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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Besenginster - Besitz.

Besenginster, s. Spartium.

Besenheide, s. Calluna.

Besenkraut, s. Sorghum, auch Calluna.

Besenpfriemen, s. Sarothamnus.

Besenval (spr. besangwall), Pierre Joseph Victor, Baron de, franz. Generalleutnant, geb. 1722 zu Solothurn, machte im französischen Heer den österreichischen Erbfolgekrieg in Deutschland und den Niederlanden mit, ward 1757 Maréchal de Camp, zeichnete sich bei Hastenbeck aus und ward 1762 Generalleutnant und Generalinspektor der Schweizer. 1789 kommandierte er die bei Paris zusammengezogenen Truppen, that aber nichts, um die Verteidigung der Bastille zu unterstützen. Darum von allen Seiten übel angesehen, entwich er nach der Schweiz, wurde aber unterwegs verhaftet und entging nur durch Neckers Verwendung dem Tod. Er starb in Paris 3. Juni 1791. Seine von dem Grafen Ségur herausgegebenen "Mémoires" (Par. 1805-1807, 4 Bde.; neue Ausg. 1846), deren Echtheit jedoch von der Familie nicht anerkannt wurde, enthalten viele Anekdoten aus der Chronique scandaleuse des französischen Hofs.

Besenwinde, s. Convolvulus.

Besermianen, s. Bessermjänen.

Besessene (Obsessi, Daemoniaci, auch Lunatici, "von einem bösen Geist oder Dämon in Besitz Genommene"), bei den Juden zur Zeit Jesu Bezeichnung einer besonders in Galiläa häufig vorkommenden Klasse von Kranken, welche an einer Art Epilepsie oder fallender Sucht litten. Manche Krankheiten, die wir nach dem heutigen Stande der Wissenschaft Wahnsinn oder Tobsucht nennen würden, erklärte das nachexilische Judentum aus einer Einsitzung böser Geister, die den Menschen in Besitz nähmen und von Sinnen brächten. Derselben Ursache wurden dann auch mit einer Trübung des Geisteslebens verbundene Krankheiten und Gebrechen zugeschrieben, wie Epilepsie, Mondsucht, Stummsein u. dgl. Die Vorstellung wurzelt in dem dualistischen Religionssystem der Perser, dessen Einfluß sich die Juden nicht erwehren konnten, und der sich schon in den Büchern Baruch und Tobias zeigt; die bösen Geister wurden als sinnlich-geistige Wesen gedacht, die sich des Menschen zu bemächtigen strebten. Aus Josephus wissen wir, wie verbreitet diese Vorstellung war, die von den Rabbinern nicht nur weiter ausgebildet, sondern auch von der alexandrinischen Theologie und durch sie im Neuplatonismus verwendet wurde. Der Widerspruch, den unsre heutige Wissenschaft gegen die ganze Vorstellung erhebt, darf uns nicht blind machen gegen die Thatsache, daß die neutestamentlichen Schriftsteller den Glauben an Besessenheit durchweg teilen. Ebenso geht Jesus selbst ganz unbefangen auf die Ansichten der Kranken und der Pharisäer ein; nur greift er nicht, wie diese, zu magischen Beschwörungen, sondern übt durch die Macht seiner Persönlichkeit eine rein geistige Wirkung auf die Kranken aus, die gerade deshalb um so mehr als eine wunderbare, seine Messiaswürde bezeugende erscheinen mußte. Auch in den Zeiten mittelalterlichen Aberglaubens hielt man einen großen Teil von Irren für B., wofür die Hexenprozesse des 13.-15. Jahrh. zahllose Beispiele liefern. Noch 1573 erlaubte ein englischer Parlamentsbeschluß, auf diejenigen Jagd zu machen, die sich für Werwölfe (s. d.) ausgaben und in den Wäldern umherirrten. Bis in die neueste Zeit fehlt es übrigens nicht an Theologen, welche, am Buchstaben der Bibel hangend, ein Besessensein der Menschen durch Dämonen behaupten zu müssen glauben und sie durch Erfahrungsfälle und deren mystische oder spekulativ-psychologische Deutung erweisen wollen (Justinus Kerner u. a.). Vgl. Delitzsch, Biblische Psychologie (2. Aufl., Leipz. 1861).

Bésestan (Bezistan, pers.), Teil des Bazars von Konstantinopel, in welchem Leinwand verkauft wird.

Besichtigung (Augenscheinseinnahme, Okularinspektion), s. Augenschein. Im Handelsrecht ist die B. der Ware, namentlich seitens des Käufers, von besonderer Wichtigkeit (s. Kauf). Im Bergrecht heißt B. auf Augenschein die nach vorhergegangener Mutung an Ort und Stelle von seiten der Beamten vorgenommene Prüfung, ob eine Lagerstätte bauwürdig sei oder nicht.

Besichtkauf, s. Kauf.

Besigheim, Oberamtsstadt im württemberg. Neckarkreis, 182 m ü. M., auf einem schmalen, felsigen Bergrücken zwischen dem Neckar und der Enz, die sich unterhalb der Stadt vereinigen, und an der Stuttgart-Heilbronner Eisenbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische Pfarrkirche, Trikotwaren-, Ölfabrikation, Gerberei, vorzüglichen Weinbau (am Schalkstein, der beste Rotwein am Neckar) und (1880) 2706 Einw. An der Stelle von B. soll das vom Kaiser Probus erbaute Castrum Valerianum gestanden haben. Unter dem Namen Bassincheim kommt der Ort zuerst 1077 vor, wo derselbe von der Kaiserin Agnes dem Kloster Erstein geschenkt wurde, das ihn 1153 an die Markgrafen von Baden abtrat. Im 13. Jahrh. erhielt B. Stadtgerechtigkeit und kam 1595 durch Kauf an Württemberg. Die alte Burg der Markgrafen wurde 1693 durch die Franzosen zerstört.

Bésigue (Bézigue, spr. behsigh, auch Besit), zur Zeit in Frankreich und England modernes Kartenspiel, welches von der französischen Provinz (Poitou) aus nach Paris kam. B. spielen zwei Personen mit 2 Pikettkarten gewöhnlich bis zu 1000 Points. Jede erhält 8 Blätter, dann wird Atout gelegt, und die übrigen Karten bilden den Talon, von dem nach jedem Stich abgehoben wird. Man meldet ähnlich wie im Pikett. 4 As gelten 100, 4 Könige 80, 4 Damen 60, 4 Buben 40; Mariage (König und Dame) gilt im Atout 40, sonst 20. Pikdame und Karobube bilden B. und gelten 40, beide Pikdamen und beide Karobuben heißen Doppelbésigue und zählen 500. Die Quinte-Major im Trumpf (As, Zehn, König, Dame, Bube) zählt 250. In den Stichen rechnet man, wie bei so vielen Spielen, As 11, Zehn 10, König 4, Dame 3, Bube 2. Die Trumpfsieben gilt 10, die übrigen Blätter nichts. Man darf nur melden, wenn man einen Stich gemacht hat. Zwei Meldungen auf einmal finden nicht statt. Solange der Talon steht, ist kein Bedienen vorgeschrieben, am Schluß des Spieles aber muß bekannt, bez. mit Atout gestochen werden.

Besikabai (Beschikbai), Bucht an der Nordwestküste Kleinasiens, der Insel Tenedos gegenüber, südlich vom Eingang der Dardanellenstraße, Station der englischen Beobachtungsflotte bei Krisen der orientalischen Frage (1853-54 und 1877-78).

Besing (Heidelbeere), s. Vaccinium.

Besinnen, sich, s. v. w. sein Bewußtsein aufhellen, daher sich auf etwas b., s. v. w. sich eines Vergessenen erinnern. Weil nun zu jedem eigentlichen Wollen (s. Wille) Überlegung, zu dieser Bewußtsein gehört, so wird der mit Bewußtsein Handelnde besonnen, der unüberlegt Handelnde unbesonnen genannt (s. Bewußtsein).

Besitz, die physische Innehabung einer körperlichen Sache. Die Unterwerfung einer Sache unter den menschlichen Willen läßt sich nämlich in doppelter