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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bex; Bexbach; Bexley; Bey; Bey.; Beyer; Beyerberg; Beyggwir

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Bex - Beyggwir.

in dieser dagegen der "Unbewußtheit", d. h. dem Nichtwissen um seine Vorstellungen, gegenüber. Die Menge der in jedem gegebenen Augenblick bewußten ist gegen jene der nichtbewußten Vorstellungen verschwindend klein; wer in seine Arbeit vertieft ist, weiß von seiner Umgebung, dem Ticken der Uhr, dem Geräusch auf der Straße, dem Gespräch im Nebenzimmer, durchaus nichts, obgleich die genannten Schallreize notwendig entsprechende Gehörsempfindungen in ihm erzeugen müssen. Daher hat man auch mit Recht seit Locke von der "Enge des Bewußtseins" gesprochen, die stets nur einer geringen Menge von Vorstellungen gleichzeitig im B. gegenwärtig zu sein gestattet. Das "Nichtwissen" um Vorstellungen, welches im vorgenannten Fall durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf ein gewisses und Ablenkung derselben von jedem andern Gebiet des Vorstellens herbeigeführt wird, findet ebenso beim Erwachten in Bezug auf seine gehabten Traum-, beim Geisteskranken während des lichten Zwischenraums in Bezug auf seine im Zustand des Deliriums gehabten Wahnvorstellungen statt. Daher sagt man, daß im Schlaf, in der Betäubung, Ohnmacht, Narkose, im Wahnsinn und ähnlichen Zuständen das B. aufhöre, weil zwar nicht das Vorstellen selbst (das im Gegenteil als Traum, als Fieberphantasie sich oft in hohem Grad steigert), aber das Wissen um dasselbe verloren geht. Wie hier nach dem Verhältnis der Vorstellung zum Vorstellenden bewußte von unbewußter, so wird nach dem Verhältnis der Vorstellung zum (durch dieselbe) Vorgestellten die Vorstellung des eignen Selbst (Ichvorstellung, s. Ich) von jener der Außenwelt (Nichtichvorstellung) unterschieden und jener Geisteszustand, in dem beide letztere klar auseinander gehalten, innere und äußere Welt scharf gesondert werden, auch wohl B. genannt. In diesem Sinn sagen wir, der Kranke sei nicht bei B., wenn er seine Fieberträume und Halluzinationen für Wahrheit oder sich selbst für einen andern hält, als er wirklich ist. Mit dem B. in subjektiver Hinsicht, dem Wissen um Vorstellungen, muß keineswegs das Wissen um dieselben als die unsern, das Selbstbewußtsein (s. d.), notwendig verbunden sein; vielmehr setzt letzteres das Vorhandensein der (keineswegs ursprünglichen) Vorstellung des eignen Ich, welchem die als vorhanden gewußten Vorstellungen zugeschrieben werden sollen, ebenso wie das Wissen um die letztern (deren Bewußtheit) bereits voraus.

Bex (spr. beh), eine Gemeinde des schweizer. Kantons Waadt, in obst- und weinreicher Gegend, 435 m ü. M., Station der Bahnlinie Lausanne-Vevey-St.-Maurice, mit (1880) 3958 Einw., besitzt die älteste Saline der Schweiz. Schon um 1550 kam man auf die Spur der Salzlager, allein diese wurden in der neuern Zeit immer ärmer, bis es 1823 gelang, einen ungeheuern Salzfelsen aufzufinden, infolgedessen der Ertrag auf 15-20,000 metr. Ztr. gestiegen ist. Der Betrieb ist später vom Staat Privaten überlassen worden. Sehenswert sind insbesondere die Werke von Devens. Als Heilmittel dienen Sole und Mutterlauge in B. selbst und seit 1836 auch in dem nahen Bad Lavey (s. d.). Übrigens ist B. wegen seines milden Klimas und seiner schönen Umgebung auch ein vielbesuchter Luftkurort. Vgl. Lebert, B. als Kurort (Berl. 1874).

Bexbach (Mittel-B.), Dorf in der bayr. Rheinpfalz, an der Blies und der Linie Neunkirchen-Worms der Pfälzischen Eisenbahn, hat eine katholische Pfarrkirche, Steinkohlenbergbau, Ziegelbrennerei und (1880) 1680 Einw.; nahebei die Dörfer Ober-B. mit 1284 Einw. und Steinkohlenbergbau und Nieder-B. mit 627 Einw.

Bexley (spr. becksli), altes Dorf in der engl. Grafschaft Kent, ein städtisch gebauter Vorort Londons, 16 km östlich von der Hauptstadt, mit (1881) 8793 Einw.

Bexley (spr. becksli), Lord, s. Vansittart.

Bey (Beg, "Herr", von den Türken Be; von den Arabern Bêk ausgesprochen), ein von der Pforte verliehener, dem Namen immer nachgesetzter Titel im Rang zwischen Efendi und Pascha und wie diese ganz unabhängig von der Würde und Religion des Betreffenden; der Titel B. wird oft mit Unrecht geführt, und fast jeder junge türkische Stutzer läßt sich mit ihm benennen.

Bey., bei paläontolog. Namen Abkürzung für H. E. Beyrich (s. d.).

Beyer, 1) Gustav Friedrich von, preuß. General, geb. 26. Febr. 1812 zu Berlin, trat im April 1829 in die preußische Armee ein und stieg während der Friedensjahre zum Obersten auf. Beim Ausbruch des Kriegs von 1866 erhielt er als Generalmajor das Kommando einer aus den Garnisonen der westlichen Festungen kombinierten Division, welche 16. Juni von Wetzlar aus in Kurhessen einrückte und sich an der Werra mit der Mainarmee unter Vogel v. Falckenstein vereinigte. Er lieferte 4. Juli das Gefecht bei Hünfeld; bei Hammelburg erzwang er sich 10. Juli den Saalübergang und kämpfte vor Würzburg mit den Bayern bei Helmstadt (25. Juli) und Roßbrunn (26. Juli). Darauf zum Generalleutnant befördert, trat B. mit Genehmigung des Königs in den badischen Dienst, ward 24. Febr. 1868 zum Kriegsminister ernannt und erhielt den Auftrag, die badische Division nach preußischem Muster zu organisieren. Im Krieg von 1870/71 führte B. das Kommando der badischen Division, welche Straßburg zu zernieren hatte, erkrankte aber in den ersten Tagen der Belagerung und konnte erst im Oktober 1870 unter General Werder in Burgund wieder in Aktivität treten, wo er 22. Okt. am Oignon befehligte und 31. Okt. Dijon einnahm. Sodann übernahm er wieder sein Kriegsministerium und wurde nach Auflösung desselben im Juli 1871 zum Gouverneur von Koblenz und Ehrenbreitstein ernannt. 1873 zum General der Infanterie befördert, nahm er 1880 seinen Abschied.

2) Konrad, Dichter und Schriftsteller, geb. 13. Juli 1834 zu Pommersfelden bei Bamberg, studierte in Leipzig und lebt gegenwärtig in Stuttgart litterarischen Beschäftigungen. B. hat sich besonders durch seine Arbeiten über Friedrich Rückert bekannt gemacht. Wir nennen davon: "Friedrich Rückerts Leben und Dichtungen" (3. Ausg., Koburg 1870); "Friedrich Rückert. Ein biographisches Denkmal" (Frankf. 1864); "Neue Mitteilungen über Friedrich Rückert und kritische Gänge und Studien" (Leipz. 1873, 2 Bde) und "Nachgelassene Gedichte Friedrich Rückerts und neue Beiträge zu dessen Leben und Schriften" (Wien 1877). Außerdem veröffentlichte er: "Lieb und Leid", Gedichte (Leipz. 1865); "Der Nixe Sang", Gedicht (das. 1869); "Arja, die schönsten Sagen aus Indien und Iran" (das. 1872); "Leben und Geist Ludwig Feuerbachs" (2. Aufl., das. 1873); "Erziehung zur Vernunft". 3. Aufl., Wien 1877) und "Deutsche Poetik" (Stuttg. 1882-83, 2 Bde.).

Beyerberg, eine Basaltkuppe der nördlichen Vorderrhön, im weimarischen Amt Lengsfeld, 706 m hoch und ganz mit Laubholz bedeckt.

Beyggwir, in der nord. Mythologie Freys, des Gottes der Fruchtbarkeit, Truchseß, ein trefflicher Koch; bei Ögirs Trinkgelag wird ihm von Loki Feig-^[folgende Seite]