strafprozeßordnung, § 391). Nach dem deutschen Gerichtsverfassungsgesetz (§ 199) hat bei den Abstimmungen der Richterkollegien der B. zuerst zu stimmen. Auch die Ausschüsse und Kommissionen, welche zur Vorberatung von Regierungsvorlagen und Anträgen von parlamentarischen Versammlungen niedergesetzt werden, ernennen ihren B., welcher in der Plenarversammlung die Ergebnisse der kommissarischen Beratung vorträgt und die Beschlüsse der Kommission in möglichst objektiver Weise zu vertreten hat, weshalb derselbe auch aus der Majorität der Kommission genommen zu werden pflegt. Ihm gebühren der einleitende Vortrag und das Schlußwort in der Debatte. In gleicher Weise wird bei den Beratungen von Stadtverordnetenversammlungen und ähnlichen Kollegien verfahren, sei es nun, daß vom B. mündlich oder schriftlich Bericht (s. d.) erstattet wird. Ist schriftlicher Bericht erstattet, so bildet dieser die Grundlage der Verhandlung. In besonders wichtigen Angelegenheiten wird dem B. ein zweiter beigegeben, welcher als Korreferent mit und neben dem eigentlichen B. die Sache zu bearbeiten und der Beschlußfassung des Kollegiums oder der Versammlung zu unterbreiten hat. - In einem andern Sinn spricht man vom B. (Reporter) einer Zeitung, welcher dieser über Tagesereignisse zu berichten hat. Das Berichterstatterwesen in diesem Sinn hat mit dem allgemeinen Aufschwung der Presse neuerdings eine große Ausdehnung gewonnen. In größern Städten, wo mehrere Zeitungen bestehen, gibt es B., welche für die Zeitungen, unabhängig von diesen, arbeiten (s. Korrespondenz). Auch hält sich jedes größere Blatt Spezialberichterstatter, welche, oft mit reichen Geldmitteln versehen, auf Reisen gehen und über auswärtige Ereignisse (Kriege, Feste, Manöver u. dgl.), meist mit Hilfe des Telegraphen, berichten. Das Institut der Spezialberichterstatter ist besonders in England und danach in Amerika ausgebildet worden. Dort nennen die Blätter ihre Spezialberichterstatter kurzweg our own (unser eigner, d. h. Korrespondent). Nach englischem Muster hat sich jetzt auch in Deutschland und Österreich das Berichterstatterinstitut zu einer Höhe entwickelt, welche bei ausreichenden Geldmitteln hinter den Leistungen der Ausländer nicht zurückbleibt.

Bericische Berge (Monti Berici), eine Kette langgestreckter, sanft abfallender Hügel (bis ca. 300 m hoch) in Venetien, die sich von Vicenza gegen S. 14 km weit bei einer Breite von 7 km hinziehen und von den Alpen durch das breite Thal von Montebello geschieden werden. Ihre reizenden Thäler mit herrlicher Vegetation und zahlreichen Landhäusern machen sie zur Zierde der Gegend. Sie sind ganz ähnlicher Entstehung wie die nahen Euganeen und bestehen aus Trachytkuppen, welche sich, zum Teil submarin gebildet, auf cretaceischen und tertiären Kalkschichten erheben. Diese liefern treffliches Baumaterial, ja selbst Gestein für Skulpturen. Die Steinbrüche, die schon von den alten Venetern benutzt wurden, dringen bis 1200 m tief ins Gebirge ein und dienten in Kriegszeiten nicht selten zu Zufluchtsorten und Verschanzungen. Über die vielbesuchte Wallfahrtskirche Madonna del Monte Berico s. Vicenza.

Berieselung, s. Bewässerung.

Berilldruck, s. Zeugdruckerei.

Bering (Behring), Vitus, bekannter Entdecker in den arktischen Regionen, geb. 1680 zu Horsens in Jütland, diente anfangs in der dänischen Marine, trat dann in russische Dienste, zeichnete sich in den Seekriegen gegen Schweden durch Talent und Unerschrockenheit aus und wurde 1725 mit der Leitung einer Entdeckungsreise ins Meer von Kamtschatka betraut. Auf einer zweiten Reise untersuchte er 1728 die nördlichen Küsten Sibiriens bis 67° 18' nördl. Br. und überzeugte sich von dem Dasein einer Asien und Amerika trennenden Meerenge (s. Beringsstraße). Da es aber der Zweck der Reise Berings war, zu entscheiden, ob die Kamtschatka gegenüberliegenden Küsten auch wirklich Küsten des festen Landes oder nur dazwischenliegender Inseln seien, so unternahm er 1741 eine dritte Reise. Er lief 4. Juni mit zwei Schiffen von Ochotsk, begleitet von dem deutschen Naturforscher Steller, aus und landete an der nordwestlichen Küste Amerikas unter 59° nördl. Br., wahrscheinlich im Prinz von Wales-Sund, wurde aber durch Stürme und Krankheit an weitern Entdeckungen gehindert. Auf der Heimkehr vereinigten sich alle Bedrängnisse des Meers zum Verderben der Seefahrer; man kam unter widrigen Winden an den Alëuten vorüber und strandete 5. Nov. auf der wüsten Insel Awatscha, die seitdem den Namen Berings trägt. Er selbst starb dort 19. Dez. 1741 am Skorbut, und nur ein kleiner Teil der Mannschaft rettete sich in einem selbstgezimmerten Boote, darunter Steller, dem wir die Schilderung der Reise verdanken. Vgl. Steller, Reise von Kamtschatka nach Amerika (Petersb. 1793); G. F. Müller, Sammlung russischer Geschichten, Bd. 3 (das. 1758).

Beringer Brunnen, eine dem Herzog von Anhalt gehörende Solquelle im Harz, bei Gernrode am Fuß des Rambergs, 172 m ü. M., seit 1827 als Badeanstalt eingerichtet. Die Quelle ist kalt und zeichnet sich gleich dem nahen Hubertusbrunnen durch ihren großen Gehalt an Chlorcalcium (in 16 Unzen 78,016 Gran) aus; sie wird mit besonderm Nutzen bei Drüsenanschwellungen, torpiden Hautausschlägen und Affektionen der Knochen angewendet.

Beringsinsel (Awatscha), russisch-asiat. Insel am südlichen Ende des Beringsmeers, an der Küste von Kamtschatka, unter 55° nördl. Br. und 166° östl. L. v. Gr., ist 37-45 km breit, 111 km lang und erhielt ihren Namen von dem Seefahrer Bering (s. d.), der hier starb und begraben wurde. Sie bildet zusammen mit der nahegelegenen Kupferinsel und einigen andern die Gruppe der Kommandirski oder Kommodoreinseln, auf denen die amerikanische Alaskakompanie zwei Handelsstationen unterhält. Von der Seekatze oder dem Seebären werden jährlich 20,000-50,000 Stück gefangen. Russen und Alëuten sowie die Mischlinge beider sind die Bewohner, an Zahl etwa