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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Biform - Bignon.

Biform (lat.), doppelgestaltig; Biformität, Doppelgestaltigkeit.

Bifrons (lat.), der Doppelstirnige, Beiname des italischen Gottes Janus (s. d.).

Bifröst ("bebende Wegstrecke"), in der nord. Mythologie die dreifarbige, bebende, aber kunstvoll und stark gebaute Brücke zwischen Asgard und Midgard (Himmel und Erde), d. h. der Regenbogen. Über diese Brücke reiten die Asen täglich zu ihrer Gerichtsversammlung am Urdsbrunnen, und da, wo sie den Himmel berührt, steht Heimdal mit seinem Gjallarhorn als Wächter, damit die Asen nicht unvermutet von dem Hrymthursen (Riesen) überfallen werden. Wenn bei dem Untergang der Welt die Scharen aus Muspelheim über die Brücke reiten wollen, wird sie unter ihnen zusammenbrechen, worauf diese über große Ströme setzen müssen, um die Asen anzugreifen (s. Götterdämmerung).

Bifurkation (lat., "Zweigabelung"), gabelförmige Teilung nach zwei Seiten; B. der Flüsse, s. Fluß.

Biga (lat.), Zweigespann; ein mit zwei Zugtieren bespanntes Fuhrwerk, besonders das im Zirkus der Alten übliche: ein kurzer, auf zwei Rädern ruhender, vorn geschlossener, hinten offener Kasten, von dem aus man stehend die Pferde lenkte.

Bigado, gedörrte und gepulverte Seidenraupenpuppen, kommen als Vogelfutter in den Handel.

Bigamie (griech., "Doppelehe"), das Verbrechen, welches dadurch begangen wird, daß jemand, welcher bereits in einer gültigen Ehe lebt, mit einer andern Person eine neue Ehe eingeht. Beide Teile, der bereits Verheiratete sowie der mit diesem sich Verheiratende, begehen das Verbrechen der B., vorausgesetzt, daß ihnen das Bestehen der ersten Ehe bekannt war. Befindet sich hierüber ein Teil im Irrtum, so tritt für ihn Straflosigkeit ein. Vollendet ist das Verbrechen der B. durch die formelle Eingehung der neuen Ehe. Das deutsche Strafgesetzbuch (§ 171) bestraft die Doppelehe mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren und für den Fall, daß mildernde Umstände vorliegen, mit Gefängnis nicht unter 6 Monaten. Der Religionsdiener oder der Standesbeamte, welcher, wissend, daß eine Person verheiratet ist, gleichwohl eine neue Ehe derselben schließt, wird mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren bestraft (deutsches Strafgesetzbuch, § 338). Vgl. Fuchs, Das Ehehindernis des bestehenden Ehebandes (Wien 1879). Bigamisch, in B. lebend; Bigamist, ein in B. Lebender.

Bigarrüre (franz.), Buntscheckigkeit, grelle Zusammenstellung von Farben; auch Vermischung edler und unedler Ausdrücke.

Bigati (sc. nummi, lat.), Name röm. Silbermünzen, welche auf der einen Seite den Kopf der Roma, auf der andern eine geflügelte Viktoria (später auch andre Göttin) auf dem Zweigespann (biga) zeigen, wie namentlich die Denare von den Punischen Kriegen an bis zu den Bürgerkriegen.

Big Black River (spr. black riww'r), Fluß im nordamerikan. Staat Mississippi, entspringt im Choctaw County und mündet nach etwa 320 km langem Laufe von meist südwestlicher Richtung bei Great Gulf in den Mississippi. Im Bürgerkrieg lieferten während der Operationen Grants gegen Vicksburg (1863) die Bundestruppen unter Mac Clellan den Konföderierten am B. siegreiche Gefechte (7.-12. Mai).

Big bugs ("große Wanzen"), in Nordamerika und England scherzhafte Bezeichnung vornehmer Personen.

Bigelow, John, amerikan. Diplomat und Publizist, geb. 25. Nov. 1817 zu Malden im Staat New York, wurde 1861 zum Konsul, 1864 zum Geschäftsträger, 1865 zum Gesandten der Vereinigten Staaten in Paris ernannt. Er hatte hier einen sehr schwierigen Posten, da gerade damals wegen der Stellung Napoleons III. zu den rebellischen Südstaaten und wegen der Errichtung des mexikanischen Kaisertums die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Frankreich sehr mißliche waren. Infolgedessen bat er um seine Abberufung und kehrte im Dezember 1866 nach Amerika zurück. Hier war er 1869 eine Zeitlang Hauptredakteur der "New York Times", später auch Staatssekretär von New York. Er schrieb: "Jamaica in 1850" (New York 1852); "The life and public services of G. Ch. Fremont" (das. 1856); das statistische Werk "Les États-Unis d'Amérique en 1863" (Par. 1863); "Molinos the quietist" (New York 1882) und "William Cullen Bryant" (das. 1885).

Bigenērisch (lat.), zweigeschlechtlich, zwitterhaft.

Bigge, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Brilon, an der Ruhr, 1 km von der Eisenbahnstation Olsberg (an der Aachen-Düsseldorf-Holzmindener Eisenbahn), mit Amtsgericht, katholischer Kirche, Eisenhämmern und (1880) 841 Einw.

Biggleswade (spr. biggelsŭehd), Stadt in Bedfordshire (England), am schiffbaren Ivel, nach einem großen Brand im J. 1785 fast ganz neu erbaut, hat (1881) 4300 Einw.

Bigha, Städtchen der Landschaft Troas in Kleinasien, in einer fruchtbaren Ebene am Bighasu (Granikos), mit 6000 Einw., historisch merkwürdig durch Alexanders Sieg über die Perser am Granikos, der 7 km nördlich von B. erfochten wurde (334 v. Chr.), und die Niederlage der Tataren durch Sultan Ali Eddin III. (1288).

Bighorn, s. Schaf.

Big Horn River, der bedeutendste Zufluß des Yellowstone im nordamerikan. Territorium Idaho, entspringt nahe dem Fremont's Peak und hat eine Länge von 645 km.

Bigio, Maler, s. Franciabigio.

Biglietto (ital., spr. biljetto), kleiner Brief, Billet; Papiergeld; Anweisung.

Bignette, s. Citrus.

Bignon (spr. binjong), 1) Jérôme, einer der gelehrtesten Franzosen seiner Zeit, geb. 24. Aug. 1589, schrieb schon als zehnjähriges Wunderkind eine "Chorographie ou description de la Terre-Sainte" (Par. 1600) und mit 14 Jahren einen "Discours de la ville de Rom, principales antiquités et singularités d'icelle" (das. 1604) sowie ein Jahr später den "Traité sommaire de l'élection du Pape" (1605, neue Ausg. 1874), der von gediegenen Kenntnissen zeugt. Nach längerer Beschäftigung am Hof wurde er zum Staatsrat, hierauf zum Generaladvokaten beim Parlament (1626-41), endlich zum Großmeister der königlichen Bibliothek ernannt. Er starb 7. April 1656. Von seinen spätern Schriften sind noch die "Marculfi monachi formulae" (1613) als für die ältere Kirchen- und Regentengeschichte Frankreichs wichtig zu erwähnen. - Sein Enkel Jean Paul B., geb. 1662 zu Paris, gest. 1743 bei Melun, war Prediger, Bibliothekar des Königs und Abt von St.-Quentin, auch einer der berühmten "Vierzig" der französischen Akademie. Gleich seinem Großvater zeichnete er sich durch eine unglaubliche Gelehrsamkeit aus.

2) Louis Pierre Edouard, Baron de, franz. Diplomat, Publizist und Historiker, geb. 3. Jan. 1771 zu Guerbaville bei Meilleraye (Niederseine), studierte in Paris im Collège Lizieux, trat 1793 als Freiwilliger in die Armee, ward auf seine in einem humoristischen Gedicht an das Direktorium gerichtete Bitte