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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bilderkapitäl; Bilderreime; Bildersprache; Bilderstreit, Bildersturm; Bilderverehrung; Bildgießerei; Bildhauerkunst

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Bilderkapitäl - Bildhauerkunst (Technisches).

nennen wir noch: "Zedelijke gispingen" (1820); "Sprokkelingen" (1821); "Krekelzangen" (1822-1823, 3 Bde.); "Spreuken" (1823); "Rotsgalmen" (1824, 2 Bde.); "Navonkeling" (1826, 2 Bde.); "Oprakeling" (1826 u. 1827); "De voet in't graf" (1827); "Naklank" (1828); "Vermaking" (1828 u. 1829); "Schemerschijn" (1829); "Nasprokkeling" (1830) und "Nalezingen" (1833, 2 Bde.). Nach seinem Tod erschienen noch die Dichtungen: "De geesten wereld" und "Het waarachtig goed" (Amsterd. 1843; deutsch von Quack, Stuttg. 1853). B. bekundet sich in diesen zahlreichen Produktionen als einen gedanken- und phantasiereichen, vielseitig gebildeten und eigenartigen Dichter, der sich zugleich durch eine seltene Meisterschaft in Handhabung der Form auszeichnet. Sein eigenstes Gebiet ist die Lyrik, während ihm für das Epos, noch mehr für das Drama die Begabung abgeht. Störend tritt seine antiliberale Gesinnung und sein zähes Festhalten an der altfranzösischen Kunstregel hervor, was ihn für die Eindrücke der englischen und der deutschen Litteratur, die er förmlich haßte, unzugänglich machte. Auch sein großes Geschichtswerk "Geschiedenis des vaderlands" (hrsg. von Tydeman, Amsterd. 1832-53, 13 Bde.) ist in absolutistischem Geist gehalten. Als Sprachforscher, obwohl auch hier einseitig und phantastisch, gab er den Anstoß zu einem gründlichern Studium gegenüber der traditionellen Richtung Seegenbeeks. Besonders sind auf diesem Gebiet die "Taal- en dichtkundige verscheidenheden" (1820-25, 8 Bde.) und "Beginsels der woordvoorsching" (1831) hervorzuheben. Eine Gesamtausgabe seiner "Dichtwerken" besorgte Da Costa (Amsterd. 1856-59, 16 Tle.), deren Schlußband die Biographie des Dichters: "De mensch en de dichter B." enthält.

Seine zweite Gemahlin, Katharina Wilhelmina, geborne Schweickhardt, geb. 1777 im Haag, seit 1797 mit B. verheiratet, war ebenfalls Dichterin. Sie lieferte mehreres in ihres Gatten "Poëzy" (1803) und die Tragödie "Elfride" in dessen "Treurspelen" (1808), gab "Gedichten voor kinderen" (1813) und Trauerspiele ("Dargo", "Ramiro", 1816) heraus und starb 16. April 1830. Ihre "Dichtwerken" erschienen gesammelt in 3 Bänden (Haarlem 1858-60), herausgegeben von Da Costa.

Bilderkapitäl, Kapitäl des roman. Baustils, welches mit Relieffiguren von Menschen, Tieren und fabelhaften Phantasiegebilden verziert ist.

Bilderreime (lat. Epigrammata figurata), eine poetische Künstelei der spätern griechischen Zeit, darin bestehend, daß man den Versen im Druck oder in der Schrift die äußere Gestalt der Gegenstände zu geben suchte, deren Namen sie in der Überschrift führten, z. B. die eines Altars, eines Eies, einer Pyramide, einer Hirtenflöte etc. Auch in der deutschen Poesie wurde zur Zeit des gesunkenen Geschmacks diese Spielerei bei Gelegenheitsgedichten mit Vorliebe angewendet.

Bildersprache, s. Bildlich.

Bilderstreit, Bildersturm s. Bilderdienst.

Bilderverehrung s. Bilderdienst.

Bildgießerei, s. Bildhauerkunst.

Bildhauerkunst (Bildnerei), im weitern Sinn die Kunst, aus gewissen festen, mehr oder weniger harten Stoffen, wie Thon, Elfenbein, Stein, Erz, Menschen- und Tiergestalten und andre Gegenstände körperlich nachzubilden. Hinsichtlich des dazu verwendeten Materials sowie der Art, wie dasselbe zu Bildwerken verarbeitet wird, zerfällt die Bildnerei in die B. im engern Sinn (Skulptur), welche ihre Werke mit Schlägel und Meißel aus dem harten Stoff, namentlich Stein, heraushaut; in die Formkunst (Plastik), welche ihre Gegenstände aus weichern, aber später sich verhärtenden Stoffen bildet; in die Bildgießerei, welche aus schmelzbaren Stoffen, namentlich Metallen, mittels Gießens derselben in Formen plastische Werke schafft; in die Kunst des Ziselierens und Treibens (Toreutik), welche dehnbare Metalle mittels des Hammers und der Punze zu Kunstsachen verarbeitet; in die Steinschneidekunst, welche auf edlen Steinen mittels Schleifens erhabene oder vertiefte Gebilde hervorbringt, und in die Stempelschneidekunst, welche Ähnliches mittels des Grabstichels in Metallen zum Ausprägen von Münzen bewirkt. Die Werke der eigentlichen B. sind entweder runde oder solche Figuren, deren Formen von allen Seiten sichtbar sind, wie ganze Körper, Büsten, Vasen etc., oder halbrunde Figuren, welche nur von einer Seite zu betrachten sind und mit der andern auf einer Fläche festsitzen, aus der sie hervorragen (Reliefs). Erstere sind entweder selbständige Kunstwerke, oder sie gehören als Teile zu einem größern Ganzen; letztere dienen zur schmuckvollen Ausstattung größerer Werke der Baukunst und Skulptur und stehen zu diesen in einer der in ihnen ausgesprochenen Idee sich anschließenden symbolischen oder rein dekorativen Beziehung. Die Begriffe Skulptur, Plastik und B. werden übrigens meist als gleichbedeutend gebraucht.

Technisches.

Die technische Hervorbringung eines Werkes der B. zerfällt in die Herstellung des Modells und in dessen Ausführung in dem dazu bestimmten Material, also in Holz, Sandstein, Marmor, Bronze. Beide Akte fallen nur bei Werken von Thon, die im Ofen gebrannt werden sollen und nicht zur Vervielfältigung bestimmt sind, zusammen; bei Werken aus gegossenem Metall ist der erste Akt die Voraussetzung des zweiten, während bei Werken von hartem Stoff, wie Holz oder Stein, die Herstellung eines Kunstwerkes ohne vorherige Modellierung wohl möglich, aber nicht bequem ist. Zwar arbeiteten die Griechen und unter den Neuern Michelangelo vielfach ohne Modell, sondern nur nach einer kleinen Skizze; indessen hat diese Art des Arbeitens, namentlich bei Michelangelo, zur Folge gehabt, daß derselbe von dem zu bearbeitenden Material an manchen Stellen zu viel weggehauen, sich "verhauen" hat. Die eigentlich künstlerische Produktion des Bildhauers besteht eben in der Herstellung des Modells, wobei ein gezeichneter erster Entwurf oder eine kleine Thonskizze vorliegt. Man bedient sich dabei einer leicht zu bearbeitenden Masse, am häufigsten eines fein geschlämmten, von sandigen Bestandteilen gereinigten, plastischen Thons, dem man durch Anfeuchten mit Wasser einen solchen Grad einerseits von Geschmeidigkeit und anderseits von Konsistenz gibt, daß er sich sowohl leicht formen läßt, als auch die ihm gegebene Form beibehält. In älterer Zeit pflegte man wohl vorher eine kleine Modellskizze in Wachs anzufertigen, die manchmal selbst das größere ausgeführte Thonmodell ersetzen mußte. Die Modellierung beginnt mit Herstellung der Formen im Groben und schreitet nach und nach zur Bildung der feinern Formen fort, wobei der Künstler infolge der Leichtigkeit, mit welcher das genannte Material geformt werden kann, jede in ihm aufsteigende Idee plastisch zu verkörpern und seine Arbeit durch beliebige Hinwegnahme des Materials oder Hinzufügung von solchem fort und fort zu ändern und zu bessern im