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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bescharin - Beschlag.

Rötung, Anschwellung und Bläschenbildung an der Scham und in der Scheide bei Stuten, in der Harnröhrenmündung und an der Eichel bei Hengsten sowie Ausfluß von schleimiger Flüssigkeit aus den Geschlechtsteilen zeigt, worauf sich in der Scheide, bezüglich in der Harnröhre Geschwüre bilden, infolgedessen der Ausfluß eine üble Beschaffenheit annimmt. Dabei ist das Benehmen der Pferde munter, der Appetit unvermindert. Später entstehen Quaddeln auf der Haut und Lähmungen einzelner Körperteile, namentlich des Hinterteils, und endlich tritt infolge von Abzehrung der Tod ein. Bei zeitiger tierärztlicher Behandlung erfolgt häufig Genesung. Der Ausbruch der Krankheit muß sofort bei der Polizeibehörde gemeldet werden; die kranken Tiere sind von der Begattung auszuschließen. Bei Hengsten wird die Kastration als ein geeignetes Mittel zur Heilung der Krankheit gerühmt.

Bescharin (Bischarin), s. Bedscha.

Beschattung der Pflanzen zum Schutz vor zu grellem Sonnenlicht in Gewächshäusern geschieht bisweilen durch Anstreichen des Glases mit Kalkmilch, viel vorteilhafter aber, weil der Anstrich bei bedecktem Himmel zu sehr dunkelt und bei heiterm Himmel eine zu starke Steigerung der Temperatur im Haus nicht verhindert, durch auf- und abzurollende Leinwanddecken, durch ebenso bewegliche Decken aus Holzdraht oder durch Decken, welche aus fingerstarken, runden, mit Bindfaden zusammengeflochtenen Holzstäben bestehen. Diese letztern Decken sind haltbar und leicht zu reparieren, am dauerhaftesten aber sind Decken aus flachen Stäben von Buchen- und Kiefernholz, die durch verzinnte eiserne Ringe und Ösen verbunden werden. Gewächshäuser aus weißem Glas erfordern frühere, längere und stärkere B. als die aus grünem Glas erbauten. Im allgemeinen fordern auch solche Pflanzen, die im Freien an sonnigen Orten wachsen, bei der Kultur in Gewächshäusern B.; wenn letztere aber zu lange und zu stark gegeben wird, so verweichlichen die Pflanzen. Je öfter und stärker gelüftet wird (z. B. in Mistbeeten), um so geringer ist das Schattenbedürfnis. Sukkulenten werden nie beschattet.

Beschauanstalten, s. Schauanstalten.

Beschauer, s. Bracker.

Beschaulich (kontemplativ), diejenige Gemütsbeschaffenheit oder Lebensweise, welche sich ausschließlich der Betrachtung widmet, sei es der sinnlichen, wie es bei Natur und Kunst, sei es der denkenden Betrachtung, wie es bei religiösen und wissenschaftlichen Gegenständen der Fall ist. S. Kontemplation.

Bescheid (Decīsum), die früher allgemein übliche Bezeichnung für die gerichtliche Entscheidung, namentlich für das Enderkenntnis in streitigen Rechtssachen.

Bescheidenheit (von: sich bescheiden), im allgemeinen die freiwillige teilweise oder gänzliche Verzichtleistung auf äußere Beweise fremder Achtung (obgleich, wie sich von selbst versteht, nicht auf die Achtung selbst). Wer keine Verdienste hat, aber durch den Anschein der B. sich den Schein geben will, er besitze welche, oder wer jene nur aus Feigheit nicht geltend macht, aber den Schein anstrebt, er verzichte auf B., ist nach des Dichters bekanntem Kraftwort allerdings ein "Lump", aber "bescheiden" ist er nicht, sondern will es nur scheinen. Gegenstück der B. ist die Höflichkeit, welche nicht gebührende Ehrenbezeigungen andern bereitwillig entgegenbringt, indem sie die Achtungswürdigkeit derselben stillschweigend voraussetzt.

Bescherelle (spr. besch'rell), Louis Nicolas, franz. Grammatiker, geb. 10. Juni 1802 zu Paris, erhielt seine Bildung am Collège Bourbon, wurde 1828 Bibliothekar des Louvre; starb 4. Febr. 1883. Er richtete seine Thätigkeit besonders auf das Studium des Sprachgebrauchs und verfaßte zuerst: "Le participe passé ramené à sa véritable origine" (1820). Später folgten die Schriften: "Revue grammaticale, ou réfutation des principales erreurs des grammairiens" (1829) und "Réfutation complète de la grammaire de MM. Noël et Chapsal" (6. Aufl. 1852), worin er zeigte, daß die willkürlichen Regeln solcher Elementargrammatiker in fortwährendem Widerspruch mit dem allgemeinen Gebrauch und der Autorität der großen Schriftsteller ständen. Am bekanntesten ist B. durch seine Grammatiken und Wörterbücher, obschon dieselben keine wissenschaftliche Bedeutung beanspruchen können: "Grammaire nationale" (14. Aufl. 1870); "Dictionnaire usuel de tous les verbes français" (1842-43, 2 Bde.); "Dictionnaire national" (1843-46, 2 Bde.); "Dictionnaire classique de la langue française" (4. Aufl. 1872); "Grammaire pour tous" (1865) etc.

Beschicken, in der Metallurgie das Eintragen der Erze und der erforderlichen Zusätze, wie Flußmittel etc., in den Schmelzofen oder Schmelztiegel; auch s. v. w. legieren, daher beschicktes Pfund s. v. w. ein Pfund legiertes Metall (s. Legierungen). Beschickungsproben werden in Tiegeln oder in kleinen Öfchen unternommen, um zu ermitteln, in welchem Verhältnis man die Erze beim Verschmelzen zusammensetzen und welche Erdarten man ihnen zuschlagen muß, um eine leichtflüssige Schlacke zu erhalten, aus welcher sich das Metall oder die Metallverbindung gut ausscheiden kann.

Beschik, Stadt im türk. Wilajet Saloniki, mit 2500 Einw. Nach ihr benannt ist der B. Göl, der antike Bolbesee an der Nordgrenze der Chalkidischen Halbinsel, der durch einen östlichen kurzen Abfluß mit dem Golf von Rendina (Strymonischen Meerbusen) in Verbindung steht.

Beschiktasch, reizend gelegene Ortschaft nordöstlich von Konstantinopel, mit dem Sommerpalast des Sultans (Tscheragan), von Dolma-Baghtsche durch einen Bach getrennt; Sitz eines armenischen Erzbischofs.

Beschimpfung, s. Beleidigung.

Beschlag, Überzug auf Glas- oder Porzellangeschirr, um es vor dem Zerspringen, auf eisernen Gefäßen, um sie bei der Anwendung hoher Hitzegrade vor dem Verbrennen zu schützen. Bei Glas und Porzellan leisten Drahtgeflechte, Sand-, Öl- und Metallbäder gute Dienste, insofern sie eine sehr gleichmäßige Erhitzung ermöglichen; aber man hat dabei meist die Regulierung der Temperatur nicht genügend in der Gewalt, und außerdem verbrauchen diese Vorrichtungen sehr viel Brennmaterial. Die Beschläge, welche in diesen Verhältnissen ihre Berechtigung finden, müssen das Glas und Porzellan möglichst auch vor rauher Behandlung schützen, und vor allem dürfen sie beim Erhitzen sich nicht ablösen und abblättern. Zur Bereitung eines guten Beschlags zerstoße man gewöhnliche Ziegel im eisernen Mörser zu Pulver, schlage das letztere durch ein feines Sieb, mische es mit dem gleichen Volumen von ebenso fein gepulverter, gesiebter Bleiglätte und zerreibe die Mischung unter starkem Druck mit gekochtem Leinöl zum zähen, dicklichen Brei. Diesen trage man mit einem Pinsel auf die Retorte oder Porzellanschale auf und besiebe den Überzug dann noch reichlich mit einem grobkörnigen Sande. Der so her-^[folgende Seite]