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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blasewitz; Blasien, St.; Blasiert; Blasinstrumente

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Blasewitz - Blasinstrumente.

sich nach Rom, von wo ihn jedoch der Auftrag, eine der acht Schloßbrückengruppen zu modellieren, nach Berlin zurückrief. Die von ihm gefertigte Gruppe, den Moment darstellend, wo der Krieger unter dem Schutt der Minerva zum Kampf ausfällt (s. Tafel "Bildhauerkunst VIII", Fig. 4), ist die schönste und in der Komposition vollendetste der Reihe. Spätere Werke Bläsers sind: eine Kolossalstatue des Apostels Matthäus für die Kirche in Helsingfors, der Prophet Daniel für die Schloßkuppel in Berlin, eine Borussia für das Neue Museum daselbst, die Bronzestatue des Bürgermeisters Franke in Magdeburg, die Sandsteinfiguren von Jeremias, Daniel und Karl d. Gr. für die Friedenskirche in Potsdam, die Marmorhermen von Dante, Petrarca, Tasso und Ariost für Charlottenhof bei Potsdam, die kolossale Reiterstatue Friedrich Wilhelms IV. für die Kölner Rheinbrücke, die bronzene Reiterstatue Friedrich Wilhelms III., ebenfalls in Köln, und die anmutige Statue der Gastfreundschaft (Berliner Nationalgalerie). Außerdem lieferte er zahlreiche Büsten, Porträtstatuetten, Medaillons sowie auch beliebte genreartige Darstellungen. Alle diese Werke zeichnen sich durch frische Auffassung der Natur aus, verbunden mit antikem Formgefühl.

Blasewitz, Dorf bei Dresden, an der Elbe, Loschwitz gegenüber, mit vielen schönen Landsitzen und (1880) 3542 Einw. Hier wohnte 1786 Schiller einige Zeit. Die Tochter eines Gutsbesitzers Sagadin (Auguste, gest. 1856 als Gattin des Senators Renner in Dresden) gab dem Dichter Veranlassung zur "Gustel von B." in "Wallensteins Lager".

Blasien, St., s. Sankt Blasien.

Blasiert (franz.), durch Überreizung abgestumpft; Blasiertheit, ein derartiger Zustand.

Blasinstrumente (franz. Instruments à vent, engl. Wind-instruments, ital. Stromenti da fiato) heißen alle diejenigen Musikinstrumente, bei denen ein Strom verdichteter Luft (Wind) das tonerregende und eine schwingende Luftsäule das tönende Element ist. Nicht unter die B. gehörig sind daher diejenigen Instrumente, bei welchen Saiten durch Wind in Schwingung versetzt werden (Äolsharfe, Anemochord); dagegen werden frei schwingende Zungen ohne Aufsätze (Harmonium, Äoline, Ziehharmonika etc.), bei denen zweifellos die Zunge das tongebende Element ist, unter die B. gerechnet. Das "Instrument der Instrumente", die Orgel, ist aus allen erdenkbaren Arten der B. zusammengesetzt; doch sind alle, da sie nur je einen Ton anzugeben haben, von typisch einfachster Konstruktion. Wie die Register der Orgel, zerfallen die B. überhaupt in zwei Gruppen: in Labialpfeifen (Lippenpfeifen, Flötenpfeifen) und Lingualpfeifen (Zungenpfeifen). Die Art der Tonerzeugung ist bei beiden eine ganz verschiedene, wenn sie auch am letzten Ende wieder auf dieselben Grundgesetze zurückzuführen ist. Bei den Lippenpfeifen wird der durch den Pfeifenfuß eintretende Luftstrom durch eine schmale Spalte (Kernspalte) gegen die scharfe Kante des Oberlabiums getrieben, welches ihn teilt und einen Teil in den Pfeifenkörper eintreten läßt, während der andre nach außen geht. Durch die eintretende Luft wird die innen befindliche so weit verdichtet, daß sie zurückdrückend den leicht ablenkbaren blattförmigen Luftstrom ganz nach außen biegt; nach den Gesetzen der Adhäsion wird dann aber durch den Luftstrom auch ein Teil der Luft in der Pfeife mit hinausgezogen, so daß nun eine leichte Verdünnung der Luft in der Pfeife entsteht, welche umgekehrt das Luftblatt wieder einwärts biegt. Die Geschwindigkeit der Wiederkehr dieser Verdichtungen und Verdünnungen (Schwingungen) ist abhängig von der Länge der in der Pfeife eingeschlossenen Luftsäule, d. h. bei einer längern Pfeife hat die Verdichtungswelle einen weitern Weg zurückzulegen, bis sie reflektiert wird, der Ton wird daher ein tieferer als bei einer kürzern. Bei offenen Labialpfeifen liegt der Punkt der Reflexion in der Mitte, bei gedackten am Ende der Pfeife, d. h. gedackte Pfeifen klingen ungefähr eine Oktave tiefer als gleichlange offene. Bei den Zungenpfeifen wird eine den Weg des Windes verschließende Zunge durch den Wind abgebogen (nach außen oder nach innen), um dem Winde den Eintritt zu gestatten, schnellt aber vermöge ihre Elastizität, sobald durch den Eintritt des Windes eine Ausgleichung der Druckverhältnisse stattgefunden hat, zurück, um immer wieder von neuem abgebogen zu werden. Die Periode der Wiederkehr dieser Abweichungen hängt zunächst nur von der Elastizität und Größe der Zunge ab, und bei Instrumenten mit frei schwingenden Zungen ohne Aufsätze wird in der That die Tonhöhe nur durch die Gestalt der Zunge bestimmt (s. oben). Bei Instrumenten mit Aufsätzen dagegen ist das Verhältnis ein ganz andres, sofern bei ihnen die Zunge eine ähnliche Rolle spielt wie der blattförmige Luftstrom bei der Labialpfeife; die Periode der Abbiegungen der Zunge wird dann nämlich durch die Größe der Aufsätze bestimmt. Die durch die geöffnete Zunge eingelassene Luft verdichtet die Luftsäule im Aufsatz und erweckt gerade wie bei den Labialpfeifen eine zurückkehrende Verdichtungswelle, welche der Zunge die Rückkehr in die Gleichgewichtslage gestattet. Bei metallenen Zungen ist diese Wirkung nicht so frappant und so vollkommen wie bei den minder steifen Rohrblattzungen und membranösen Zungen, bei denen sich die Schwingungen der Zunge vollständig nach den Schwingungen der Luftsäule richten. Die Hauptgattungen der B. sind nun hiernach:

1) Flöten, bei denen der Ton in derselben Weise erzeugt wird wie bei den Labialpfeifen. Dieselben existieren hauptsächlich in zwei Arten: als gerade Flöten und Querflöten. a) Die geraden Flöten (Schnabelflöten) sind jetzt ganz außer Gebrauch gekommen und existieren nur noch als Kinderspielzeug sowie als sogen. "Pfeifen"; die zuletzt verschwundene Spezies derselben war das Flageolett. Ob der Aulos der Griechen eine Schnabelflöte oder ein Rohrblattinstrument mit kesselförmigem Mundstück gewesen (vgl. v. Schafhäutl, Bericht über die Musikinstrumente der Münchener Industrieausstellung von 1854, S. 141), ist noch nicht zur Genüge erwiesen. Der Umstand, daß die Orgelpfeifen im 10. Jahrh. ausnahmslos offene Labialpfeifen ganz derselben Gestalt waren, wie sie heute gemacht werden, legt allerdings die Vermutung nahe, daß auch die noch ältern Orgeln dieselbe Art Pfeifen hatten; in der Beschreibung der Orgel des Kaisers Julian (4. Jahrh.) werden aber die Pfeifen Auloi genannt. Jedenfalls war auch die römische Fistula ein ähnliches Instrument, denn Fistula nennen die frühmittelalterlichen Schriftsteller ausnahmslos die Orgelpfeifen. Das 16. Jahrh. kannte eine größere Anzahl Flöteninstrumente. Der Schwegel (Schwiegel, Schwägel) war eine gerade Flötenart und unterschied sich von der Schnabelflöte (Pfeife, franz. flûte à bec) nur durch die geringere Zahl von Tonlöchern. Suegala nennt Notker (10. Jahrh.) die Orgelpfeifen; damit ist die flötenartige Konstruktion des Schwegels verbürgt, das Wort kommt aber als Bezeichnung für Pfeifen viel früher