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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bignonia; Bignoniaceen; Bigordi; Bigorre

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Bignonia - Bigorre.

1797 Legationssekretär in der Schweiz, 1799 in Savoyen, 1800 in Berlin, 1802 Geschäftsträger daselbst und fungierte 1803-1806 als bevollmächtigter Minister am Kasseler Hof. Dann leitete er als kaiserlicher Kommissar bis 1808 die Verwaltung der Domänen und Finanzen in den Ländern zwischen Elbe und Weichsel. 1809 ward er bevollmächtigter Minister in Baden, bald darauf französischer Generaladministrator in Österreich und ging dann mit geheimen Aufträgen nach Warschau, wo er fast drei Jahre blieb. 1812 ward er kaiserlicher Kommissar bei der provisorischen Regierung in Wilna und dann Gesandter zu Warschau. Später begab er sich in das französische Hauptquartier nach Dresden und blieb daselbst bis zur Kapitulation. Während der ersten Restauration schrieb er sein "Exposé comparatif de l'état financier, militaire, politique et moral de la France et des principales puissances de l'Europe" (Par. 1814). 1815 ward er von Napoleon I. zum Direktor der politischen Korrespondenz im Departement des Auswärtigen und nach der Schlacht bei Waterloo zum Minister des Auswärtigen ernannt. Als solcher unterzeichnete er 3. Juli die zweite Kapitulation von Paris. 1817 zum Deputierten gewählt, gehörte er zu den hervorragendsten Mitgliedern der Opposition gegen die absolutistische Fraktion. Er schrieb eine Reihe publizistischer und politischer Schriften, welche großes Aufsehen erregten, z. B. "Coup d'œil sur les démêlés des cours de Bavière et de Bade" (Par. 1818); "Des proscriptions" (das. 1819-20, 3 Bde.); "Du congrès de Troppau" (das. 1821); "Les cabinets et les peuples" (das. 1822, 3. Aufl. 1824). Napoleon I. trug ihm in seinem Testament unter Verleihung eines Legats von 100,000 Frank auf, die Geschichte der französischen Diplomatie seit dem 18. Brumaire zu schreiben, und B. erfüllte diesen Wunsch des Kaisers in dem Werk "Histoire de France, depuis le 18 brumaire jusqu'à la paix de Tilsit" (Par. 1827-38, 7 Bde.; deutsch, Leipz. 1830-31, 6 Bde.) und dessen Fortsetzung: "Histoire de France, depuis la paix de Tilsit jusqu'en 1812" (Par. 1838, 4 Bde.; deutsch, Meißen 1838-40, 6 Bde.). Eine Gesamtausgabe, redigiert und beendigt von A. Ernouf, erschien unter dem Titel: "Histoire de France sous Napoleon" (Par. 1838-1850, 14 Bde.). In den Julitagen von 1830 ernannte ihn die provisorische Regierung zum Minister des Auswärtigen und 11. Aug. Ludwig Philipp zum Mitglied des Ministerrats; aber schon im November 1830 schied er wieder aus dem Ministerium. Nach dem Sieg der Doktrinäre trat er entschieden zur Opposition über und erklärte sich in der Deputiertenkammer, der er ununterbrochen von 1817 bis zu seiner Ernennung zum Pair 1837 angehörte, mit großer Energie gegen die Grundsätze des Ministeriums hinsichtlich der auswärtigen Politik. Er starb 5. Jan. 1841 in Paris. Nach seinem Tod erschienen die "Souvenirs d'un diplomate. La Pologne 1811-13", herausgegeben von Mignet (mit Biographie, Par. 1864). Bignons Geschichtschreibung ist bei großen formellen Vorzügen Napoleonisch gefärbt und von der Unfehlbarkeitstheorie der "grande nation" durchdrungen.

Bignonia Tourn. (Bignonie, Trompetenblume), Gattung aus der Familie der Bignoniaceen, Bäume und Sträucher, zum Teil strauchartige Schlingpflanzen mit gegenständigen, gestielten, zusammengesetzten Blättern, großen, schönen, trichterförmigen, in Trauben und Rispen gestellten Blüten und vielsamigen Kapseln. Die Bignonien gehören als charakteristische Formen dem tropischen und subtropischen Amerika an und machen zum Teil als Lianen den Urwald undurchdringlich; bei uns kultiviert man mehrere Arten als Zierpflanzen. B. capreolata L. ist ein schöner, immergrüner Schlingstrauch mit stachligen Zweigen, zwei- und dreizähligen Blättern, von denen die obersten Ranken besitzen, und mit bräunlich scharlachroten, inwendig am Rand gelben, großen, schönen Blumen, in Virginia und Carolina, eignet sich besonders zur Bekleidung von Säulen und Wänden. Von B. leucoxylon L., einem schönen, 9-12 m hohen Baum in Südamerika (Guayana etc.) und Westindien, sollen Rinde und Triebe ein sicheres Gegenmittel bei Vergiftungen mit den Früchten des Manzanillobaums (Hippomane Mancinella L.) und gegen Schlangenbisse sein, wiewohl der Baum selbst nicht ohne giftige Eigenschaften ist. Das Holz ist das sogen. grüne oder braune, auch gelbe Ebenholz. Von B. Chica H. B., einem Schlingstrauch mit doppelt gefiederten Blättern, welche beim Trocknen rot werden, violetten, hängenden Blüten, am Orinoko, Cassiquiare und an andern Flüssen Südamerikas, erhält man durch Maceration der Blätter in Wasser einen ziegelroten Farbstoff, Chica genannt, der zum Färben und von den Eingebornen zum Bemalen ihrer Haut benutzt wird. Von B. Kerere H. B., einem Schlingstrauch mit gelben, 5 cm langen Blüten, im französischen Guayana, benutzt man die zähen, biegsamen Stämme als Seile, zerschneidet sie auch in Streifen und flechtet aus solchen Körbe und Hüte.

Bignoniaceen (Trompetenblütler), dikotyle, etwa 700 Arten umfassende tropische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren, am nächsten den Akanthaceen verwandt, Holzgewächse mit aufrechtem oder windendem Stamm, dessen Holzkörper bisweilen zerklüftet erscheint, und lippenförmigen Blüten. Die B. traten schon in der Tertiärzeit auf. Vgl. Bureau, Monographie des Bignoniacées (Par. 1864).

Bigordi, Domenico, ital. Maler, s. Ghirlandajo.

Bigorre (spr. -gorr), eine zur ehemaligen Provinz Gascogne gehörende, jetzt den größern Teil des Departements Oberpyrenäen bildende Landschaft im südwestlichen Frankreich, mit der Hauptstadt Tarbes, ein romantisches Gebirgsland mit tief eingeschnittenen Thälern, über denen sich die höchsten Spitzen der Pyrenäen erheben. Hier sind die Bäder von Bagnères, Barèges und Cauterets. Unter den Produkten ist der Bigorrewein berühmt, dessen beste Sorten die von Peyriguere, Aubarède und Mun sind, nächstdem Marmor, Mineralwässer, Leinwand und Bauholz. Die Landschaft wurde im Altertum von den Bigerrionen bewohnt und gehörte unter den Römern zu Aquitanien, nach der spätern Einteilung dieser Provinz zu Novempopulonia ^[richtig: Novempopulania] (Aquitania tertia). Die Hauptstadt war schon damals Turba (jetzt Tarbes) mit dem Schloß Bigorra. Unter Ludwig dem Frommen erhielt das Land um 828 eigne Grafen. Seit 1190 entstanden mannigfache innere Streitigkeiten über die Erbfolge, bis 1284 der König Philipp IV., der Schöne, von Frankreich als Gemahl der Johanna von Navarra, welche Ansprüche auf das Land machte, dasselbe in Besitz nahm. Karl der Schöne, Philipps jüngster Sohn, führte den Titel eines Grafen von B. Seitdem galt die Grafschaft als Besitztum der französischen Krone, bis Eduard III. von England als Herzog von Guienne sie 1369 an Johann II. von Graillij gab. Diesem durch Karl V. von Frankreich wieder entrissen, ward sie 1425 von Karl VII. dem Grafen von Foix übertragen, kam 1484 mit Béarn an die Familie Albret und wurde 1589 durch Heinrich IV. für immer mit der französischen Krone vereinigt. Bis zur Revolution hatte B. besondere Stände.