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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Béthencourt; Bethesda; Bethhoron; Bethlehem

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Béthencourt - Bethlehem.

Béthencourt (spr. -tangkuhr), Jean, Seigneur de, franz. Seefahrer, aus der Normandie, segelte 1402 mit mehreren kühnen Abenteurern von La Rochelle nach den Kanaren, mit denen er sich vom König Heinrich III. von Kastilien hatte belehnen lassen, landete im Juli auf einer Insel, die er Lanzarote nannte, legte daselbst ein Fort an und eroberte sodann die übrigen Inseln. Aus Spanien brachte er Kolonisten, Künstler und Handwerker, suchte die Eingebornen zum Christentum zu bekehren, ward 1405 vom Papst Innocenz VII. zum Erzbischof ernannt und legte sich auch den königlichen Titel bei. Doch übergab er bald die Herrschaft über die Inseln seinem Neffen Maciot de B. und zog sich nach Frankreich zurück, wo er 1425 in Granville (Manche) starb. Maciot sah sich schon 1424 genötigt, die Inseln an den Infanten Dom Heinrich von Portugal abzutreten.

Bethesda ("Ort der Gnade", auch Bezatha und Schafteich genannt), ein heilkräftiger Teich Jerusalems, am Schafthor, nur Joh. 5, 2 erwähnt, lag nach der Tradition auf der Ostseite der Stadt beim heutigen Stephansthor, umgeben mit fünf Hallen zur Aufnahme der Heilung suchenden Kranken. Die Heilkraft desselben beruhte auf einer mineralischen Quelle, die nur von Zeit zu Zeit hervorbrach. Sobald man dies an der Bewegung des Teiches merkte, stiegen die Kranken hinein. Jetzt zeigt man als B. den Birket Ifrain, eine wasserleere Vertiefung von ungefähr 110 m Länge und 40 m Breite; doch ist B. wahrscheinlich identisch mit der Heilquelle des Hammaîn esch Schifâ, die, 42 m westlich von der Mitte der westlichen Mauer des Haram, aus einem 20 m tiefen Brunnenschacht hervorquillt.

Bethesda, Stadt in der Grafschaft Canarvon (Wales), im Thal des Ogwen, 8 km von Bangor und dicht bei den Penrhyn-Schieferbrüchen, mit (1881) 6890 Einw. Diese Brüche beschäftigen 3000 Arbeiter und liefern jährlich ca. 70,000 Ton. Schiefer.

Bethhoron ("Ort des Hohlwegs"), zwei Orte des Stammes Ephraim in Palästina, an der Grenze gegen Benjamin: Ober-B. und Nieder-B., beide von Ephraims Tochter Seera gegründet, von Salomo vergrößert und befestigt. Berühmt ist der Engpaß bei Nieder-B., wo Josua die verbündeten kanaanitischen Könige, Judas Makkabäus die syrischen Feldherren Seron und Nikanor schlug und auch der Römer Cestius Gallus eine Niederlage erlitt. Jetzt die Dörfer Beit Ur el foka und Beit Ur el tahta nördlich von der Straße von Jaffa nach Jerusalem.

Bethlehem ("Haus des Brotes"), kleine Stadt Palästinas im Stamm Juda, 8 km südlich von Jerusalem, durch König Rehabeam befestigt, berühmt als Geburtsort König Davids und Jesu Christi. Der Ort, jetzt Bet-Lach'm genannt, liegt 772 m hoch aus zwei durch einen Sattel verbundenen Hügeln und erscheint dem heutigen Reisenden als ein wirrer Haufe von Hütten und Häusern mit platten Dächern zwischen terrassenförmig angelegten Gärten. Er erlitt mehrfache Zerstörungen, so 1099 durch die Sarazenen, 1244 und 1489 durch die Charesmier. Die Einwohner, meist griechische, armenische und lateinische Christen nebst einigen Protestanten und mohammedanischen Arabern (der Scheich ist ein Moslem), zusammen etwa 5000, nähren sich von Oliven- und Weinbau und der Verfertigung von Rosenkränzen, Kruzifixen etc. aus Holz, Perlmutter, Korallen, Asphalt und Dattelkernen. Über der Stelle, wo nach der Tradition der Heiland geboren ward (eine Grotte), steht ein festungsartiges Klostergebäude, das in drei Einzelklöster (der Lateiner, Griechen und Armenier) zerfällt, mit einer großen Kirche von der Form eines Kreuzes. Letztere, ein altehrwürdiges Gebäude, das als Probe ältesten christlichen Kirchenbaues hohes Interesse einflößt, ist der heil. Maria zur Krippe (Sta. Maria de praesepio) gewidmet und wurde angeblich 330 auf Befehl der Kaiserin Helena erbaut, von Justinian (527-565) stark restauriert, 1169 mit Mosaik ausgeschmückt, 1482 vom Herzog Philipp von Burgund und König Eduard von England mit einem neuen, in Venedig gefertigten Dachstuhl versehen. Die Hauptabteilung, auf 48 korinthischen Marmorsäulen in vier Reihen ruhend, haben die Armenier inne; eine andre Abteilung gehört den Griechen, eine dritte den Lateinern. Jede dieser Parteien hat einen besondern Gang zu der Heiligen Grotte, die unter dem Hochaltar sich befindet und stets durch 32 Lampen, verschieden nach Wert und Schönheit, erleuchtet ist. Dieselbe ist ganz mit geglättetem braunen Marmor überkleidet, in welchem ein eingelassener silberner Stern die Stätte bezeichnet, wo Christus geboren und in die Krippe gelegt worden sein soll. In einer ausgehauenen Nische steht ein weißer Marmoraltar, in Gestalt einer Wiege ausgehöhlt, zur Bezeichnung des Ortes, wo die Magier das Jesuskind anbeteten. Die Grotte ist 12,4 m lang, 3,9 m breit und 3 m hoch. Eine andre Grotte wird als die des heil. Hieronymus gezeigt, in welcher er die Vulgata übersetzt haben und neben dem Kirchenhistoriker Eusebius begraben liegen soll. Außerdem hat die Sage noch viele Orte in der Nähe Bethlehems geheiligt. 200 Schritt davon zeigt man die Milchhöhle, in welcher sich Maria vor der Flucht nach Ägypten verborgen gehalten haben soll. Sie besteht aus einer kreideartigen Steinmasse, welcher der Aberglaube Wunderkraft zuschreibt: die Pilger versäumen es daher nie, einige Stücke des sich leicht lösenden Steins mitzunehmen, wodurch die Grotte sich immer mehr erweitert. Auf dem Wege nach Jerusalem wird ein mit großen Felsblöcken umgebener Brunnen als die Stelle genannt, wo die Magier nach ihrer Unterredung mit Herodes den Stern wieder erblickten. Links von der Straße, 1 km von B., ist das angebliche Grab der Rahel, der Mutter Josephs und Benjamins; die Mohammedaner, denen dieser Ort ebenfalls heilig ist, haben darüber eine Kapelle mit einer Kuppel erbaut. Südöstlich von B. öffnet sich ein Wiesenthal mit grünen Eich- und Terebinthenbäumen, das man als den Aufenthalt der Hirten bezeichnet, als ihnen die Engel die Geburt des Heilandes verkündigten. Die Stelle, wo dies geschehen sein soll, ist ummauert und mit Ölbäumen bepflanzt; in der Mitte befindet sich eine Höhle, in die 21 Stufen hinabführen. Dabei Ruinen der Kirche "Gloria in excelsis". Nach der Sage baute Abraham dem Herrn hier einen Altar, und Jakob wohnte nach seiner Rückkehr aus Mesopotamien daselbst; auf den umliegenden Feldern weidete David als Knabe die Herden seines Vaters. Auf dem Wege nach Hebron, 6 km von B., liegen die drei großen Teiche Salomos (Pred. Sal. 2, 4-6), in Felsen gehauen und durch Kanäle miteinander verbunden. Die Hauptquelle ist verschlossen und heißt der Versiegelte Brunnen (Hoheslied 4, 12). Ein Teil des Teichwassers wurde früher nach Jerusalem geleitet, ein andrer bewässert ein schmales, tiefes Felsenthal, den Verschlossenen Garten, angeblich einen der Lustgärten Salomos. Überhaupt ist die ganze Umgegend Bethlehems verhältnismäßig wasserreich und erscheint daher äußerst fruchtbar; Feigen, Trauben, Oliven, Sesam und Korn gedeihen in vortrefflicher Fülle.