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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beutelwerk; Beutelwolf; Beuth; Beuthen; Beutler; Beuvray

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Beutelwerk - Beuvray.

bestehend, dient sowohl zum Durchbeuteln des Mehls in den Mahlmühlen als auch zu Sieben, Fenster- und Nähgazen, Modelltüchern, zu Stickereien etc. Das wollene B. vertritt gewöhnlich die niedern, gröbern, das seidene die höhern, feinern Nummern. Bei der gewöhnlichen Müllerei wird B. aus festem Wollgarn in verschiedenen Feinheitsnummern, bei der amerikanischen oder Kunstmüllerei allgemein seidenes B. angewandt. B. von Pferdehaaren (Haartuch) dient, außer zu den oben angegebenen Zwecken, auch in den Apotheken etc. zum Durchsieben des Pulvers, verschiedener Farbstoffe und gestoßener Gewürze, ferner zu Preßbeuteln in Ölmühlen und Siebböden, Reifröcken für Damen (Roßhaarröcken, Krinolinen), als Stoff zu Damenhüten und Herrenmützen, insbesondere auch zu Möbel- und Wagenüberzügen sowie zu Kutten und Bußgewändern. Gutes B. für Müllereizwecke muß lauter quadratische, nicht länglich-viereckige Öffnungen haben, damit nur die rundlichen Mehlkörnchen, nicht aber die platten, länglichen Kleienteilchen durchgehen können. (S. Gaze.)

Beutelwerk (Beutelgeschirr), s. Mühle.

Beutelwolf (Beutelhund, Zebrahund, Thylacinus cynocephalus Wagn., s. Tafel "Beuteltiere"), Säugetier aus der Ordnung der Beuteltiere, der Unterordnung der Raubbeuteltiere (Rapacia) und der Familie der Beutelmarder (Dasyuridae), über 1 m lang, mit 50 cm langem Schwanz, gleicht auffallend einem wilden Hund, ist graubraun, auf dem Rücken quergestreift und bewohnt Tasmania, wo er gegenwärtig bis in das Innere zurückgedrängt ist. Er hält sich am Tag in Höhlen verborgen, ist ungemein lichtscheu und geht nachts auf Raub aus, wobei er große Wildheit, Stärke und Kühnheit zeigt. Er frißt alles, was er bewältigen kann, und richtet im Verhältnis zu seiner Größe ebensoviel Schaden an wie der Wolf.

Beuth, Peter Christian Wilhelm, ein um Preußens Gewerbewesen hochverdienter Mann, geb. 28. Dez. 1781 zu Kleve, studierte seit 1798 in Halle die Rechte und Kameralwissenschaften, trat 1801 in den Staatsdienst, ward 1806 Assessor bei der Kammer zu Baireuth, 1809 Regierungsrat in Potsdam, 1810 Geheimer Obersteuerrat im Finanzministerium zu Berlin, wo er als Mitglied der für Reform des Steuer- und Gewerbewesens niedergesetzten Kommission thätig war. 1813 trat er in das Lützowsche Freikorps, ward nach dem Frieden Geheimer Oberfinanzrat in der Abteilung des Finanzministeriums für Handel und Gewerbe und hatte hier wesentlichen Anteil an der Bearbeitung der Steuergesetze von 1817. Im J. 1821 wurde er Staatsrat, 1828 Direktor der Abteilung des Finanzministeriums für Gewerbe, Handel und Bauwesen, 1830 Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat und 1844 Wirklicher Geheimer Rat. Um dem Gewerbfleiß aufzuhelfen, gründete er das Gewerbeinstitut zu Berlin, Provinzialgewerbeschulen, die allgemeine Bauschule und 1821 den Verein für Förderung des Gewerbfleißes in Preußen. Ebenso ließ er neue Fabrikationsmethoden des Auslandes empfehlen, technische Lehrbücher und Kupferwerke anfertigen, talentvolle Jünglinge auf Kosten des Staats reisen und Gewerbeausstellungen veranstalten. Durch seine rege Thätigkeit in Gesetzgebung und Verwaltung hatte er wesentlich zu dem Aufschwung beigetragen, welchen die Industrie Preußens seit 1815 genommen. Im Herbst 1845 schied er aus dem Ministerium, blieb aber Mitglied des Staatsrats. Er starb 27. Sept. 1853 in Berlin, wo 1861 vor der Bauakademie sein von Kiß modelliertes Standbild errichtet ward.

Beuthen, 1) (Oberbeuthen) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, am Ursprung des Beuthener Wassers, in 309 m Meereshöhe, Station der Rechten Oderuferbahn, hat 1 evangelische und 1 kath. Kirche, 1 Synagoge, 1 Dampfmahlmühle, Wasserleitung, Bierbrauerei, Galmeigruben (Therese und Apfel), Steinkohlenbergbau, Brauneisensteingruben (bei der Kolonie Dombrowa) und (1880) 22,811 (1816: 1976) Einw., davon 2523 Evangelische und 2185 Juden. B. ist Sitz eines Landgerichts (für die fünf Amtsgerichte zu B., Kattowitz, Königshütte, Myslowitz u. Tarnowitz), eines Gymnasiums, eines Bergreviers, einer Reichsbanknebenstelle und der Oberschlesischen Bank für Industrie u. Handel. Der Gutsbezirk B. oder Beuthener Schwarzwald (3570 Einw.), 8 km südsüdwestlich, umfaßt die Eisenwerke Eintrachts- und Friedenshütte und die Zinkwerke Klarahütte, Rosamundehütte und Beuthener Hütte. B. wird urkundlich zuerst 1178 erwähnt und erhielt 1251 deutsches Stadtrecht. Vgl. Gramer, Chronik der Stadt B. (Beuthen 1863). Die Herrschaft B., deren Hauptort B. 1344 als Stadt erscheint, einst zum Fürstentum Teschen gehörig, kam 1476 an Matthias von Ungarn, bald darauf pfandweise an den Herzog von Oppeln und 1526 an den Markgrafen Georg von Ansbach. Nach dem Tode des Markgrafen Georg Friedrich 1603 nahm der Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg die Herrschaft B. nebst Jägerndorf für seinen Sohn Johann Georg in Besitz. Letzterer verlor sie aber wegen seiner Teilnahme für den Böhmenkönig Friedrich, worauf Kaiser Ferdinand II. den Grafen Lazarus Henckel von Donnersmark damit belehnte. 1697 erhob sie Kaiser Leopold zur freien Standesherrschaft, die jedoch gegenwärtig an keinen Besitz gebunden ist. Zwei Anteile davon sind übriggeblieben: der des Grafen Henckel von Donnersmark in Siemianowitz und der des Grafen gleichen Namens in Neudeck. -

2) (Niederbeuthen) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Freistadt, 71 m ü. M., an der Oder und der Linie Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Schloß des Fürsten von Karolath-B., eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, Strohflechterei, Weidenbau und Korbflechterei, eine Dampfmahlmühle und (1880) mit der Garnison (1 Eskadron Dragoner) 3703 vorwiegend evangelische Einwohner. Das ehemalige berühmte Gymnasium wurde 1628 vom Kaiser aufgelöst. B., in alten Urkunden Bytom genannt, erhielt im 13. Jahrh. Festungswerke. Unfern Nenkersdorf, mit Zuckerfabrik u. Braunkohlengrube.

^[Abb.: Wapen von Beuthen in Oberschlesien.]

Beutler, Handwerker, welche aus sämisch- oder weißgarem Leder Beutel, Handschuhe, Beinkleider etc. verfertigen.

Beuvray (Mont B., spr. böwrä), Berg westlich bei Autun im franz. Departement Saône-et-Loire, 810 m hoch. Auf seinem breiten Gipfel fanden seit 1868 Ausgrabungen einer merkwürdigen und umfangreichen Stadt der alten Kelten statt, welche manche für das eigentliche Bibracte halten, das sonst mit Autun identifiziert wird. Vgl. Bulliot, Fouilles de Bibracte (in der "Revue archéologique" 1869-70).