Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

976

Birshi - Bisceglie.

den, der sich aber selbst bei guten Schüssen oft erst findet, nachdem das kranke Stück 40-50 Schritt fortgezogen ist. Viel Schweiß in großen Tropfen auf dem Anschuß, welcher sich verliert, deutet auf einen Wildbret- oder Weidwundschuß und ist ein schlechtes Zeichen, während umgekehrt wenig Schweiß, der auseinander gespritzt ist und immer mehr zunimmt, auf einen Lungen- und Herzschuß schließen läßt. Schweißt das Stück von beiden Seiten, so ist die Kugel durch dasselbe geschlagen. Dunkle Farbe des Schweißes zeigt eine Verletzung der Venen, heller, schaumiger Schweiß eine solche der Arterien an.

Birshi, Marktflecken im russ. Gouvernement Wilna, nordöstlich von Ponewiesh, mit Schloß der Fürsten Radziwill, drei Kirchen und 2300 Einw. Hier wurde 8. März 1701 der Allianzvertrag zwischen Peter d. Gr. von Rußland und August dem Starken, König von Polen, erneuert.

Birsig, ein kleines Juragewässer in der Schweiz, dem Lauf der Birs (s. d.) benachbart und parallel, aber im Oberlauf durch den Blauen Berg, weiter unten durch die geschichtlich denkwürdigen Höhen des Bruderholzes (1499) vom Birsgebiet getrennt, mündet bei Basel in den Rhein.

Birsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Ufa, an der Bjelaja, mit (1881) 6650 Einw. In der Nähe zwei Salzseen. In der Umgegend werden viel Holzwaren verfertigt und auf den Jahrmarkt zu Nishnij Nowgorod gebracht.

Birs Nimrud, s. Babylon.

Birstall, Fabrikstadt im West Riding von Yorkshire (England), 8 km südöstlich von Bradford, hat (1881) 6768 Einw. u. Kunstwoll- (Shoddy-) Fabrikation.

Birstein, Marktflecken im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen, an der Bracht, zur Standesherrschaft des Fürsten von Isenburg-B. gehörig, hat ein Amtsgericht, ein fürstliches Residenzschloß mit Park, eine evang. Pfarrkirche und (1880) 1149 Einw.

Birthelm (ungar. Berethalom), Markt im ungar. Komitat Groß-Kokelburg (Siebenbürgen), mit schöner befestigter gotischer Kirche, (1881) 2487 Einw. (Sachsen und Rumänen) und vorzüglichem Weinbau. Von 1572 bis 1867 war B. der Sitz der Hermannstädter evangelischen Superintendentur. Vgl. Salzer, Der königliche Freimarkt B. in Siebenbürgen (Wien 1881).

Biruni (pers.), der äußere, von den Männern bewohnte Teil der persischen Wohnungen, entspricht dem türkischen Selamlik.

Birutsche, s. Barutsche.

Bis (lat., "zweimal") wird in Musikstücken zuweilen statt des Repetitionszeichens über eine kurze Stelle, die mit einem Bogen eingeklammert ist, geschrieben. In Frankreich gilt b. auch als Dakaporuf.

Bisaccia (spr. -sátscha), Stadt in der unterital. Provinz Avellino, Kreis Sant' Angelo de' Lombardi, an den Quellen des Carapella, hat Altertümer, ein Schwefelbad und (1881) 6189 Einw. Das Haus Pignatelli führt hiervon den Herzogstitel.

Bisacquīno, Stadt in der ital. Provinz Palermo (Sizilien), Kreis Corleone, mit (1881) 9588 Einw., Achat- und Jaspisbrüchen.

Bisam, s. v. w. Moschus.

Bisamdistel, s. Carduus.

Bisamfelle (Musqua-, Ondatrafelle) von der Bisamratte (s. d.) werden in Asien, besonders aber in Nordamerika gewonnen und sind hellbraun bis schwarz. Letztere werden wegen der silbergrauen Bäuche am höchsten geschätzt. Früher diente das Haar allgemein zu Hutfilzen, und erst seit dem Aufkommen der Seidenhüte (1830) hat das Pelzwerk trotz des etwas moschusartigen Geruchs die Bedeutung gewonnen, welche es jetzt besitzt. Es wird überall und zu den verschiedensten Zwecken benutzt, und die Produktion beläuft sich auf jährlich 3 Mill. Stück. Allein durch Fort Union am Missouri sollen jährlich 100,000 und im ganzen 500,000 Stück nach England exportiert werden.

Bisamklee, s. Melilotus.

Bisamkörner, s. Hibiscus.

Bisamochs, s. v. w. Moschusochs.

Bisamratte (Fiber G. Cuv.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Wühlmäuse (Arvicolidae) mit der einzigen Art B. (Zibetratte, Ondatra, F. zibethicus Cuv.). Diese ist 29 cm lang mit ebenso langem Schwanz, rundlichem, ziemlich kurzem, stumpfschnauzigem Kopfe, fast unter dem Pelz versteckten, kleinen Ohren und kleinen Augen, kurzem, dickem Hals, vierzehigen Vorder- und fünfzehigen Hinterfüßen mit langen Schwimmhaaren, ziemlich starken Krallen und seitlich komprimiertem, spärlich behaartem Schwanz. Das Fell ist dicht, glatt anliegend, weich und glänzend mit außerordentlich zartem, feinem und kurzem Wollhaar und stark glänzendem Grannenhaar, auf der Oberseite braun, auf der Unterseite grau; der Schwanz ist schwarz, die Schwimmhaare an den Zehen sind weiß; in der Nähe der Geschlechtsteile liegt eine Drüse, welche eine stark nach Zibet riechende Flüssigkeit absondert. Die B. bewohnt Nordamerika von 30-69° nördl. Br., ist am häufigsten in Kanada und lebt an Flüssen und Teichen familien- oder volkweise, ähnlich wie der Biber. Sie baut einfache Kessel unter der Erde mit mehreren unter Wasser mündenden Ausgangsröhren und Burgen über der Erde, nährt sich von Wasserpflanzen und Muscheln und verwüstet oft Gärten und Pflanzungen. Die Paarung erfolgt im April oder Mai. Das Weibchen wirft im Bau oder in einer Höhle vielleicht drei- bis viermal im Jahr 3-6 Junge, welche in der Gefangenschaft leicht zahm werden. Man fängt sie in Fallen; ihr Pelz kommt als Bisam-, Musqua- oder Ondatrafell in den Handel. Das stark riechende Fleisch wird nur von den Indianern gegessen, welche die B. den jüngern und dümmern Bruder des Bibers nennen.

Bisamrüßler (Bisamspitzmaus), s. Rüsselmaus.

Bisamschwein, s. Nabelschwein.

Bisamspitzmaus, s. Rüsselmaus.

Bisamstrauch, s. Hibiscus.

Bisamtier (Bisamziege), s. v. w. Moschustier.

Bisarde, s. v. w. Bizarre.

Biscaino, Bartolommeo, ital. Maler und Radierer, geb. 1633 zu Genua, bester Schüler B. Castellis, gest. 1657 in seiner Vaterstadt. Kräftige Färbung und geistreiche Behandlung geben seinen (sehr seltenen) Gemälden einen hohen Wert. Drei davon besitzt die Dresdener Galerie. Biscainos geätzte Blätter, gegen 45 an der Zahl, sind ebenfalls in einer geistreichen Manier gearbeitet.

Biscara, Stadt, s. Biskra.

Biscaya, span. Provinz, s. Viscaya.

Biscayischer Meerbusen, s. Viscayischer Meerbusen.

Bisceglie (spr. bischéllje), Hafenstadt in der unterital. Provinz Bari, Kreis Barletta, am Adriatischen Meer und an der Eisenbahn Bologna-Otranto gelegen, Bischofsitz mit Kathedrale (aus dem 12. Jahrh.) und der zierlichen Kirche Santa Margherita (1197 gegründet), hat stattliche Paläste, ein Seminar, ein Theater und (1881) 21,765 Einw., welche Wein- und Ölbau treiben. B. ist das Vigiliä der Alten.