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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bessemer; Bessenyö; Besser; Bessermjänen; Besserungsanstalten; Besserungstheorie; Bessières

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Bessemer - Bessières.

geographical survey" schrieb B. den ersten Teil ("Physical observations") des dreibändigen Reisewerks der Polaris-Expedition: "Scientific results of the United States Arctic expedition" (Washingt. 1876) und "Die amerikanische Nordpolexpedition" (Leipz. 1878). Zur Zeit lebt B. als Generalsekretär der Smithsonian Institution in Washington.

Bessemer, Henry, Techniker, geb. 1813 in Hertfordshire als Sohn eines Landedelmanns, kam in seinem 18. Jahr mit seinen Eltern nach London. Mit großer Neigung und Begabung für das Maschinenwesen ausgerüstet, konstruierte er eine Maschine zur Herstellung von Bronzestaub, wie er zum Vergolden benutzt wird. Der große durch diese erste Erfindung erzielte Gewinn machte es ihm möglich, sich ausschließlich Versuchen auf dem Gebiet der mechanischen Wissenschaften zu widmen. Die zahlreichen Patente, welche er nahm, beziehen sich unter anderm auf Verbesserungen in der Typengießerei, aus Eisenbahnbremsen, Glasfabrikation und namentlich Eisen- und Stahlfabrikation. Seine bekannteste und wichtigste Erfindung, die des Bessemerprozesses, kündigte er 1856 der British Assoziation an, zur Überraschung der wissenschaftlichen Welt und zum Schrecken der Stahlfabrikanten in Birmingham; darauf folgte die Verwirklichung in großem Maßstab (vgl. Stahl). Er machte auch den Vorschlag, Metalle unter erhöhtem Druck zu schmelzen, und konstruierte einen Schiffsalon, welcher, mit einer dem Cardanischen Ring ähnlichen Vorrichtung versehen, sich auch bei unruhigem Wetter stets in unveränderter Lage erhalten und dadurch die Seekrankheit verhindern sollte. Vgl. Bessemers Biographie im "Practical Magazine" (1876, Bd. 6, S. 98).

Bessenyö (spr. béschenjö, O-B. oder Alt-B.), Markt im ungar. Komitat Torontál, an der Bahnlinie Valkány-Perjámos, mit (1881) 6386 Einw. (Bulgaren).

Besser (Bessi), Volk im nordöstlichen Thrakien, am Hämos, mit dem Hauptort Uskudama, behauptete unter eignen Häuptlingen lange seine Freiheit, bis es 70 v. Chr. von den Römern unter M. Licinius Lucullus unterworfen ward. Octavius verwandelte das Land in eine römische Präfektur, Bessica.

Besser, Johann von, Dichter, geb. 8. Mai 1654 zu Frauenberg in Kurland, wo sein Vater Prediger war, widmete sich zu Königsberg dem Studium der Theologie und begleitete dann einen jungen kurländischen Edelmann, v. Maydel, 1675 auf die Universität Leipzig, wo er sich dem Studium der Jurisprudenz zuwandte. Er wurde 1680 kurfürstlich brandenburgischer Rat, dann Legationsrat, in welcher Eigenschaft er 1684 als kurfürstlicher Resident nach London ging. König Friedrich I. von Preußen ernannte ihn 1690 zum Zeremonienmeister und Hofpoeten und erhob ihn in den Adelstand. Im J. 1701 wurde er Oberzeremonienmeister, 1702 auch Zeremonienmeister des Schwarzen Adlerordens. Unter Friedrich Wilhelm I., welcher mit den überflüssigen Hofchargen auch die des Hofpoeten abschaffte, aller seiner Ämter entsetzt, geriet er in die drückendste Lage, bis er 1717 als Geheimer Kriegsrat und Zeremonienmeister nach Dresden berufen wurde. Hier starb er 10. Febr. 1729. B. gehörte zu den höfischen Gelegenheitsdichtern seiner Zeit; seine zahlreichen, mit mythologischem Prunk ausstaffierten Gelegenheitsgedichte waren matt und weitschweifig, seine "galanten" Gedichte schamlos und widrig lüstern. Eine vollständige Ausgabe besorgte König (Leipz. 1732). Eine treffliche Biographie Bessers findet sich in Varnhagen v. Enses "Biographischen Denkmalen", Bd. 4 (3. Aufl., Leipz. 1872).

Bessermjänen (Besermianen), ein zu den Tataren gerechnetes Mischvolk, dessen Ursprung noch nicht genau ermittelt ist. Sie leben, 1400 Köpfe stark, im russischen Gouvernement Wjatka unter den Wotjaken, von denen sie sich durch ihr mohammedanisches Glaubensbekenntnis unterscheiden.

Besserungsanstalten (Korrektionsanstalten), öffentliche oder auch Privatanstalten, welche zur Aufnahme von Verbrechern und verwahrlosten Personen bestimmt sind und zwar in der Weise, daß ihr Hauptzweck nicht Bestrafung, sondern Besserung derselben ist. Dergleichen Anstalten sind entweder polizeiliche Besserungsstrafanstalten, welche neben der Bestrafung zugleich die sittliche Besserung der Sträflinge erzielen (vgl. Arbeitshäuser), oder Wohlthätigkeitsanstalten für sittlich gesunkene Individuen. Überhaupt, wie Vagabunden, Trunkenbolde, Arbeitsscheue, liederliche Dirnen etc., sowie für entlassene Sträflinge, die darin zur Arbeit angehalten werden und an eine geordnete Lebensführung gewöhnt werden sollen, oder Besserungs- und Erziehungshäuser für verwahrloste jugendliche Individuen. Die erste Klasse dieser B. gründete sich auf die sogen. Besserungstheorie, nach welcher dem Staat obliegt, nicht allein für Strafvollstreckung, sondern auch für Besserung des Verbrechers und Bewahrung desselben vor völligem sittlichen Untergang zu sorgen. Bei weitem die größte Wichtigkeit haben die meistenteils von Privatpersonen oder Vereinen begründeten Magdalenenstifte für gefallene Mädchen sowie die B. für jugendliche Verbrecher und verwahrloste Kinder. Das deutsche Strafgesetzbuch bestimmt (§ 56), daß Unerwachsene im Alter zwischen 12 und 18 Jahren, die von der Anschuldigung einer Strafthat wegen mangelnder Geistesreife freigesprochen wurden, durch richterliches Urteil entweder ihrer Familie oder einer Erziehungs- und Besserungsanstalt überwiesen werden können, um dort so lange zu verbleiben, als es die der Anstalt vorgesetzte Verwaltungsbehörde für erforderlich erachtet (jedoch nicht über das vollendete 20. Lebensjahr). Ähnliche Bestimmungen kennt auch die englische und französische Gesetzgebung. Deutschland besitzt eine Musteranstalt am Rauhen Haus (s. d.) bei Hamburg, das von Wichern im Sinn der innern Mission begründet ward, Frankreich eine nach andern Prinzipien geleitete Anstalt zu Mettray. Am weitesten ausgedehnt und verallgemeinert sind die englischen, vom Staat unterstützten und beaufsichtigten B., unter denen man industrial schools (Arbeitsschulen im engern Sinn) und reformatory schools (Besserungsschulen) unterscheidet. Preußen erließ 13. Febr. 1878 ein besonderes Gesetz, betreffend die Unterbringung verwahrloster Kinder, das 1. Okt. d. J. in Wirksamkeit trat. Vgl. Fr. Ötker, Über Erziehungsanstalten für verwahrloste Kinder (Berl. 1879).

Besserungstheorie, s. Strafrecht.

Bessières (spr. -ssjähr), Jean Baptiste, Herzog von Istrien, franz. Marschall, geb. 6. Aug. 1768 zu Preissac (Lot) von armen Eltern, trat 1790 in die konstitutionelle Garde Ludwigs XVI., 1792 in die Legion der Pyrenäen, focht 1794 in Spanien, 1796-1797 in Italien mit Auszeichnung und gewann Bonapartes Gunst, der ihm 1796 die Organisation und das Kommando der Guideneskadron übertrug. 1798 machte er als Brigadegeneral die Expedition nach Ägypten mit und focht tapfer vor St. Jean d'Acre und bei Abukir. Mit Bonaparte nach Frankreich zurückgekehrt, stand er ihm am 18. Brumaire treulich zur Seite, organisierte dann die neugeschaffene ita-^[folgende Seite]