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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Boden

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Boden (Bodenarten).

und verhindert die Verdunstung im B. Das aufsteigende Wasser führt die in die Tiefe gespülten und dort gelösten Stoffe, zum Teil wenigstens, an die Oberfläche, wo sie zurückbleiben, während das Wasser verdunstet.

3) Der Verwitterungsbestand ist die Gesamtheit aller Mineralfragmente: Steine und Steinchen, Gruß, Kies, Erdteilchen, Staub. Die Mineralfragmente der Gebirgsarten, soweit sie für Bodenbildung überhaupt in Betracht kommen, enthalten der Hauptsache nach: a) Quarz, reine Kieselsäure, fast unverwitterbar, den Sand und Kies im B. bildend; b) Feldspate und deren Umbildungen, die sogen. Zeolithe, aus Doppelsalzen (Doppelsilikaten) von kieselsaurer Thonerde (Eisen- und Manganoxyd) und kieselsaurem Kalk, Natron, Magnesia oder Kali (Eisen- und Manganoxydul) bestehend und bei der Verwitterung überwiegend den Thon der Ackererde bildend; c) Hornblenden und Augite, ähnlich zusammengesetzt, aber nur Kalk und Magnesia enthaltend, bald thonerdefrei, bald thonerdehaltig; d) Glimmer, bestehend aus Kieselsäure und Thonerde, verbunden mit Kali, Lithion oder Magnesia (Natron, Eisenoxydul); e) kohlensauren Kalk, schwefelsauren Kalk (Gips), Dolomit (kohlensaurer Kalk mit kohlensaurer Magnesia); f) Phosphate, nicht als Gebirge auftretend, sondern nur in demselben und im Ackerboden zerstreut in kleinern Körnern, Kristallen und erdigen Massen. Alle diese und die seltenern Vorkommnisse finden sich im Ackerboden schließlich als a) Karbonate, d. h. kohlensaurer Kalk, Natron, Kali, Magnesia, Eisenoxydul (Ammoniak); b) Nitrate, d. h. salpetersaure Salze derselben Basen; c) Sulfate, schwefelsaure Salze dieser Basen; d) Phosphate, phosphorsaure Salze; e) Silikate, kieselsaure Salze; dazu kommt aber noch die kieselsaure Thonerde (Kaolin), welche, ganz rein, freilich für die Pflanze unbrauchbar ist; f) Chloride, als: Salmiak, Kochsalz, Chlorkalium und Chlormagnesium; g) Oxyde, als: Quarz, Eisenoxyd und Eisenhydroxyd etc.

4) Pflanzen- und Tierreste, unter dem Kollektivnamen Humus zusammenfaßt, vor J. ^[Justus] v. Liebig für den alleinigen Träger der Fruchtbarkeit gehalten, finden sich im B. in verschiedenen Formen und Übergangsstufen (Ulmin, Humin, Ulmin- und Huminsäure, Quellsäure, Quellsatzsäure, Geinsäure).

Die verschiedenen Bodenarten.

Der Land- und Forstwirt unterscheidet im B. nur nach Hauptgemengteilen und benennt danach die einzelnen Vorkommnisse. Unter Sand (Sandboden) versteht er die Gesamtheit aller kleinen, unzersetzten, unbeweglichen und unverbundenen (Quarz-) Körner, entstanden aus quarzführenden Gesteinen und Sandsteinen, meist angeschwemmt als Niederschlag. Er bildet das lockernde und erwärmende Prinzip im B., neben dem Eisen den schwersten Bestandteil dem Gewicht nach. Leicht heißen aber die Sandboden deshalb, weil sie der Bearbeitung (dem Eindringen der Wurzeln, der Luft und des Wassers) keinen Widerstand entgegensetzen. Der Sand ist vorzugsweise trocken, weil durchlassend für das Wasser (wertvoll im Untergrund); er vermag es nicht zurückzuhalten und begünstigt die rasche Verdunstung. Die Wärme nimmt er rasch auf und strahlt sie langsam wieder aus. Er entbehrt des Zusammenhalts und bildet also keine Schollen. Tierischer und vegetabilischer Dünger zersetzt sich rasch im Sand, für welchen Gründünger, Komposte, Poudretten, flüssiger Dünger und feucht-speckiger Mist am tauglichsten sind. Die Walze muß hier fleißig zum Zusammendrücken gebraucht werden; beschattende Pflanzen bilden die beste Nutzungsart, Mischungen mit thoniger Erde und Humus die beste Korrektur. Je nach Klima, Lage und Beimischung darf der reine Sandgehalt von 60 bis selbst 90 Proz. betragen. Ohne thonige Erde ist der Sand absolut unfruchtbar, ebenso wie der Kies (Kies-Geröllboden).

Im Gegensatz zu ihm steht der Thon (Thonboden) als der Inbegriff aller thonerdehaltigen Verwitterungsprodukte, also vorzugsweise der Feldspate; er ist das bindende, kältende Prinzip im B., aber auch der Träger des so wichtigen Absorptionsvermögens. Er zieht mit Begierde das Wasser an (zungenklebend), hält es mit großer Kraft zurück und hindert durch seinen festen Zusammenhalt dessen Verdunstung. Er erwärmt sich nur langsam und erkaltet rasch. Beim Regen schwillt er an, und beim Austrocknen zieht er sich zusammen, Risse und Sprünge bildend, wird hart und zäh. Seine Teilchen halten fest aneinander, daher Bearbeitung und Eindringen von Luft und Wurzeln schwierig sind (schwerer B.). In feuchtem Zustand formbar, haftet er an Werkzeugen und am Schuhwerk und ackert sich in zusammenhängenden Schollen und Stücken, welche nicht von selbst auseinander fallen. Durch den Frost wird er mürbe, durch Gluthitze zerfällt er zu Pulver und wird nicht wieder fest (Bodenbrennen). Die thonige Feinerde hat vorzugsweise die Fähigkeit, die im Wasser gelösten Stoffe zu absorbieren, Kali-, Ammoniak- und Phosphorsäure zurückzuhalten und Kalk und Natronsalze dagegen in Austausch zu geben, sowie die, das Ammoniak der Luft zu verdichten. v. Schwerz vindizierte dem Thon das eigentliche Prinzip der Fruchtbarkeit; wir wissen jetzt, daß ohne ihn dauerndes Wachstum nicht möglich ist. Er enthält vorzugsweise die Kaliverbindungen. Tüchtigste Bearbeitung, unausgesetztes Lockern, Eggen und Walzen, Zerstören der krustierenden Decke nach Regen mit folgendem Sonnenschein, Entwässerung, Anwendung von strohigem Mist in großen Mengen, Tiefpflügen in rauher Furche oder Aufwerfen von tiefen Gräben vor Winter, Kalken, Mischen mit lockernden Substanzen (Mergel, Moder, Sand u. dgl.) sind die bei Bearbeitung zu beachtenden Momente. Reihenkultur und Hackfruchtbau, mit Ausschluß der Kartoffel, finden hier lohnendste Verwendung. Sehr eisenhaltiger Thon bedarf der tüchtigsten Bearbeitung und fleißigsten Düngung mit Mist. Clayboden ist ein an Thon sehr reicher, kalkarmer B.; im Thonboden kann der Kalkgehalt bis 5 Proz., der Humusgehalt bis 20 Proz. gehen, der Thongehalt darf nicht unter 60 Proz. betragen. Ist der Thon durch Wasser fortgeführt und anderwärts abgelagert worden, so heißt er Lehm (Lehmboden). Dessen Bestandteile sind homogener gemischt, er ist weniger bindig und fest, milder, mürber und hat die charakteristischten Eigenschaften des Thons verloren. Er zeigt mehr die des Kalk- und Sandbodens und heißt auch Mittelboden, zumal wenn es ihm nicht an Humus fehlt. Der Thongehalt geht nicht über 60 Proz.; je geringer er ist, um so günstiger ist die Mischung, um so mehr der Charakter des Lehmbodens gegeben.

Kalk (Kalkboden) begreift den Inbegriff der Verwitterungsprodukte kalkhaltiger Gebirge, kalkhaltiger Feldspate oder der Sandsteine mit kalkigem Bindemittel, einen B. mit mindestens 20-30 Proz. kohlensaurem Kalk, neben welchem Magnesia, Gips, Phosphate, Mangan- und Eisenoxyd, Thon, Humus und Sand in wechselnden Mengen vorkommen. Reiner Kalkboden hat von 40-80 Proz. Kalk-^[folgende Seite]