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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Biddle; Bideford; Bidens; Bidéntal; Bidermann; Bidery; Bidet; Bidouze; Bidpai

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Biddle - Bidpai.

Biddle (spr. biddl), 1) (Biddellus) John, Stifter der Unitarier (Biddlianer) in England, geb. 1615 zu Wotton in Gloucester, studierte zu Oxford und erhielt 1641 eine Anstellung an der Freischule zu Gloucester. Wegen seiner Angriffe auf die Lehre von der Dreieinigkeit wurde er 1648 verurteilt und eingekerkert. 1651 freigelassen, sammelte er in London eine kleine unitarische Gemeinde und ward dafür 1655 durch Cromwell auf die Scillyinseln verbannt. 1658 nach London zurückgekehrt, trat er wieder an die Spitze seiner Gemeinde, wurde aber 1662 von neuem ins Gefängnis geworfen, in welchem er in demselben Jahr starb.

2) Nicholas, nordamerikan. Finanzmann, geb. 1786 zu Philadelphia als Sohn des Vizegouverneurs von Pennsylvanien, ging 1804 mit General Armstrong als Gesandtschaftssekretär nach Paris, begleitete später Monroe als Legationssekretär nach London und kehrte 1807 nach Amerika zurück, wo er als Advokat praktizierte und eine Zeitlang mit Dennie die demokratische Zeitschrift "Portefolio" herausgab; 1810-11 vertrat er seine Vaterstadt in der Gesetzgebenden Versammlung, 1814 im Senat von Pennsylvanien und benutzte diese Stellung dazu, im damaligen Krieg mit England die Hauptstadt und den Staat von Pennsylvanien militärisch zu organisieren. Nachdem er 1819 mit der Vereinigte Staaten-Bank in Verbindung getreten, wurde er zum Direktor, später zum Präsidenten derselben ernannt. Während der Präsidentschaft Monroes und John Quincy Adams' war das Vertrauen in die Bank unbegrenzt; aber schon zu jener Zeit fingen die Direktoren und besonders B. an, sich in die innere Politik des Landes zu mischen. Diese Übergriffe führten zu einem Kampf zwischen der Bank und der demokratischen Partei, welcher damit endete, daß der Präsident Jackson die Staatsdepositengelder aus der Bank zurückzog und derselben die Erneuerung ihres Freibriefs verweigerte. B. versuchte darauf, das Institut als ein provinziales fortbestehen zu lassen; er wandte Millionen auf, um von der Gesetzgebenden Versammlung von Pennsylvanien einen neuen Freibrief zu erhalten, was er auch durchsetzte, ohne aber hindern zu können, daß die Bank schon ein Jahr darauf ihre Barzahlungen einstellte. Infolge davon zog er sich 1839 von der Bank zurück, und diese machte 1840 Bankrott. B. wurde des Betrugs und der Verschwörung gegen den Staat angeklagt, jedoch freigesprochen. Er starb auf seinem Landgut bei Philadelphia 27. Febr. 1844.

Bideford (spr. beidford), Stadt in Devonshire (England), am Torridge, hat (1881) 6512 Einw., die lebhaften Handel treiben. Seeschiffe von 500 Ton. Gehalt gelangen bis an die Kais der Stadt. 3,5 km westlich von B., am offenen Meer, liegt das besuchte Seebad Westward Ho! Der Weg dahin führt über die Northam Burrows.

Bidens L. (Zweizahn), Gattung aus der Familie der Kompositen, einjährige oder perennierende Kräuter mit gegenständigen Blättern, meist an der Spitze der Zweige stehenden Blütenköpfchen und mit vierkantigen Früchtchen, deren Pappus zwei- oder ungleich viergrannig und mit rückwärts gerichteten Haken besetzt ist. B. cernua L., ein 30-60 cm hohes Kraut mit rundlichem Stengel, lanzettförmigen, sägezähnigen Blättern und überhängenden Blütenköpfchen mit gelben Randblümchen, die bei den obern Blüten in der Regel fehlen, wächst an Graben- und Teichrändern. Die Früchte (Priesterläuse) hängen sich im Herbst sehr fest in die Kleider und sind schwer zu entfernen. Sie sind der jungen Fischbrut äußerst gefährlich, indem sie aufgeschnappt werden, sich in das Fleisch der Mundhöhle einhaken und eine tödliche Entzündung hervorrufen.

Bidéntal (lat.), bei den alten Römern ein vom Blitz getroffener und dadurch geheiligter Ort; vgl. Puteal.

Bidermann, Hermann Ignaz, österreich. Staatsrechtslehrer und Statistiker, geb. 3. Aug. 1831 zu Wien, studierte daselbst und in Innsbruck, Göttingen und Leipzig Staatswissenschaften, habilitierte sich 1855 an der Hochschule zu Pest für dieses Fach, ward 1858 Professor an der Rechtsakademie zu Kaschau, 1860 zu Preßburg, 1861 an der Universität Innsbruck und wirkt seit 1871 in gleicher Eigenschaft in Graz. Er schrieb: "Die technische Bildung im Kaisertum Österreich" (Wien 1854); "Das Eisenhüttengewerbe in Ungarn" (Pest 1857); "Die ungarischen Ruthenen, ihr Wohngebiet, ihr Erwerb und ihre Geschichte" (Innsbr. 1862-68, 2 Tle.; noch unvollendet); "Geschichte der österreichischen Gesamtstaatsidee" (das. 1867); "Russische Umtriebe in Ungarn" (das. 1868); "Die Italiener im tirolischen Provinzialverband" (das. 1874); "Die Bukowina unter österreichischer Verwaltung" (Lemb. 1876); "Die Romanen und ihre Verbreitung in Österreich" (Graz 1877); auch vollendete er aus dem Nachlaß K. v. Hocks dessen Werk "Der österreichische Staatsrat" (Wien 1879).

Bidery (spr. beid'ri), Legierung aus 4,6 Teilen Kupfer, 4,14 Teilen Blei und 123,6 Teilen Zinn oder aus 16 Teilen Kupfer, 4 Teilen Blei, 11 Teilen Zink und 2 Teilen Zinn, wird in Ostindien auf Gefäße, Waffen etc. verarbeitet. Die Gegenstände werden gegossen und mit Kupfervitriol geschwärzt, dann ritzt man die Zeichnung ein, graviert mit dem Grabstichel, füllt die Vertiefung durch Hämmern mit Gold oder Silber, poliert und schwärzt das Stück durch Eintauchen in eine Beize aus Salmiak, Salpeter, Kochsalz und Kupfervitriol, so daß die Zeichnungen, da sich die edlen Metalle nicht färben, hell und glänzend auf schwarzem Grund hervortreten.

Bidet (franz., spr. -deh), kleine Waschwanne, Waschbecken für Frauen zur Benutzung bei Einspritzungen; auch Stuhl mit beweglichen Seitenlehnen.

Bidouze (spr. biduhs', Bidousse), Fluß im franz. Departement Niederpyrenäen, ist 80 km lang, entspringt in den Pyrenäen im Arrondissement Mauléon und wird bei Came, 17 km vor der Mündung in den Adour, schiffbar.

Bidpai (oder noch verderbter Pilpai), der erst im 8. Jahrh. n. Chr. im Arabischen nachweisbare, wahrscheinlich aus einem altindischen Vidyâpati ("Meister des Wissens") hervorgegangene apokryphe Name des Verfassers einer durch das ganze Morgen- und Abendland verbreiteten Sammlung von lehrreichen Fabeln und Erzählungen. Die älteste Textgestalt dieser Sammlung ist das wahrscheinlich in Dekhan frühstens im 2. Jahrh. v. Chr. unter dem Einfluß des Buddhismus entstandene "Pantschatántra" ("das Fünfteilige", im Sanskritoriginal hrsg. von Kosegarten, Bd. 1 Bonn 1848, Bd. 2 Greifsw. 1859; von Kielhorn und Bühler, Bombay 1879-81; übersetzt von Benfey, Leipz. 1859, 2 Bde., mit einer vortrefflichen litterarisch-historischen Untersuchung, und von L. Fritze, das. 1884). Das Werk umfaßte ursprünglich wahrscheinlich zwölf Abschnitte und ist in diesem Umfang ins Pehlewi übersetzt worden (s. unten), so daß die aus dieser Übersetzung geflossenen Bearbeitungen das Grundwerk getreuer widerspiegeln als das "Pantschatántra" selbst. Es hat Erweiterungen erfahren (vgl. Bd. 2 der Ausgabe von