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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bogen; Bogenfeile; Bogenflügel

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Bogen - Bogenflügel.

daß man mittels desselben verschiedene Dimensionen in gleicher Höhe überspannen kann, indem man ihn bei kleinern steiler, bei größern flacher konstruiert. Auch für die ästhetische Ausbildung der architektonischen Formen sind die B. von höchster Wichtigkeit, indem sie den einzelnen seit der Bekanntschaft mit dem Wölben entstandenen Stilen ein verschiedenes Gepräge geben. So zeigen die Gewölbebauten des römischen, altchristlichen und romanischen Stils sowie deren verschiedene Ausläufer im Morgen- und Abendland vorwiegend den Rundbogen, während diejenigen des gotischen Stils und seine Ausläufer im Süden und Norden vorzugsweise den Spitzbogen zur Anwendung bringen. Zusammengesetzte B. verschiedener Baustile zeigen die Figuren 12-29, worunter der in Fig. 15 dargestellte vermittelte scheitrechte B. der modernen, der Kielbogen (Fig. 18) der maurischen, der Karniesbogen (Fig. 17) der zopfigen, der Sternbogen (Fig. 16 u. 20) sowie Kragsturzbogen (Fig. 19) der gotischen Architektur angehören. Die in Fig. 21, 22 und 23 dargestellten Kleebogen haben vorzugsweise in dem romanischen, die in Fig. 24-29 dargestellten Nasenbogen besonders in dem gotischen Stil Anwendung gefunden, und zwar gehört der in Fig. 28 dargestellte Nasenbogen der besten, der in Fig. 13 u. 29 enthaltene sogen. Eselsrückenbogen der bereits ausgearteten Periode dieses Stils an.

Bogen. In der Notenschrift unterscheidet man zunächst den zwei auf derselben Stufe unmittelbar aufeinander folgende Noten verbindenden B., welcher andeutet, daß die zweite dieser beiden Noten nicht von neuem angeschlagen, sondern, mit der ersten ununterbrochen fortklingend, zusammengezogen werden soll (Haltebogen). Ein B. über oder unter Noten auf verschiedenen Stufen zeigt an, daß diese Noten legato vorgetragen, d. h. streng miteinander verbunden oder geschleift, werden sollen (Bindebogen, Legatobogen). Ein B. über oder unter Noten, die zugleich das Zeichen des Staccato haben, bedeutet, daß diese Töne nicht gebunden, aber auch nicht abgestoßen, sondern ziemlich lang gehalten und nur leicht abgesetzt werden sollen (non legato, Halbstaccato, Portament). Die Notierung für Streichinstrumente überspannt die Noten mit einem B., welche mit demselben Bogenstrich gespielt werden sollen (s. Bogenführung); diese B. enden meist mit dem Taktstrich oder der Takthälfte, und es ist anzunehmen, daß die große Zahl sinnwidriger B. der Klaviermusik darauf zurückzuführen ist, daß die Komponisten gewohnheitsmäßig die B. setzten wie für Streichinstrumente. Neuerdings ist man bestrebt, den B. zugleich als Zeichen der motivischen Gliederung anzuwenden (Phrasierungsbogen).

Als musikalisches Instrument bedeutet B. (ital. Arco, franz. Archet) dasjenige Werkzeug, mit dem die Saiten der Geigeninstrumente gespielt werden; dasselbe ist aus sehr hartem Holz (Schlangenholz, Brasilienholz, Pernambukholz) gefertigt, mit Pferdehaaren bezogen, die mittels eines Gewindes am Griffende (Frosch) straffer gezogen werden können und vor dem Spiel mit Kolophonium bestrichen werden. Die Vorschriften "a punto d'arco" (mit der Bogenspitze) und "am Frosch" fordern jene ein besonders leichtes, diese ein hartes Spiel. Endlich heißen B. auch die Einsatzstücke für die Schallröhre der Wald- und Ventilhörner, welche den Stimmungston verändern, so daß aus einem F-Horn ein B-Horn gemacht werden kann etc.

Bogen, eine Waffe, mit welcher Pfeile abgeschossen werden. Sie ist aus elastischen Stoffen, aus Ahorn- oder Eibenholz, Fischbein, Horn, zwei Antilopenhörnern (Griechen, Fig. 1), mehr oder minder halbmondförmig gefertigt, zwischen den beiden Enden ist eine Sehne aus Pflanzenfasern oder Tiersehnen (Bogensehne) straff ausgespannt. Unter den alten Völkern haben sich die Thraker, Kreter, Kureten, Parther, Numidier und Skythen (Fig. 2), unter den neuern die Engländer als Bogenschützen (Bogner) ausgezeichnet. Bei den Griechen waren die Bogenschützen nie geachtet, sie führten daher, wie die Römer, nicht selbst den B., sondern bedienten sich hierzu der Hilfstruppen. Da Mohammed den Gebrauch des Bogens zur Religionspflicht erhob, so waren Türken, Perser und Araber vorzügliche Bogenschützen. Wie der B. bei allen Völkern auf den ersten Kulturstufen eine Hauptwaffe ist, so ist er es noch jetzt bei den Völkern Inneramerikas, Afrikas und Ozeaniens. Im Mittelalter waren die englischen Bogenschützen sehr berühmt; ihr B. war 1,8, der deutsche 1,2, der italienische 1,5 m lang, erstere beiden vorzugsweise aus Eibenholz, letzterer aus Stahl gefertigt. Der Pfeil, aus Eschen- oder Tannenholz, war bis 0,9 m lang und dessen Spitze nicht nur bei manchen Wilden, sondern auch häufig bei europäischen Völkern vergiftet. Der an der rechten Schulter oder am Gürtel getragene Köcher (Fig. 3 u. 4) enthielt 12-14 Pfeile, die bis 200 Schritt noch von tödlicher Wirkung waren. Armbrust und Feuerwaffen verdrängten den B., der aber, z. B. in England, noch bis Ende des 17. Jahrh. im Gebrauch blieb; vgl. Archers. Über prähistorische B. s. Moorfunde.

Bogen, Marktflecken in Niederbayern, am linken Ufer der Donau, nordöstlich von Straubing, Sitz eines Bezirksamtes und eines Amtsgerichts, mit besuchten Viehmärkten und (1880) 1401 Einw.; große Ziegelei im nahen Bogenberg. Die Pfarrkirche auf dem Bogenberg enthält ein steinernes Marienbild, zu dem eifrig gewallfahrtet wird. B. war ehedem Sitz der Grafen von B., welche 1242 ausstarben, worauf die Grafschaft mit Unterviechtach, Milterfels und Deggendorf an Bayern fiel.

Bogenfeile, s. Säge.

Bogenflügel (Bogenklaviere) sind Versuche, den Effekt von Streichinstrumenten mit einer Klaviatur