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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bodenmüller; Bodenplanken; Bodenrente

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Bodenmüller - Bodenrente.

Bd. 4, S. 501 ff. (Berl. 1873); Birnbaum, Das Genossenschaftsprinzip in Anwendung etc. auf die Landwirtschaft, S. 74 ff. (Leipz. 1870). Die Litteratur über Wasserrecht s. oben und im Art. Wasserrecht.

Bodenmüller, Friedrich, Maler, geb. 11. Aug. 1845 zu München, widmete sich auf der dortigen Akademie der Malerei und bildete sich dann durch eignes Studium weiter. Nachdem er mit Genre- und Altarbildern begonnen hatte, wurde er durch den Krieg von 1870/71, den er als Offizier in der bayrischen Armee mitmachte, zur Darstellung des Kriegslebens geführt, worin er es bald zu ausgezeichneten Leistungen brachte, denen man die persönliche Anschauung und die überzeugende Wahrheit ansieht. Dahin gehören außer kleinen Genreszenen die Bilder aus den Jahren 1872-75, insbesondere: Straßenkampf in Bazeilles, Biwak bei Ingolsheim vor der Schlacht bei Wörth, die Schlacht bei Sedan (Neue Pinakothek zu München) und die Erstürmung der Höhe von Fröschweiler in der Schlacht bei Wörth. Seine Gemälde zeichnen sich durch große Lebendigkeit der Darstellung aus, leiden aber unter dekorativer Behandlung.

Bodenplanken, die den Boden des (Holz-) Schiffs bildenden Teile der Außenhaut (in Eisenschiffen Bodenplatten).

Bodenrente (Grundrente, Landrente), der Unterschied zwischen dem Rohertrag, welchen der Boden abwirft, und denjenigen Produktionskosten, welche zur Darstellung desselben auf die Bewirtschaftung des Bodens verwendet werden. Die Produktionskosten sind bei Berechnung derselben als durchschnittlich normale, die Bewirtschaftung ist als übliche zu veranschlagen. Etwanige durch besondere Tüchtigkeit oder Ungeschicklichkeit erzielte Mehr- oder Mindererträge sind als Unternehmergewinn (oder -Verlust), bez. als Unternehmerverdienst zu betrachten. Zinsen des Ankaufskapitals sind zur Ermittelung der Rente nicht in Abzug zu bringen, sondern nur, wenn es sich darum handelt, den Gewinn zu berechnen, welcher durch den Kauf gemacht wurde. Abzüge durch Lasten, Servituten, Steuern sind Teile der Rente. Der Bodenwert oder das Kapital, welches der Boden darstellt, ergibt sich durch Kapitalisierung dieser Rente. Die Ursachen, welche die Entstehung der Rente bewirken, sind in der Nationalökonomie ein Gegenstand des lebhaftesten Streits gewesen, und es sind danach folgende Theorien zu unterscheiden.

1) Fertilitätstheorie. Die Physiokraten führten die Rente zurück auf die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens, seine Eigenschaft, mehr an Erträgen zu gewähren, als zur Ernährung der mit der Bebauung beschäftigten Arbeiter erforderlich sei. Sie übersahen hierbei, daß die Arbeitsteilung in andern Wirtschaftszweigen die gleichen Folgen haben kann, daß die Höhe der Rente auch durch den Preis der Arbeit und der Produkte sowie durch Umfang und Art der Bewirtschaftung bedingt wird. Die Fertilität ist nur eine Ursache neben andern, weshalb auch geringerer Boden unter Umständen eine höhere Rente abwerfen kann als sehr fruchtbarer.

2) Monopoltheorie. Nach andern ist das Eigentum die Ursache der Rente, welche eine Ausnahme von der Regel bilde, daß der Preis den Kosten nahekomme. Ohne das Eigentum werde der Preis der Bodenprodukte niedriger stehen und die Rente verschwinden. Die Anhänger dieser Theorie rechtfertigen das gewinnreiche Privilegium des Grundeigentümers damit, daß die Rente einen Reiz zur guten Wirtschaft bilde; das Monopol sei daher ein nützliches und notwendiges, welches im Interesse aller liege. Allerdings kann die Machtstellung des Eigentümers die Quelle größerer Einnahmen sein (Grundherrschaft, billige Sklavenarbeit), auch tragen bessere Böden insofern einen Monopolcharakter, als sie in beschränkter Menge vorhanden sind, ein Umstand, der selbst bei den schlechtesten Böden zur Rentenbildung führen kann (sehr dicht bevölkertes Land, Insel); doch würde mit dem Eigentum nicht auch die Thatsache beseitigt werden können, daß nicht alle Böden gleiche Bewirtschaftungskosten erfordern und gleiche Erträge abwerfen.

3) Ricardo-Thünensche Theorie. Eng verknüpft mit der Lehre von der B. ist der Name Ricardo, der übrigens für seine Theorie schon mehrere Vorläufer gehabt hatte, insbesondere den ihm freilich unbekannten schottischen Pachter Anderson. Zur Veranschaulichung seiner Lehre führt uns Ricardo die Entwickelung eines Landes von seiner ersten Besiedelung an vor Augen. "Bei der ersten Ansiedelung aus einem Landstrich, auf welchem sich ein Überfluß an reichem und fruchtbarem Boden findet, wovon nur ein kleiner Teil zum Bau der Lebensmittel für die dermalige Bevölkerung erforderlich ist, wird es keine Rente geben." Der Preis der Bodenprodukte wird nur so hoch stehen, daß gerade die Bebauungskosten gedeckt werden. Mit zunehmender Bevölkerung wird allmählich der Zeitpunkt erreicht, in welchem die beste Bodenqualität zur Deckung des Bedarfs nicht mehr ausreicht. Der Preis der Produkte wird steigen und zwar so hoch, daß auch die zweite Qualität in Angriff genommen werden kann. So wird jeweilig der schlechteste, gerade noch zur Deckung der Nachfrage erforderliche Boden nur die auf ihn verwandten Kosten vergüten, während die bessern Überschüsse über die letztern, d. h. Renten, abwerfen. Nach dieser Theorie ist die Rente ein Ergebnis der Verteilungsverhältnisse und der relativen Verschiedenheit in der Qualität der Grundstücke. Gegen dieselbe sind mancherlei Einwendungen erhoben worden, welche zum Teil hinfällig, zum Teil als Verbesserungen zu betrachten sind. Ricardo nannte Rente denjenigen Teil der Erzeugnisse der Erde, welcher dem Grundherrn für die Benutzung des ursprünglichen und unzerstörbaren Bodens bezahlt werde. Die Bezeichnung unzerstörbar ist nicht zutreffend. Auch ist es für die Frage der Rente gleichgültig, ob die jetzige Ergiebigkeit des Bodens eine rein natürliche oder zum Teil menschlicher Kultur zu verdanken ist. Meliorationen, welche hinter uns liegen, sind untrennbare Bestandteile des Bodens geworden. Eine Erweiterung und exaktere Gestaltung hat die Rententheorie durch Thünen erfahren, welcher den Einfluß der Lage und der Nähe des Absatzgebiets sowie den der Preise und Kosten auf die Intensität der Bewirtschaftung untersuchte. Ricardos Theorie hat eine etwas pessimistische Färbung, indem mit zunehmender Bevölkerung auch die Schwierigkeit der Ernährung wächst. Dies rührt daher, daß Ricardo den Einfluß von Verbesserungen und zwar nicht allein derjenigen des Ackerbaues, sondern auch derjenigen der Industrie nicht genügend beachtet. Dann ist die Annahme nicht zutreffend, als ob früher derjenige Boden zuerst bebaut worden sei, welchen wir heute nach Maßgabe unsrer jetzigen wirtschaftlichen Kräfte als den besten veranschlagen. Nachdem schon Hagen seiner Zeit hierauf hingewiesen, hat später Carey dargelegt, daß in vielen Fällen der fruchtbarem Boden erst mit steigendem Reichtum in Angriff genommen worden sei.